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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Navajos krochen langsam auf den Spitzen der Hände und Füße auf der Fährte der Nijoras nach dem Felsenblock hin.
    „Alle Teufel!“ meinte der Ölprinz. „Mokaschi und sein Begleiter sind verloren, wenn sie nur noch eine Minute sitzenbleiben!“
    „Herrgott!“ fragte der aufgeregte Buchhalter. „Können wir die Bluttat nicht verhüten?“
    „Nein, nein – und – aber – ja“, antwortete Grinley mit fliegendem Atem – „benutzen müssen wir die Sache.“
    Die beiden Navajos befanden sich noch zehn Schritte vom Felsblock entfernt. Erreichten sie ihn, so war es um die Nijoras, welche hinterrücks überfallen wurden, geschehen.
    „Benutzen? Wieso?“ erkundigte sich der Bankier, der kaum zu atmen wagte.
    „Sollt es sofort sehen.“
    Er nahm sein Doppelgewehr mit einer schnellen Bewegung vom Sattel und legte es an.
    „Um Gottes willen, Ihr wollt doch nicht etwa schießen?“ wollte Baumgarten ihm sein Vorhaben vereiteln, aber da krachte auch schon der erste Schuß und eine Sekunde später der zweite. Der eine Navajo, welcher die Feder trug, wurde vom ersten Schuß in den Kopf getroffen und war sofort tot; den andern erreichte die zweite Kugel; er tat einen Satz in die Luft, noch einen und brach dann zusammen.
    „Herr, mein Gott! Ihr habt sie erschossen!“ schrie Rollins vor Entsetzen laut auf.
    „Zu meinem und Eurem Nutzen“, antwortete der Ölprinz in kaltem Ton, indem er das Gewehr absetzte und auf dem Felsen soweit vortrat, daß er von unten gesehen werden konnte.
    Der Erfolg der beiden Schüsse auf die Nijoras war ein blitzschneller. Sie sprangen im ersten Schreck aus ihrer sitzenden Stellung auf, warfen sich aber sofort wieder nieder, platt ins Gras, um ein so wenig wie möglich sichtbares Ziel zu bieten. Sie glaubten, die Schüsse seien auf sie gerichtet gewesen, denn sie konnten, da der Felsblock dazwischen lag, die beiden toten Navajos nicht liegen sehen. Da sie sich aber den, welcher geschossen hatte, hinter diesem Block dachten, so krochen sie langsam und vorsichtig am Fuß desselben hin, um die eine Ecke zu erreichen, von wo aus sie dann den oder die Schützen zu bemerken hofften. Da rief der Ölprinz von seinem Altan herab: „Mokaschi, der Häuptling der Nijoras, darf sich unbedenklich aufrichten; er braucht sich nicht zu verstecken, denn seine Feinde sind tot.“
    Mokaschi richtete den Blick zu ihm empor, stieß, als er ihn sah, einen Ruf der Überraschung aus und fragte: „Uff! Wer hat geschossen?“
    „Ich.“
    „Auf wen?“
    „Auf die zwei Navajos.“
    „Wo?“
    „Hinter Eurem Felsen. Geht hin! Sie sind tot.“
    Aber der vorsichtige Rote folgte dieser Aufforderung keineswegs sofort, sondern er kroch weiter, bis zur Ecke hin und lugte hinter derselben hervor, erst im höchsten Grad vorsichtig; dann hob er den Kopf immer höher, zog sein Messer, um auf alles vorbereitet zu sein, und sprang mit zwei, drei schnellen Sätzen zu den Leichen hin. Als er sah, daß kein Leben mehr in ihnen war, richtete er sich auf und rief dem Ölprinzen zu: „Du hast recht; sie sind tot. Komm herab!“
    „Ich bin nicht allein; es sind noch Männer bei mir.“
    „Bleichgesichter?“
    „Ja.“
    „Wie viele?“
    „Zwei.“
    „Bring sie mit!“
    „Wollen wir ihm den Willen tun?“ fragte Rollins den Ölprinzen.
    „Natürlich“, antwortete dieser.
    „Hat das keine Gefahr?“
    „Nun nicht die geringste. Ich habe den beiden Nijoras das Leben gerettet, und sie sind uns also zum größten Dank verpflichtet.“
    „Aber, Sir, es ist ein Mord, ein Doppelmord!“
    „Pshaw! Laßt Euch das nicht anfechten. Zwei Indianer mußten auf alle Fälle sterben. Sagte oder tat ich nichts, so traf es die Nijoras. Rief ich ihnen eine Warnung zu, so gab es einen Kampf zwischen Vieren, den wohl schwerlich einer von ihnen überlebt hätte. Die Vier hätten einander zerfleischt. Da habe ich das schwarze Los den beiden Navajos zugeworfen und mir dadurch die Dankbarkeit und Freundschaft Mokaschis erworben. Jetzt brauchen wir keine Sorge mehr zu haben. Unser Petroleumunternehmen muß gelingen, denn die Nijoras werden uns beschützen. Also kommt und folgt mir getrost!“
    Sie taten dies, konnten sich aber eines Grauens vor diesem Mann nicht erwehren, der um eines Vorteils willen zwei Menschen, die ihm nichts getan, so schlanker Weise das Leben genommen hatte. Ihr Weg führte sie außerhalb des Tales bis zum südlichen Eingang desselben nieder. Als sie durch denselben passierten, sahen sie nicht, daß hinter einem

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