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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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langsameres Tempo eingeschlagen hatten. Welchen Grund hatten sie dazu?
    Es war nicht Gepflogenheit der beiden berühmten Männer, zu etwas, was sie selbst erforschen konnten, den Rat oder die Meinung andrer einzuholen; darum hatten sie keinem ihrer Gefährten, auch Sam Hawkens nicht, etwas von dieser ihrer Beobachtung gesagt. Sie paßten nun nur schärfer auf und erkannten, daß sie sich nicht getäuscht hatten.
    „Was sagt mein Bruder Shatterhand dazu?“ fragte Winnetou.
    „Daß sie keine Eile zu haben scheinen, an die Navajos zu kommen“, antwortete dieser.
    „Mein Bruder denkt genauso wie ich. Sie scheinen ihren Angriff auf diese verschieben zu wollen. Da ist nur ein Gedanke möglich, auf wen sie es abgesehen haben können.“
    „Auf uns natürlich.“
    „Ja, doch warum? Sie können doch nichts Klügeres tun, als schleunigst über die Navajos herzufallen, die nicht genau unterrichtet sind, weil ihre Kundschafter teils gefangen genommen und teils ermordet wurden.“
    „Aber mein Bruder Winnetou mag bedenken, daß wir ihnen hart im Rücken sind und einige sehr gute Pferde haben. Wir können, wenigstens einige von uns, durch einen Parforceritt um sie herum- und ihnen vorauskommen und die Navajos benachrichtigen.“
    „Uff!“ nickte der Apache. „Das wird es sein.“
    „Ja, das ist es wahrscheinlich. Sie wollen dies verhüten und sich überhaupt den Rücken frei machen. Ein solcher Gedanke ist Mokaschi, ihrem Häuptling, sehr wohl zuzutrauen. Darum reiten sie jetzt langsamer, um uns näher bei sich zu haben, und, wenn sich eine geeignete Gegend dazu findet, nicht lange auf uns warten zu müssen. Wenn diese unsre Vermutung richtig ist, brauchen wir nur darüber nachzudenken, welcher Ort von hier aus ihnen am bequemsten zu einem Überfall gelegen ist. Mein roter Bruder kennt die Gegend ja sehr genau.“
    „Mein weißer Bruder auch.“
    „So laß uns nachdenken!“
    „Uff!“ meinte Winnetou nach einer kleinen Weile, „es gibt einen, den sie noch heut vor Abend erreichen werden.“
    „Ich denke ganz dasselbe. Du meinst das Winterwasser?“
    „Ja. Du auch?“
    „Ja.“
    Es war wirklich überaus eigentümlich, wie sehr diese beiden Männer in all ihrem Denken und Fühlen harmonierten. Kaum hatte der eine einen Gedanken gefaßt, so stand ganz dieselbe Idee auch schon im Kopf des andern klar da. So auch jetzt. Beide hatte zu gleicher Zeit an das Winterwasser gedacht.
    „Es ist sehr möglich, daß sie uns dort erwarten“, meinte Old Shatterhand.
    „Ich behaupte es beinahe“, stimmte der Apache ein.
    „Wollen wir ihnen in die Gewehre und in die Messer laufen?“
    „Nein.“
    „So müssen wir Gewißheit haben.“
    „Es muß jemand hin, um sie zu beobachten.“
    „Aber wer?“
    „Mein Bruder Shatterhand; er ist der umsichtigere und bedächtigere von uns beiden.“
    „Nein, sondern mein Bruder Winnetou, dessen Blicke und Sinne viel schärfer sind als die meinigen.“
    „Old Shatterhand ist stärker als ich. Er kann einer Gefahr viel besser widerstehen.“
    „Und du bist gewandter. Aber warum uns gegenseitig so messen! Das Winterwasser ist ein höchst verfänglicher Ort, der einem einzelnen Kundschafter zu viel Zeit raubt und zu viel Mühe macht. Es sollten wenigstens zwei sein.“
    „So reiten wir beide!“
    „Ja. Wir können abkommen, denn es droht den Unsrigen während unsrer Abwesenheit keine Gefahr. Hinter sich haben sie keine Feinde, und vor ihnen, da reiten ja wir, um sie zu decken. Es wird gehen. Eigentlich aber müßten wir noch jemand mitnehmen.“
    „Warum?“
    „Falls sie uns überfallen wollen, genügen wir beide vollständig; aber wenn sie dies nicht beabsichtigen und doch zu den Navajos wollen, müssen wir diese benachrichtigen; dazu aber kann keiner von uns beiden abkommen.“
    „Nein.“
    „Wir müssen also einen Dritten mit uns nehmen.“
    „Wen wird mein Bruder Shatterhand dazu auswählen?“
    „Ich schlage Schi-So vor.“
    „Ja. Er ist ein guter Reiter und kennt die Gegend so genau wie wir. Von den andern kennt sie keiner. Also nehmen wir ihn mit. Doch sollen die übrigen erfahren, weshalb wir diesen Ritt unternehmen?“
    „Denkt mein Bruder Winnetou, daß es besser ist, es ihnen zu verschweigen?“
    „Ja. Wir haben Männer dabei, welche keine Helden sind, und Squaws und Kinder, zu denen man nicht vorher von Gefahren reden soll. Wenn sie es kurz vorher erfahren, ist's früh genug.“
    So schnell dieser Beschluß gefaßt worden war, so schnell wurde er auch ausgeführt.

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