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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vorüber war, drohte der Hobble mit der Faust hinter ihm her und knirschte: „Wenn ich nur könnte, wie ich wollte, da riß ich diese roten Halunken in Schtücke, daß sie wie Sägeschpähne durch alle Lüfte flögen! Aber ich werde ihnen schon noch een Licht darüber offschtecken, was der Hobble-Frank zu bedeuten hat, wenn sein Grimm zornig und sein Zorn grimmig geworden is! Da sind sie hin, und wir schtehen hier wie zwee zerbrochene Regenschirme oder als ob uns die Filzschuhe an die Beene gewachsen wären! Wollen wir ihnen denn nich nach?“
    „Nein.“
    „Warum denn nich?“
    „Weil das ein Umweg wäre. Sie mußten sich zum Transport der Gefangenen den bequemsten Weg auswählen, sind darum längs der Höhe hin und werden dann an einer geeigneten Stelle hinuntergehen. Wir aber schleichen uns den Abhang hier hinab, da wo sie heraufgekommen sind.“
    „Und nachher?“
    „Nachher werden wir ja sehen, was wir tun können.“
    „Schön, also vorwärts, Sam! Es juckt mich in allen Fingern, die Kerls bei der Parabel festzunehmen.“
    Sie stiegen langsam und vorsichtig geraden Weges in das Tal hinab. Als sie unten angekommen waren, wurde ihnen das Anschleichen durch die brennenden Feuer erleichtert, nach denen sie sich richten konnten. Sie bewegten sich ein wenig oberhalb des Indianerlagers hin, bis sie an eine Stelle kamen, wo zwei hohe, flache und dünne Felsenstücke so gegeneinander lagen, daß sie eine Art Feldhütte oder ein Dach bildeten, unter welchem leidlich Platz für zwei Personen war. Vorn standen einige kleine Koniferen, deren niedrige Zweige den Eingang fast ganz verdeckten. Sie krochen hinein und legten sich so, daß sie sich mit den Köpfen unter den Bäumchen befanden und zwischen den Stämmen derselben hervorblicken konnten.
    Als sie es sich so bequem als möglich gemacht hatten, stieß Frank seinen Gefährten an und flüsterte ihm zu: „Siehst du, daß sich meine große Komprimationsgabe nicht geirrt hat! Dort sitzt der Pflaumentoffel am Feuer. Er ist es also wirklich gewesen, der uns verraten hat, dieser zwölf aktige Emeritikus!“
    „Ja, du hast recht gehabt; er ist es wirklich gewesen.“
    „Aber er scheint nicht gefangen zu sein. Warum haben sie ihn nich gefesselt?“
    „Das ist auch mir unbegreiflich.“
    „Siehst du, wer dort liegt?“
    „Ah, der Ölprinz! Und die beeden andern werden Buttler und Poller sein.“
    Außerdem konnten die beiden etwa hundertfünfzig Indianer zählen; also waren ebenso viele nach oben gestiegen, um die Weißen festzunehmen und dann herabzuschaffen. Am Fluß schliefen oder grasten die Pferde; sie waren abgezäumt, und man hatte die Sättel in mehrere Haufen zusammengelegt. Jetzt waren die lagernden Roten aufgesprungen; sie blickten erwartungsvoll talaufwärts. Von dorther erscholl ein Jubelgeheul, und sie beantworteten es. Der oben erwähnte Zug näherte sich dem Lager.
    Erst erschien ein kleiner Trupp von Roten; dann kamen Old Shatterhand und Winnetou mit ihren acht Wächtern. Diesen beiden Männern sah man es nicht an, daß sie sich gefangen oder gar gedemütigt fühlen müßten. Ihre Haltung war stolz und aufrecht, und mit freien, offenen Blicken musterten sie den Platz und die Personen, welche an den Feuern standen oder lagen. Auch den andern Westmännern sah man keine Niedergeschlagenheit an; die deutschen Auswanderer jedoch blickten ängstlich um sich her, und noch niedergedrückter sahen ihre Frauen aus, welche alle Mühe hatten, das Weinen der Kinder zu unterdrücken. Eine Ausnahme machte Frau Rosalie Ebersbach, welche auch gebunden war, aber in ihren Fesseln stolz einherschritt und mit geradezu herausfordernder Miene um sich blickte.
    Dem Kantor mochte jetzt doch endlich ein Licht über den Fehler aufgehen, den er begangen hatte; sobald er die Situation einigermaßen übersah, trat er auf Old Shatterhand zu und sagte: „Herr Franke klagte über Durst; darum kletterte ich hier herunter, um ihm heimlich eine Freude – – –“
    „Schweigen Sie!“ herrschte ihn der Jäger an und wendete sich von ihm ab.
    Einige Indianer nahmen den Emeritus zwischen sich, denn er sollte nicht mit seinen Reisegefährten sprechen. Die Nijoras bildeten einen Kreis um die Gefangenen; ihr Häuptling stand mit den bedeutendsten Kriegern in demselben und ergriff nun das Wort, indem er sich an Winnetou wendete: „Winnetou, der Häuptling der Apachen, ist gekommen, uns zu töten; er wird dafür am Marterpfahl sterben müssen.“
    „Pshaw!“
    Nur dieses eine Wort

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