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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie Sam Hawkens vernommen hatten. Der Platz am Feuer war leer; die Roten starrten auf denselben hin, kaum imstande, sich selbst zu begreifen, daß sie sich so hatten überraschen lassen.
    Die beiden Helden dieser befreienden Tat hatten nicht Zeit gefunden, auf ein Vorkommnis zu achten, dessen Folgen ihnen später sehr ärgerlich werden sollten. Dem Kantor emeritus war nämlich plötzlich eingefallen, daß er in der oberen Westentasche, welche ihm nicht geleert worden war, sein Federmesser stecken hatte. Er wollte den Fehler, den er begangen hatte, wiedergutmachen und ging, während alle andern nur für Old Shatterhand und Winnetou Augen hatten, zu Poller hin, setzte sich neben denselben nieder und sagte: „Eben denke ich daran, daß ich ein Federmesser habe. Sie wollen meinen Kameraden mithelfen. Hier ist es.“
    „Schön, schön!“ antwortete Poller entzückt. „Legen Sie sich lang neben mich her, und schneiden Sie mir die Riemen an den Händen entzwei, doch so, daß niemand es sieht. Wenn Sie mir dann das Messer geben, besorge ich das weitere selbst.“
    „Aber Sie müssen dann auch meine Gefährten von ihren Fesseln befreien!“
    „Natürlich, natürlich! Also machen Sie nur schnell, schnell!“
    Der Kantor kam dieser Aufforderung nach und gab Poller das Messer in dem Augenblick, in welchem Old Shatterhand das Durchschneiden der Riemen, mit denen die Weißen gefesselt waren, selbst in die Hand nahm. Dann sagte er: „Sehen Sie dorthin! Nun ist Ihre Hilfe nicht nötig. Shatterhand wird Sie auch frei machen. Sie können mir mein Messer wiedergeben.“
    „Fällt mir nicht ein!“ antwortete Poller. „Machen Sie sich schnell zu Ihren Leuten hin; wir drei kommen dann gleich nach!“
    Der Kantor stand also auf und sprang, als er sah, was die andern auf Old Shatterhands Befehl machten, zu seinem Pferd, um dasselbe auch schnell fortzuziehen.
    Jetzt nun war die Situation so, daß nur Buttler, Poller und der Ölprinz am Feuer lagen; die Indianer hatten sich, um ihren Feinden keine sicheren Ziele zu bieten, gegen den Fluß hin in das Dunkel zurückgezogen, während die Weißen am Fuß der Talwand unter den Bäumen steckten. Aus diesem Versteck heraus rief Old Shatterhand den Roten zu: „Die Krieger der Nijoras mögen sich ja ruhig verhalten. Beim geringsten Zeichen der Feindseligkeit oder wenn auch nur einer von ihnen es wagen wollte, zu uns herüberzuspähen, werden wir ihren Häuptling töten. Wenn es Tag geworden ist, soll über denselben verhandelt werden. Wir sind Freunde aller roten Männer und werden uns nur dann an ihm vergreifen, wenn wir gezwungen werden, uns zu verteidigen.“
    Die Indianer nahmen als ganz natürlich an, daß er Wort halten würde, obgleich es ihm selbst dann, wenn sie angegriffen hätten, nicht eingefallen wäre, einen Mord zu begehen. Und für einen Mord hielt er es selbst in diesem Fall, einem wehrlosen Gefangenen das Leben zu nehmen, denn wehrlos war jetzt der Häuptling, weil man ihn an den Händen und Füßen gefesselt hatte.
    Sam Hawkens und der Hobble-Frank waren unter den Steinen hervorgekrochen. Der erstere sagte in seiner eigentümlichen Weise: „Das haben die roten Gentlemen sich wohl nicht gedacht! Dreihundert solche Kerle lassen sich von zwei Männern in das Bockshorn jagen. So etwas ist noch gar nicht dagewesen! Aber selbst dann, wenn es nicht gelungen wäre, hätte es dasselbe Ende genommen, nur ein wenig später, denn wir lagen hier, um euch zu befreien, hihihihi!“
    „Ja“, stimmte der Hobble bei, „wir hätten euch herausgeholt, das schtand bei uns bombenfest. Ob es zehn oder dreihundert Indianer waren, das hielten wir ganz ebenso für Wurscht als wie für Schnuppe.“
    „Ja, ihr seid zwei außerordentliche Helden“, meinte Old Shatterhand, halb zornig und halb belustigt. „Wo habt ihr denn gesteckt? Mir scheint, ihr seid spazierengegangen, während ihr schlafen solltet?“
    „Schpazieren gerade nich. Ich hatte eenen Troom, der meine physikalische Seele in innere Offregung versetzte; ich wachte darum off und bemerkte zu meinem Erschtaunen, daß der Herr Kantor fort war. Da weckte ich meinen Busenfreund Sam, und wir gingen, den abwesenden Herrn in die Anwesenheet zurückzuführen. Inzwischen geschah der Überfall, den wir nich verhindern konnten. Wir verschteckten uns und sahen, daß ihr an uns vorübergeschafft wurdet. Da schtiegen wir ins Tal herunter und verschteckten uns, um euch im Moment des geeigneten Oogenblickes aus der Gefangenschaft zu befreien. Es

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