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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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an meiner Schulter und – – –“
    „Der Geist, von dem ich sprach, wird sie dir nehmen!“ fiel Old Shatterhand ihm in die Rede.
    In diesem Augenblick stand er bei ihm, erhob die gefesselten Hände und schmetterte ihn mit einem Hieb der beiden Fäuste besinnungslos zu Boden. Schon stand auch Winnetou bei ihm, riß dem Leblosen das Messer aus dem Gürtel und schnitt mit demselben die Armriemen Old Shatterhands durch, worauf dieser ihm die seinigen zerschnitt. Nun hatten sie die Hände frei. Noch zwei Schnitte und auch ihre Fußriemen fielen. Das war so schnell geschehen, daß die Roten gar keine Zeit gefunden hatten, eine Bewegung zu machen, es zu verhindern; sie standen vielmehr ganz starr vor Staunen darüber, daß zwei Männer es wagten, mitten zwischen dreihundert Feinden in dieser Weise aufzutreten. Es galt, den Augenblick zu benutzen und sie abzuhalten, von allen Seiten her anzudringen. Darum riß Old Shatterhand ihren Häuptling mit der linken Hand von der Erde zu sich empor, zückte mit der Rechten das Messer und rief: „Weicht zurück! Wenn ein einziger Nijora es wagt, nur einen Fuß gegen uns zu bewegen, so wird mein Messer augenblicklich in das Herz eures Häuptlings fahren! Und seht Winnetou, den Häuptling der Apachen an! Soll er euch die Kugeln meines Zaubergewehres in die Köpfe geben?“
    Winnetou hatte nämlich den Henrystutzen und hielt ihn schußbereit in den Händen. Die Macht solcher Persönlichkeiten ist eine außerordentliche, zumal auf wilde, abergläubische Menschen. Dennoch war es ein höchst gefährlicher Augenblick. Wenn nur ein einziger Nijora den Mut besaß, zum Angriff zu schreiten, so mußte er erschossen werden, und dann war die Rache sicherlich entfesselt und es mußte ein Niedermetzeln der Gefangenen folgen. Noch waren aller Mienen starr vor außerordentlicher Betroffenheit, und noch wollte keiner eine Bewegung wagen; aber schon in der nächsten Sekunde konnte dieser Zauber seine Macht verlieren; da erschien eine Hilfe, die der kühne Jäger wohl kaum für möglich gehalten hätte, denn unter den Bäumen des Waldes heraus erscholl eine laute Stimme:
    „Zurück, ihr Nijoras! Hier stehen auch noch Bleichgesichter. Weicht ihr nicht sofort, so fressen euch unsre Kugeln. Um euch zu warnen, holen wir zunächst die Feder des Unterhäuptlings! Dann aber treffen wir die Köpfe. Also Feuer!“
    Der Unteranführer, welcher gemeint war, stand in der Nähe von Old Shatterhand; er trug als Zeichen seiner Würde in seinem Schopf eine Adlerfeder; die finsteren, kampfeslustigen Blicke, welche er auf die beiden kühnen Männer warf, sagten mehr als deutlich, daß er nicht willens war, sich einschüchtern zu lassen. Aber da krachte in dem Dunkel des Waldes, da, wo die beiden erwähnten Steine lagen, der Schuß, und die Kugel riß ihm die Feder vom Kopf. Das wirkte augenblicklich. Die Drohung, welche er gehört hatte, konnte in der nächsten Sekunde in Erfüllung gehen: jetzt war es nur auf seine Feder abgesehen gewesen; nun aber galt es seinem Leben. Er ahnte nicht, daß es nur zwei Personen waren, welche dort im Dunkel steckten; es mußten vielmehr, da sie so keck auftraten, ihrer viele sein. Darum stieß er einen Schrei des Schreckens aus und sprang vom Feuer weg. Die andern Nijoras folgten seinem Beispiel, indem sie sich ebenso rasch entfernten.
    „Gott sei Dank!“ raunte Old Shatterhand dem Apachen zu. „Wir haben gewonnen. Das war Sam Hawkens, den wir hörten. Der Hobble-Frank wird bei ihm sein. Ziele du auf den Häuptling; ich brauche das Messer, um die andern von den Fesseln zu befreien.“
    Er ließ den Häuptling, auf welchen Winnetou die Mündung des Gewehres richtete, zur Erde fallen und wendete sich zu seinen Gefährten, um ihnen die Riemen zu durchschneiden. Das geschah außerordentlich schnell, so daß die Indianer gar keine Zeit zu dem Gedanken fanden, ihn daran zu hindern. Sie hatten alles, was den Gefangenen abgenommen worden war, mit heruntergebracht, also auch die Waffen, und hier beim Feuer auf einen Haufen geworfen; die Weißen brauchten sich also nur zu bücken, um in den Besitz ihrer Messer und Gewehre zu kommen. Sie standen nun frei und bewaffnet da, noch ehe zwei Minuten seit dem Beginn der gefährlichen Szene vergangen waren.
    „Jetzt die Pferde, und dann mir nach in den Wald!“ gebot Old Shatterhand.
    Er selbst nahm sein und Winnetous Pferd am Zügel, während der Apache den Häuptling der Nijoras aufhob, um mit ihm in das Dunkel zu verschwinden, dahin, von wo

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