10 - Der Ölprinz
Gestein beinahe lotrecht abwärts; sie standen am Rand des Talkessels, welcher von hohen Felswänden eingeschlossen wurde, aber zwei schmale Ausgänge hatte. Sie befanden sich auf einer, einem Altan gleichenden niedrigen Stelle der Westwand. Der eine Eingang lag an der Süd- und der andre an der Nordseite. Der Felsenteil, welcher den Altan trug, trat weit in das Tal hinein, so daß der Steinblock, von welchem der Ölprinz vorhin gesprochen hatte, gar nicht weit von ihnen lag. Die Blutbuche neben ihm war ein Baum von solch schönem Bau, daß sein Anblick einen Maler in Entzücken versetzt hätte.
„Welch herrlicher Baum!“ rief Baumgarten aus. „So einen –“
„Pst!“ warnte ihn da Grinley, indem er ihn am Arm faßte. „Still! Wir sind nicht allein hier. Seht Ihr die beiden Indianer dort an der Nordseite des Felsblockes? Jenseits desselben scheinen ihre Pferde zu grasen.“
Es war so. Zwei Indianer saßen am Felsen, da, wo er Schatten warf. Dort waren sie vor den heißen Strahlen der Sonne geschützt. Sie waren mit den Kriegsfarben bemalt, so daß man ihre Züge nicht zu erkennen vermochte. Der eine von ihnen trug zwei weiße Adlerfedern im Schopf. Und nun erst fiel den drei Beobachtern ein dunkler Strich im Gras auf, welcher beim südlichen Eingang begann und wie eine gerade gezogene Schnur nach dem Felsblock führte.
„Dieser Strich ist die Fährte, welche die beiden Roten gemacht haben“, erklärte Grinley seinen Begleitern. „Sie sind von Süden her hereingekommen und werden, wenn sie sich ausgeruht haben, nach Norden hinausreiten.“
„Da können wir aber doch nicht weiter, nicht hinab!“ bemerkte der Bankier besorgt. „Seit unsrer Gefangenschaft im Pueblo traue ich keinem Indsman mehr. Wer mögen die beiden sein?“
„Ich kenne sie und weiß sogar den Namen des einen. Es ist Mokaschi, der Häuptling der Nijoras.“
„Was bedeutet dieser Name?“ erkundigte sich der Buchhalter.
„Mokaschi heißt ‚Büffel‘. Der Häuptling war, als die Bisons noch in großen Herden durch die Savannen und über die Pässe zogen, ein berühmter Büffeljäger. Daher sein Name.“
„Wenn Ihr ihn kennt, so kennt er vielleicht auch Euch?“
„Ja, denn ich bin früher einigemal bei seinem Stamm gewesen.“
„Wie ist er Euch gesinnt?“
„Freundlich, wenigstens früher, und diese Gesinnung wird sich in Friedenszeiten auch nicht ändern. Jetzt aber ist das Beil des Krieges ausgegraben, und da darf man nicht trauen.“
„Hm, was ist da zu tun?“
„Weiß wirklich nicht. Reiten wir vollends hinab, so empfängt er uns vielleicht freundlich, vielleicht auch nicht. Auf alle Fälle aber erfährt er unsre Anwesenheit, die ihm besser verborgen bleiben sollte.“
„Können wir ihm denn nicht auf einem Umweg ausweichen?“
„Allerdings; aber dieser Umweg würde so bedeutend sein, daß wir heut nicht an unsern Petroleumsee gelangten. Noch viel weniger würden wir auf Buttler und Poller treffen, die uns wahrscheinlich entgegengeritten kommen. Es ist wirklich höchst fatal, daß diese beiden Nijoras gerade hier – – – halt“, unterbrach er sich, „was ist denn das?“
Er sah etwas, was die drei Beobachter in die höchste Spannung versetzen mußte. Es erschienen nämlich am südlichen Eingang, woher die Spur der Nijoras kam, zwei Indianer, nicht beritten, sondern zu Fuß. Auch ihre Gesichter waren mit Kriegsfarben bemalt; der eine von ihnen trug eine Adlerfeder im Haar, war also nicht gerade ein hervorragender Häuptling, mußte sich aber durch seine kriegerischen Eigenschaften ausgezeichnet haben. Bewaffnet waren sie mit Gewehren.
„Sind das auch Nijoras?“ fragte Rollins.
„Nein, sondern Navajos“, antwortete der Ölprinz leise, als ob die Roten ihn hören könnten.
„Kennt Ihr sie vielleicht?“
„Nein. Der mit der Feder ist ein noch junger Krieger, welcher diese Auszeichnung jedenfalls erst nach der Zeit, in welcher ich zum letzten Mal bei den Navajos war, erhalten hat.“
„Alle Donner! Sie legen sich ins Gras. Warum tun sie das?“
„Erratet ihr das nicht? Sie sind ja Feinde der Nijoras. Hier treffen Kundschafter beider Stämme zusammen. Das gibt Blut! Die Navajos sind auf die Spur der Nijoras gestoßen und ihnen heimlich gefolgt bis hier ins Tal herein. Paßt auf, was geschehen wird!“
Er zitterte vor Aufregung, und seinen beiden Begleitern ging es ebenso; der Platz, auf welchem sie standen, lag so, daß sie den Vorgang beobachten konnten, ohne gesehen zu werden.
Die zwei
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