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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf der linken Seite des Chellyflusses; wenn man die Navajos veranlaßte, auf dem rechten Ufer zu bleiben, so wurde das Zusammentreffen jedenfalls um mehrere Tage hinausgeschoben, und es stand zu erwarten, daß sich während dieser Zeit eine Gelegenheit zum Entrinnen finden werde. Darum instruierte der Ölprinz seine beiden Freunde mit gedämpfter Stimme, so daß der voranreitende ‚Wolf‘ es nicht hören konnte: „Laßt mich reden, wenn wir gefragt werden, und merkt euch vor allen Dingen das eine: Wir haben uns nicht am linken, sondern am rechten Ufer des Flusses befunden, und auf derselben Seite befindet sich auch Old Shatterhand mit seinen Leuten.“
    „Warum das?“ erkundigte sich Buttler.
    „Werde es dir später erklären; jetzt ist keine Zeit dazu.“
    Er hatte recht, denn die Reiter näherten sich eben jetzt dem Lager. Die in demselben befindlichen Indianer blickten verwundert auf die drei fremden Weißen, denn sie hatten in dieser abgelegenen Gegend und jetzt, wo das Kriegsbeil ausgegraben worden war, keine Bleichgesichter vermuten können. Wolf ritt mit diesen bis an das Zelt des Häuptlings, welcher wie vorher vor dem Eingang saß, stieg da von seinem Pferd und meldete: „Ich habe diese weißen Männer getroffen und zu dir gebracht, weil sie eine sehr wichtige Botschaft für dich haben.“
    Nitsas-Ini, der ‚Große Donner‘, betrachtete die drei Ankömmlinge, welche aus ihren Sätteln sprangen, und fragte dann den ‚Wolf‘: „Hast du sie als Freunde begrüßt?“
    „Ja.“
    Da zog der Häuptling seine Stirn in Falten und meinte: „Ein geübtes Auge sieht es schon dem Baum an seiner Rinde an, wenn er innerlich faul ist. Du hast deine Augen nicht offen gehabt.“
    Die drei Weißen hatten also keinen guten Eindruck auf ihn gemacht: sie hätten taub sein müssen, um dies aus seinen Worten nicht zu entnehmen. Der Ölprinz trat nahe zu ihm heran und sagte in halb höflichem und halb vorwurfsvollem Ton: „Es gibt Bäume, welche innerlich gesund sind, obgleich ihre Rinde krank zu sein scheint. Der ‚Große Donner‘ mag erst dann über uns urteilen, wenn er uns kennengelernt hat!“
    Die Falten in der Stirn des Häuptlings vertieften sich, und seine Stimme klang streng abweisend, als er antwortete: „Es sind mehrere hundert Sommer vergangen, seit die Bleichgesichter in unser Land gekommen sind; wir haben also Zeit genug gehabt, sie kennenzulernen. Es gab nur wenige unter ihnen, welche Freunde der roten Männer genannt werden konnten.“
    „Zu diesen gehören wir; das werden wir euch beweisen.“
    „Wenn ihr dies könnt, so wird es zu eurem Glück sein!“
    „Zu unserm Glück? Ich denke, wir haben hier bei euch nichts zu befürchten, weil Mr. Wolf uns freundlich aufgenommen hat!“
    „Was er getan und gesprochen hat, bindet die roten Männer nicht. Ich bin der oberste Häuptling der Navajos, bei dem ihr euch befindet, und euer Schicksal hängt nicht von seinem Willen ab, sondern von dem, was ich über euch bestimme.“
    Bei diesen Worten wurde es den drei Männern bange; der Ölprinz ließ sich dies aber nicht merken, sondern fuhr in zuversichtlichem Ton fort: „Ich habe gehört, daß der ‚Große Donner‘ ein gerechter und weiser Anführer ist; er wird Krieger, welche zu ihm gekommen sind, um ihn und seine Leute zu retten, nicht feindlich behandeln.“
    „Ihr uns retten?“ fragte der Häuptling, indem er sein Auge abermals geringschätzig über ihre Gestalten gleiten ließ. „Wer gerettet werden soll, muß sich in einer Gefahr befinden.“
    „Dies ist freilich der Fall.“
    „So sagt, was für eine Gefahr es ist, aus welcher ihr uns erlösen wollt!“
    „Die Gefahr vor den Nijoras.“
    „Pshaw!“ rief er unter einer wegwerfenden Handbewegung aus. „Die Nijoras sind Männer, welche wir zertreten werden!“
    „Das denkst du, aber sie sind euch an Zahl weit überlegen.“
    „Und wenn sie zehn mal hundert zählten, wir würden sie doch vernichten, denn ein Navajo ist so viel wie zehn Nijoras zusammen. Und ihr wollt uns helfen, ihr, die ihr keine Waffen habt? Nur ein Feigling kann sich sein Gewehr nehmen lassen.“
    Das war eine Beleidigung. Hätte der Ölprinz sich dieselbe gefallen lassen, so wäre er allerdings feige gewesen, das sah er gar wohl ein, und darum antwortete er in zornigem Ton: „Wir sind gekommen, euch Gutes zu erweisen, und du vergiltst uns diese Absicht mit beleidigenden Worten? Wir werden euch augenblicklich verlassen.“
    Er trat zu seinem Pferd und gab sich den

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