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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ja genau die Redensart, deren sich Sam Hawkens zu bedienen pflegte! Dann stieß der Deutsche den Kolben seines Gewehres wütend auf den Fußboden und rief: „Dann danke ich für die Landsmannschaft und werde mir selber helfen!“
    „Wie wollt Ihr das anfangen?“
    „Ich zwinge diese Schufte, mich zu bezahlen!“
    „In welcher Weise?“
    „Durch Gewalt. Wir sind vier Personen und haben unsre Gewehre!“
    „Und hier stehen zwölf verwegene Männer euch gegenüber, welche ebenso gute Gewehre besitzen. Begeht keine Dummheit! Der Ochse ist dadurch, daß ihr euch in eine offene Lebensgefahr begebt, nicht wieder lebendig zu machen.“
    „Das weiß ich auch; aber wo bleibt das Geld, welches er mich kostet?“
    „Diese Leute haben kein Geld, und selbst wenn sie welches besäßen, würdet Ihr es ihnen durch Gewalt nicht abzuzwingen vermögen.“
    „Soll ich etwa List anwenden?“
    „Dazu seid Ihr nicht der Mann. Ein Bär ist kein Fuchs und ein Tolpatsch kein Pfiffikus, wenn ich mich nicht irre.“
    Schon wollte Schmidt wegen des Tolpatsches eine grobe Antwort geben, als die letzteren Worte ihn von diesem Vorhaben abbrachten. Er fragte rasch: „Wenn ich mich nicht irre! So haben Sie jetzt schon dreimal gesagt. Heißen Sie wirklich Falke?“
    „Ja, wenn ich mich nicht irre.“
    „Und bringen doch immer diese Worte, welche die Redensart eines andern Westmannes sein sollen.“
    „Welches Mannes?“
    „Schi-So hat mir seinen Namen gesagt; ich habe ihn aber wieder vergessen.“
    „Schi-So?“ fragte Sam, sichtlich überrascht. „Wer ist das?“
    „Ein junger Begleiter von uns, der Sohn eines Navajohäuptlings, welcher Nitsas-Ini heißt.“
    Da machte Sam eine Bewegung der Freude und rief aus: „Nitsas-Ini? Sein Sohn ist bei euch? Kommt er aus Deutschland zurück?“
    „Ja; er ist mit uns herübergefahren.“
    „Ausgezeichnet, ausgezeichnet! Da es so steht, sollen Sie mich nicht umsonst um meinen Beistand gebeten haben. Kehren Sie nun ruhig in Ihr Lager zurück; Sie werden Ihren Ochsen ersetzt bekommen.“
    Hatte er vorher Ihr zu ihm gesagt, so begann er nun, ihn Sie zu nennen. Die Nachricht, welche er soeben empfangen hatte, mußte ihn also umgestimmt haben.
    „Das sagen Sie wohl nur, um mich loszuwerden?“ fragte Schmidt mißtrauisch.
    „Nein. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß Sie volle Entschädigung erhalten werden, und vielleicht noch mehr als das. Wieviel hat der Ochse gekostet?“
    „Hundertdreißig Dollar.“
    „Die erhalten Sie. Ich sage es Ihnen, und also ist es wahr, wenn ich mich nicht irre.“
    „Schon wieder: Wenn ich mich nicht irre! So sind Sie wohl der Westmann, welchen Schi-So meint?“
    „Jedenfalls bin ich es, denn ich weiß, daß mir diese Worte sehr oft über die Zunge schlüpfen, ohne daß ich es beabsichtige. Es ist eine Angewohnheit von mir, welche abzulegen ich mir vergeblich Mühe gegeben habe. Ich habe Schi-So früher sehr oft gesehen, wenn ich mich als Gast bei dem Stamm seines Vaters befand. Sagen Sie ihm, daß ich mit dem Frühesten hinaus in das Lager kommen werde, um ihn zu begrüßen. Wo befand er sich denn, als ich gegen Abend draußen war?“
    „Er war nach dem Fluß geritten.“
    „Und Ihr Scout, den ich auch nicht sah?“
    „Der war fort, um vielleicht einen wilden Truthahn zu schießen. Ich werde ihm eine Predigt darüber halten, daß er uns hier so schmachvoll verlassen hat.“
    „Das wird Ihnen keinen Nutzen bringen. Wenn Sie ihn nicht dafür bezahlen, daß er Sie und alle Ihre Habe vor jeder Gefahr zu schützen hat, können Sie nicht verlangen, daß er sich selbst in Gefahr begibt. Also gehen Sie jetzt! Ihr längeres Bleiben hat keinen Zweck, sondern nur den Erfolg, diese Leute hier noch mehr gegen Sie aufzuregen.“
    „Sie werden aber Wort halten?“
    „Gewiß; Sie können sich darauf verlassen.“
    „So will ich gehen, und niemals wieder soll es mir vorkommen, daß ich mir etwas stehlen lasse.“
    „Wenn Sie nicht verständiger handeln, als Sie heut gehandelt haben, so werden Sie noch oft Schaden erleiden, bis Sie endlich klüger geworden sind.“
    „Haben Sie keine Sorge. Ich werde von jetzt an sehr darauf achten, wenn mir jemand einen guten Rat erteilt.“
    „So will ich das benutzen und Ihnen gleich jetzt den Rat geben, niemals wieder, wenigstens im Wilden Westen nicht, einen Menschen nach dem Anzug zu taxieren, den er auf dem Leib trägt. Kleider machen hier nicht Leute; das merken Sie sich!“
    Als Schmidt mit seinen drei Männern das Haus verlassen

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