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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unsern Messern, als deine Schüsse fielen. Die Navajos hatten dir nichts getan. Du hast nicht mit ihnen gekämpft, sondern sie aus dem Hinterhalt erschossen. Du bist kein Krieger, sondern ein Mörder. Dort liegen ihre Leichen. Darf ich mir ihre Skalpe nehmen? Nein, denn sie sind von deinen heimtückischen Kugeln gefallen. Wärest du nicht gekommen, so hätte ich sie, durch das Schnauben unsrer Pferde aufmerksam gemacht, mit dem Messer empfangen und dürfte mich mit ihren Skalplocken schmücken. Kennst du den, in dessen Haar die Feder steckt? Sein Name lautet Khasti-tine (‚Alter Mann‘), obgleich die Zeit seines Lebens erst zwanzig Sommer und Winter beträgt. Diesen Ehrennamen erhielt er infolge seiner Klugheit und Tapferkeit. Und so einen Krieger hast du gemordet! Und mich hast du um den Ruhm gebracht, ihn besiegt zu haben! Und da verlangst du anstatt Rache Lohn von mir!“
    Dem Ölprinzen wurde himmelangst, und seinen Begleitern war es nicht weniger bange. Der Häuptling fuhr fort: „So wie du sind die Bleichgesichter alle. Wieviel gute gibt es unter ihnen? Auf einen Old Shatterhand, in dessen Herz die Liebe wohnt, kommen hundertmal hundert andre, welche uns das Verderben bringen. Bleibt hier stehen, bis ich wiederkomme! Wenn ihr es wagt, euch zu entfernen, seid ihr verloren!“
    Er gab dem andern Nijora einen Wink und schritt mit ihm, die Fährte sorgfältig untersuchend, neben derselben hin dem Eingang zu, hinter welchem die beiden verschwanden.
    „O wehe! Das klang viel, viel anders, als wir erwarteten!“ klagte der Bankier. „Ihr habt uns da eine Suppe eingebrockt, die so dick geraten ist, daß wir, wenn wir sie essen müssen, an ihr ersticken können!“
    „Ein Mörder!“ stimmte der Buchhalter bei. „Der Häuptling hatte recht. Warum habt Ihr doch nur geschossen. Dieser Khasti-tine, ein so junges Blut und doch schon so berühmt! Schaudert Euch nicht selber ob dieser Tat?“
    „Schweigt!“ herrschte ihn der Ölprinz an. „Es ist doch so, wie ich sagte; ich habe den Häuptling vom Tod errettet. Das vom Schnauben der Pferde ist Ausrede, ist Lüge!“
    „Möchte es bezweifeln. Der Mann sieht genau so aus, als ob er wisse, was er sagt. Standen wir nicht wie Schulbuben vor ihm? Es wird am besten sein, uns aus dem Staub zu machen, ehe er wiederkommt!“
    „Wagt das nicht, Mr. Baumgarten! Er scheint noch mehr Krieger in der Nähe zu haben. Wenn wir uns entfernten, würde er sich mit ihnen an unsre Fersen heften, und dann wären wir verloren, während es so noch möglich ist, daß er uns laufen läßt. Warten wir also!“
    Es verging über eine Viertelstunde, ehe die Nijoras wiederkamen. Als sie herangekommen waren, sagte Mokaschi: „Die Rache steht bereits hinter dir, und das Verderben wird dich ereilen, ohne daß ich die Hand an dich lege. Es sind nicht zwei, sondern drei Navajos gewesen. Der dritte hat am Eingang Wache gehalten und wohl alles, gesehen, ohne die Mordtat verhindern zu können. Er wird seine Mokassins auf deine Fährte setzen und dir folgen, bis sein Messer dir im Herzen sitzt. Dein Skalp sitzt nicht fester auf deinem Haupt als ein Regentropfen, den der Wind vom Zweig schüttelt. Ich habe keinen Teil an dir, weder im Guten noch im Bösen. Warum wollt ihr nach dem Chellyfluß? Was sucht ihr dort?“
    „Ein Stück Land“, erklang es kleinlaut aus dem Mund des seiner Sache vorher so sichern Ölprinzen.
    „Gehört es dir?“
    „Ja.“
    „Wer hat es dir geschenkt?“
    „Niemand.“
    „Und dennoch behauptest du, daß es dir gehöre!“
    „Ja. Es ist ein Tomahawk-Improvement.“
    „Es tut mir leid, daß ich das hören muß.“
    „Warum?“
    „Weil das ein Räuber- und Diebeswort ist! Ein Stück Land am Chellyfluß! Es ist dein! Und hier steht Mokaschi, der Häuptling der Nijoras, welche die rechtmäßigen Herren und Besitzer der ganzen Chellygegend sind! Ihr räudigen Hunde! Was würden die Bleichgesichter jenseits des großen Meeres sagen, wenn wir hinüberkämen und behaupteten, daß ihr Land unser sei? Wir aber sollen es uns gefallen lassen, daß sie über uns herfallen und uns alles nehmen! Ein Stück Land am Chellyfluß, welches dir gehört, obgleich du es von uns weder gekauft noch geschenkt erhalten hast! Meine Faust sollte dich niederschlagen, doch ist sie zu stolz, dich zu berühren. Macht euch fort von hier, fort nach dem Landfetzen, nach welchem eure Seelen schreien! Setzt euch darauf und ihr braucht gar nicht lange zu warten, so wird er euch die blutige Ernte

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