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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Anschein, als ob er wieder in den Sattel steigen wolle. Da aber sprang der Häuptling auf, streckte seine Hand gebieterisch aus und rief: „Herbei, ihr Navajo-Krieger; laßt diese Bleichgesichter nicht von der Stelle!“
    Diesem Ruf wurde augenblicklich Folge geleistet; als die drei Weißen von den Roten ringsum eingeschlossen waren, fuhr er fort: „Meint ihr, daß man zu uns kommen und von uns gehen darf wie ein Präriehase von und zu seinem Bau? Ihr befindet euch in unsrer Gewalt und verlaßt diesen Ort nicht eher, als bis ich es euch erlaube. Beim ersten Schritt, den ihr gegen meinen Willen tut, treffen euch die Kugeln meiner Leute!“
    Das klang drohend und sah nicht weniger bedrohlich aus, denn eine Menge Gewehre waren auf die drei gerichtet. Doch auch jetzt ließ der Ölprinz seine Besorgnis nicht erkennen; er nahm den Fuß wieder aus dem Bügel und die Hand vom Sattel weg und sagte in möglichst ruhigem Ton: „Ganz, wie du willst! Wir sehen ein, daß wir in eure Hände gegeben sind, und müssen uns fügen; aber alle eure Gewehre sollen uns nicht zwingen, euch die Botschaft mitzuteilen, welche wir euch bringen wollten.“
    „Die Botschaft? Ich kenne sie.“
    „Nein!“
    „Pshaw! Ihr wollt mir sagen, daß die Hunde von Nijoras das Kriegsbeil gegen uns ausgegraben haben.“
    „Nein. Das brauchen wir dir nicht zu sagen, denn das weißt du schon.“
    „So wolltet ihr mir melden, daß sie schon aus ihren Hütten aufgebrochen sind. Aber dazu brauche ich euch nicht, denn ich habe Kundschafter ausgesandt, welche mich zur rechten Zeit benachrichtigen werden.“
    „Da irrst du dich. Deine Kundschafter können dir keine Nachricht bringen.“
    „Warum?“
    „Weil sie gefangen sind.“
    „Gefangen? Bei wem?“
    „Eben bei den Nijoras.“
    „Das ist eine Lüge! Ich habe die erfahrensten, die klügsten Männer ausgewählt, denen es nicht einfallen wird, sich ergreifen zu lassen. Ich durchschaue dich; ich errate alle deine Gedanken!“
    „So? Wärst du wirklich so klug, dahin blicken zu können, wo meine Gedanken wohnen?“
    „Ja. Du weißt, daß man Kundschafter aussendet, und kannst dir denken, daß wir dies auch getan haben. Darum redest du von unsern Spähern, ohne aber etwas von ihnen zu wissen.“
    „Meinst du? Es wäre allerdings besser für euch, wenn das, was ich weiß, nicht geschehen wäre. Ich will dir zeigen, in welchem Irrtum du dich befindest. Du hast zehn Späher ausgeschickt, deren Anführer Khasti-tine war. Ist es so oder nicht?“
    „Uff! Es ist so“, gestand der Häuptling erstaunt.
    „So höre weiter! Khasti-tine wurde mit noch einem Krieger erschossen – – –“
    „Uff, uff! Von wem?“
    „Von Mokaschi, dem Häuptling der Nijoras, eigenhändig; die andern acht wurden gefangengenommen, gerade so wie wir.“
    „Gerade so wie ihr? Auch ihr seid in die Hände der Nijoras gefallen gewesen?“
    „Ja. Es gelang uns, zu entfliehen, doch ohne Waffen, die man uns abgenommen hatte. Darum sind wir unbewaffnet hier angekommen. Du hältst uns aus diesem Grund für Feiglinge. Wie nennst du da deine Kundschafter, die ihre Waffen auch hergeben mußten und nicht die Klugheit und Tatkraft besaßen, sich einen Weg zur Flucht zu öffnen?“
    „Uff, uff, uff!“ rief der Häuptling. „Meine Späher gefangen und Khasti-tine erschossen! Das erfordert Rache! Wir müssen sofort aufbrechen, um diese Hunde von Nijoras zu überfallen. Wir –“
    Er war außerordentlich aufgeregt, ganz gegen die sonstige Indianerruhe, und wollte in sein Zelt, um seine Waffen zu holen. Da ergriff Wolf, welcher bisher geschwiegen hatte, ihn am Arm und sagte: „Halt, warte noch! Du mußt doch erfahren, wo die Nijoras sich befinden, wenn du sie überfallen willst. Das werden dir diese Männer sagen. Sie wissen auch noch andre Dinge, welche sogar noch viel, viel wichtiger sind.“
    „Noch wichtiger?“ fragte der Häuptling, indem er sich wieder umwendete. „Was kann wichtiger sein, als daß Khasti-tine tot ist und unsre Kundschafter gefangengenommen worden sind.“
    „Schi-So ist auch gefangen!“
    „Schi – – – Schi – – – Schi – – –“
    Er wollte den Namen seines Sohnes vollständig aussprechen, brachte aber nur die erste Hälfte desselben über die Lippen. Dann stand er steif, als ob er zu Stein geworden sei, und nur seine rollenden Augen zeigten, daß Leben in ihm war. Seine Krieger drängten sich näher herbei, doch ließ keiner einen Laut hören. Der Ölprinz sah ein, daß er den

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