10 - Der Ölprinz
Gebüsch zwei funkelnde Augen auf sie gerichtet waren. Sie verschwanden hinter dem engen Durchlaß, und nun richtete sich ein Roter hinter dem Gesträuch auf und knirschte: „Uff! Der Alte war der Mörder! Ich konnte meinen Brüdern nicht helfen, aber ich werde sie rächen. Man wird nach unsern Spuren forschen, mich aber nicht finden.“
Sich wieder niederduckend, verschwand er im Gesträuch. Er war ein Navajo. Jedenfalls hatte er als Sicherheitsposten hier bleiben müssen, während seine unglücklichen Gefährten in das Tal gedrungen waren.
Der Ölprinz ritt mit Rollins und Baumgarten getrosten Mutes auf den Häuptling zu, der sie an dem Felsblock erwartete. Mokaschi hatte vorher Grinleys Gesicht der Entfernung wegen nicht deutlich erkennen können; jetzt, als er es in der Nähe sah, zog sich seine Stirn unter den Querstrichen der Kriegsfarben finster zusammen.
„Wo kommen die drei Bleichgesichter her?“ fragte er.
Der Ölprinz hatte einen weit freundlicheren Empfang erwartet; er antwortete enttäuscht, indem er vom Pferd stieg, was auch seine Begleiter taten: „Unser Pfad hat am Rio Gila begonnen.“
„Wo wird er denn enden?“
„Am Wasser des Chelly.“
„Seid ihr allein?“
„Ja.“
„Kommen noch mehr der Bleichgesichter nach?“
„Nein. Und wenn welche kommen sollten, so sind sie nicht Freunde von uns.“
„Wißt ihr, daß die Pfeife des Friedens von uns zerbrochen worden ist?“
„Ja.“
„Und dennoch wagt ihr euch hierher?“
„Eure Feindschaft ist doch nur gegen die Navajos, nicht aber gegen die Weißen gerichtet!“
„Die Bleichgesichter sind schlimmer als die Hunde der Navajos. Als es noch keine Weißen gab, herrschte Frieden unter allen roten Männern. Nur den Bleichgesichtern haben wir es zu verdanken, daß der Tomahawk unser Leben frißt. Sie werden nicht geschont.“
„Willst du damit sagen, daß ihr unsere Feinde seid?“
„Ja, eure Todfeinde.“
„Und doch habt ihr beide meinen zwei Kugeln euer Leben zu verdanken! Wollt ihr uns dafür am Marterfeuer braten?“
Über das Gesicht des Häuptlings zuckte ein verächtliches Lächeln als er hierauf antwortete: „Du sprichst vom Marterfeuer, als befändest du dich bereits in unsrer Gewalt, und doch sind wir nur zu zweien, während ihr zu dreien seid. Du scheinst den Mut eines Frosches zu haben, welcher der Schlange in den Rachen springt, wenn sie den Blick auf ihn richtet.“
Dieses beleidigende Verhalten war jedenfalls nicht bloß eine Folge der jetzt herrschenden feindseligen Verhältnisse. Sehr wahrscheinlich war das Ansehen Grinleys schon früher ein ganz andres bei den Nijoras gewesen, als er seinen Begleitern gesagt hatte. Er fühlte, daß sie unbedingt auf diesen Gedanken kommen mußten und wollte dem entgegenwirken, indem er fragte: „Mokaschi, der tapfere Häuptling, kennt mich wohl nicht mehr?“
„Mein Auge hat noch nie ein Gesicht vergessen, selbst wenn es dasselbe nur ein einziges Mal und kurz zu sehen bekam.“
„Ich habe den Kriegern der Nijoras nie ein Leid getan!“
„Uff! Warum sprichst du so? Hättest du einen meiner Krieger nur mit einer Bewegung der Fingerspitze gekränkt, so lebtest du nicht mehr.“
„Warum trittst du denn so feindselig gegen mich auf? Ist dein Leben so wenig wert, daß du den Retter desselben nicht einmal willkommen heißest?“
„Sag mir erst, wann du die Navajos, welche du vorhin tötetest, gesehen und wie lange du sie verfolgt hast!“
„Ich sah sie zwei Minuten, bevor ich sie erschoß, um dich zu retten.“
„Was hatten sie dir getan?“
„Nichts.“
„Du hattest keine Rache gegen sie?“
„Nein.“
„Und doch hast du sie getötet!“
„Nur um dich zu retten!“
„Hund!“ donnerte der Mokaschi, indem seine Augen funkelten, den Weißen an. „Es haben mir viele Jäger und Krieger ihr Leben zu verdanken, und ich habe es nicht ein einziges Mal erwähnt, obgleich Jahre darüber vergangen sind. Du aber stehst erst wenige Augenblicke vor mir und hast dich bereits fünfmal meinen Retter genannt. Wenn du so dich selbst bezahlst, darfst du keinen Lohn von mir erwarten. Habe ich verlangt, von dir gerettet zu werden?“
Grinley fühlte sich außerordentlich eingeschüchtert, wagte aber dennoch den Einwurf: „Nein; aber ohne mich wärest du jetzt tot.“
„Wer sagt dir das? Es ist eine Lüge. Du siehst hier neben dem Felsen unsre Pferde stehen, welche uns die Annäherung jedes fremden Menschen verraten. Eben hörten wir sie schnauben und griffen schon nach
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