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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vielleicht, daß der Wein nur in Gesellschaft mundet.“
    „Wein? Woher soll der hier kommen?“ tat Sam erstaunt.
    „Ja, woher! Nicht wahr, das wundert euch? Ich sage euch, ihr seid bei echten Gentlemen zu Gast geladen. Wir haben gesehen, daß ihr keinen Whisky mögt, und darum euch zu Liebe und euch zu Ehren den Wirt überredet, uns das einzige Fäßchen abzulassen, was er noch im Haus hat. Es ist ein Wein, wie ihr wohl noch keinen gekostet habt. Also kommt, Mesch'schurs!“
    Er wendete sich nach der Tür, in welcher seine Leute schon verschwunden waren. Dadurch gewann Sam Gelegenheit, seinen Gefährten zuzuraunen: „Wollen uns betrunken machen und dann ausrauben. Denken, wir haben Kindermägen, weil wir den Giftschnaps des Iren verschmähen. Hihihihi, sollen sich täuschen, wenn ich mich nicht irre! Sam Hawkens trinkt wie ein Kellerloch, und hat man je ein Kellerloch berauscht gesehen? Hört also, Boys: Richtet euch genau nach mir. Wir tun, als könnten wir nichts vertragen, trinken sie aber dennoch alle unter den Tisch.“
    „Wenn sie uns nicht vorher schon massakrieren!“ bemerkte Will.
    „Fällt ihnen nicht ein! Müßten doch auf Widerstand gefaßt sein. Würden zwar denken, uns überwältigen zu können, zwölf gegen drei, doch nicht ohne daß auch wir ihnen einige Kugeln oder Stiche in das Fleisch geben. Werden es also jedenfalls vorziehen, uns schwer betrunken zu machen, daß wir uns dann nicht zu wehren vermögen. Also keine Sorge, altes Greenhorn! Hast immer Angst. Sam Hawkens aber ist kein solcher Neuling wie Will Parker und weiß ganz genau, wieviel er wagen darf.“
    Während dieses kurzen Gesprächs taten sie, als ob sie nach ihren Tieren sähen, die sich in der Nähe befanden, und traten dann in das Haus.
    Rechts lag die Küche mit einem höchst primitiven Herd, auf welchem ein Feuer brannte; über diesem hatte die Negerin das Fleisch gebraten. Links standen zwei lange Tafeln, welche aus ungehobelten Pfählen und Brettern bestanden, daran je zwei Bänke aus demselben Material. Es war also für alle Anwesenden Platz zum Sitzen vorhanden. Das Weinfaß lag in der Ecke auf einem Klotz; der Ire füllte daraus zwei Krüge, aus denen getrunken wurde. Gläser gab es nicht.
    Die Finders hatten sich vorgenommen, wenig zu trinken, bis ihre drei Gäste vollständig berauscht seien. Sie ließen also die Krüge fast ununterbrochen kreisen und taten so, als ob sie tüchtig tränken, nahmen aber nur kleine Schlucke. Der Wein war wirklich gut; er schmeckte ihnen, und so kam es, daß ihre Schlucke immer größer wurden.
    Auch der Braten war vorzüglich; man sprach ihm tüchtig zu und war mit ihm schon fast auf die Neige gelangt, als eine Unterbrechung des Mahles eintrat. Es erschien nämlich der schon erwähnte Führer der Auswanderer unter der Tür, hinter ihm der alte Schmidt und dann auch die drei andern Männer. Sie hatten ihre Gewehre bei sich, während diejenigen der Schmausenden weggelegt worden waren. Als sie die Szene kurz überblickt hatten, trat der Führer einige Schritte näher und sagte: „Good evening, My lords!Erlaubt ihr uns vielleicht, euch gesegnete Mahlzeit zu wünschen?“
    „Warum nicht?“ antwortete Buttler. „Würden euch gern einladen, mitzutun; haben aber schon beinahe aufgegessen, Knochen, die wir euch geben könnten, gibt es nicht.“
    „Tut uns leid. Also nicht mal Knochen? Da ist's wohl gar Lende, was ihr euch geleistet habt?“
    „Yes, eine feine Büffellende.“
    „Laufen hier noch Büffel herum? Es wird wohl ein zahmes Rind gewesen sein?“
    „Wohl möglich. Haben es aber als Büffellende gekauft.“
    „Wo denn, wenn ich fragen darf?“
    „In Rhodes Rancho im Tal von Santa Cruz, an dem wir vorübergekommen sind.“
    „Das muß doch einen tüchtigen Pack gegeben haben, und wir haben keinen bei euch bemerkt, als ihr an uns vorüberrittet.“
    „Weil jeder sein Stück bei sich trug, wenn Ihr nichts dagegen habt, Sir“, hohnlächelte Buttler.
    „Well, Master. Wie aber kommt es denn, daß uns ein Ochse fehlt?“
    „Fehlt euch ein Ochse? Ah, wie viele seid ihr denn gewesen?“
    Die Finder belohnten diesen groben Witz mit einem schallenden Gelächter. Der Führer ließ sich dadurch nicht irre machen und fuhr fort: „Ja, ein Zugochse ist uns abhanden gekommen. Habt ihr vielleicht eine Ahnung, Gentlemen, wohin er ist?“
    „Habt ihr ihn uns vielleicht zur Bewachung anvertraut? Sucht ihn doch!“
    „Das taten wir natürlich und haben ihn gefunden.“
    „So seid froh, Sir,

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