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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es laufen. Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen, doch hatte Sam sich seiner Redensart zufälligerweise nicht so oft bedient, daß sie besonders in die Ohren gefallen wäre.

ZWEITES KAPITEL
    Durchkreuzte Pläne
    Der Kleine war nach der Schenke zurückgekehrt und hatte sich wieder zu Dick und Will gesetzt. Um doch etwas zu verzehren, ließen sie sich je noch einen Whisky geben, den sie mit Wasser verdünnt tranken. Die Finders lachten über diese Nüchternheit, ließen die drei aber sonst in Ruhe.
    Als es dunkel geworden war, brannte der Irländer eine Laterne an, welche aufgehängt wurde und den Platz vor dem Haus zur Not erleuchtete; in das Innere desselben sollte erst später, beim Essen, gegangen werden. Nach einiger Zeit stand Buttler vom Tisch auf, gab dreien seiner Gefährten einen Wink und entfernte sich mit ihnen.
    „Das hat irgendeinen Zweck“, sagte Will Parker leise. „Wohin mögen sie wollen?“
    „Kannst du dir das nicht denken?“ fragte ihn Sam.
    „Nein. Ich bin nicht allwissend.“
    „Ich auch nicht; aber wer kein solches Greenhorn wie Will Parker ist, der muß wissen, was sie wollen.“
    „Nun, was, altes gescheites Coon.“
    „Fleisch.“
    „Woher?“
    „Von den Auswanderern.“
    „Ah, ja! Die haben gewiß Rauchfleisch mit, und das soll ihnen gestohlen werden.“
    „Fällt keinem Menschen ein! Die Finders haben Appetit nach frischem Fleisch, und da draußen bei den Wagen gibt es sechzehn Ochsen. Weißt du nun, woran du bist, mein süßer Will?“
    „Ah, die Ochsen, richtig, richtig!“ nickte der Gefragte. „Es ist diesen Gentlemen wirklich zuzutrauen, daß sie einen Ochsen stehlen, was viel leichter ist, als in einen bewachten Wagen zu steigen, um einen harten Schinken herauszuholen. Man legt sich auf die Erde, schleicht sich an das Tier und treibt es langsam und vorsichtig vom Lager fort, bis man es sicher hat.“
    „So ist es; ja, so wird's gemacht, hihihihi! Scheinst in früherer Zeit ein feiner Ochsendieb gewesen zu sein, wenn ich mich nicht irre.“
    „Schweig, altes Coon! Mir sollten diese Leute leid tun, wenn sie ein Zugtier einbüßen. Ist dir deine Vermutung erst jetzt gekommen?“
    „Nein, sondern gleich, als Buttler vom Fleisch sprach.“
    „Und bist bei den Emigranten gewesen und hast sie nicht gewarnt?“
    „Wer sagt dir denn, daß ich dies nicht getan habe? Aber man nannte mich einen Hanswurst, dessen guten Rat niemand braucht. Sam Hawkens ein Hanswurst, hihihihi! Hat mir Ungeheuern Spaß gemacht. Bin zwar nicht ganz salonmäßig gekleidet; aber dieser Kantor emeritus sieht doch noch weit eher wie ein Bajazzo aus als ich, wenn ich mich nicht irre.“
    „Du lachst. Denkst du denn auch daran, daß wir zum Essen eingeladen sind?“
    „Natürlich denke ich daran! Fühle ja einen Hunger wie ein Präriewolf, dem die Sonne zwei Wochen lang in den leeren Magen geschienen hat.“
    „Willst also der Einladung folgen und gestohlenes Fleisch mitessen?“
    „Yes, sogar sehr!“
    „Sam, das wird mir schwer, zu glauben, da du eine so grundehrliche Haut bist. Doch tu, was du willst; ich aber mache nicht mit. Gestohlene Ware ißt Will Parker nicht!“
    „Sam Hawkens auch nicht, außer er weiß, daß sie hinterher bezahlt wird.“
    „Ach, du meinst – – –?“
    „Ja“, nickte der Kleine. „Bin ein Hanswurst genannt worden und mußte mich mit meinem Rat abweisen lassen, werde also nichts verhindern. Strafe muß sein, besonders wenn sie zur Lehre und zur Besserung dient, wie mir scheint. Werde auch mit dem größten Appetit mitessen, dann aber dafür sorgen, daß die Bestohlenen voll entschädigt werden.“
    „Wenn das so ist, esse ich auch mit. Müssen uns aber dabei sehr in acht nehmen. Sollte mich wundern, wenn uns die Finders ungerupft von dannen lassen wollten.“
    „Werden ihre eigenen Federn lassen müssen; paß nur auf!“
    Buttler mochte mit seinen Gefährten vielleicht drei Viertelstunden fortgewesen sein, als sie zurückkehrten. Sie brachten eine Rindslende mit, welche in das Haus geschafft wurde, um dort gebraten zu werden. Bis sie gar war, wurden noch mehrere Flaschen Whisky geleert. Als die Negerin endlich meldete, daß der Braten fertig sei, kam Buttler zu dem ‚Kleeblatt‘ herüber, um dasselbe aufzufordern, sich mit in das Innere des Hauses zu begeben.
    „Können wir das, was ihr uns spenden wollt, nicht lieber herausbekommen?“ fragte Sam.
    „Nein“, lautete die Antwort. „Wer unser Gast sein will, muß bei uns sitzen. Übrigens wißt ihr

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