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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatte, fragte Buttler den Kleinen: „Wir haben kein Wort verstanden. Was meinte denn der Kerl?“
    „Er verlangte Schadenersatz.“
    „Und was habt Ihr geantwortet?“
    „Ihn fortgeschickt.“
    Sam sagte damit keine Lüge, aber auch nicht, daß er Ersatz versprochen hatte. Der Finder fühlte sich befriedigt und meinte: „Es war sein Glück, daß er Euch gehorcht hat. Wir sind nicht gewohnt, mit Deutschmen viel Federlesens zu machen. Jetzt aber setzt Euch wieder nieder. Wir wollen zeigen, daß diese Dummköpfe uns den Appetit nicht verdorben haben.“
    Das Essen und Trinken begann von neuem; das erstere währte nicht lange mehr, da nur der Rest noch zu verzehren war; desto mehr wurde sich dann auf das letztere verlegt. Als das Faß halb geleert war, gab sich Sam den Anschein, als ob der Wein eine berauschende Wirkung auf ihn zu äußern beginne, und Dick und Will folgten seinem Beispiel. Das freute die Finders außerordentlich; sie sahen ihre Absicht gelingen, glaubten, daß es nur noch kurzer Zeit bedürfen werde, ihre Opfer einzuschläfern, und sprachen nun den Krügen noch mehr als vorher zu. So verging Viertelstunde auf Viertelstunde. Sam tat, als ob er nur noch mit Mühe die Augen offenzuhalten vermöge; den Finders begannen die ihrigen auch zuzufallen, doch nicht zum Scheine, sondern aus wirklicher Betrunkenheit; sie hatten vorher zuviel Schnaps zu sich genommen.
    Der erste, welchen das Trinken vollständig übermannte, war der Irländer. Er setzte sich am Herd nieder, schlief ein, nickte tiefer und immer tiefer und fiel dann endlich, ohne aufzuwachen, auf den Boden nieder, so lang er war.
    Sam hatte dem Anführer sehr fleißig zugetrunken, und dieser bekam einen solchen Rausch, daß er den Kopf in die Hände und die Ellenbogen auf die Tafel stemmen mußte, um ihn zu halten. Er merkte sehr wohl, daß der Wein ihn übermannen wollte, und gedachte, sich keine Blöße vor seinen Leuten geben zu dürfen. Darum blinzelte er ihnen verstohlen, wie er meinte, zu; sie sollten denken, daß er sich bloß verstelle. Die ganz natürliche Folge davon war, daß sie glaubten, sich denselben Anschein geben zu sollen, dies war ihnen außerordentlich lieb, und so trat in der erst so lauten und beweglichen Gesellschaft bald die größte Ruhe und Stille ein.
    Da stand Hawkens auf, um die Krüge zu füllen. So lange noch ein Tropfen in dem Faß war, weckte er bald den einen, bald den andern auf, um ihn zum Trinken zu nötigen.
    Endlich war das Faß leer und die Finders schliefen alle einen tiefen, tiefen Schlaf, aber nicht den der Gerechten. Sam machte die Probe, indem er einige von ihnen weckte. Sie lallten, ohne zur richtigen Besinnung zu gelangen, unverständliches Zeug und fielen wieder zusammen. Einer von ihnen stierte mit leblosen Augen vor sich hin und fragte: „Sind sie nun endlich betrunken, Buttler?“
    „Ja, ganz und gar“, antwortete Sam.
    „Dann hinaus mit ihnen und das Messer zwischen die Rippen; dann teilen wir das Geld und scharren sie ein.“
    Und als Sam nichts dazu sagte, fuhr der mit lallender Zunge fort: „Was redest du nicht? Willst du sie etwa laufenlassen? Das geht nicht; ihr Tod ist beschlossen. Soll ich – mit – meinem – Messer – anfangen?“
    „Ja“, sagte Hawkens.
    „Dann – nehme ich – denn kleinen – Di – Di – Dicken und – – –“ Er griff mit der Hand nach dem Gürtel, um sein Messer zu ziehen, stand auf, konnte sich aber nicht halten und glitt auf den Boden nieder, wo er ohne Besinnung liegenblieb.
    „Da haben wir es gehört“, flüsterte Dick Stone. „Ermordet sollen wir werden, und nachdem man uns ausgeraubt hat, will man uns verscharren. Du hattest mit deiner Vermutung also das Richtige getroffen, alter Sam. Was tun wir nun?“
    „Das Einfachste: wir fesseln sie. Riemen und Schnüre wird es wohl im Haus geben.“
    Ja, es gab deren genug, und bald hatten die drei die Finders nicht nur, sondern auch den Wirt und die alte Negerin, welche auch schwer betrunken war, an Händen und Füßen gefesselt. Nun ließ Sam seine beiden Genossen als Wächter zurück und ging nach dem Lagerplatz der deutschen Emigranten. Als er sich demselben näherte, hörte er eine jugendliche Stimme rufen: „Who is there? I shoot  – Wer ist da? Ich schieße!“
    „Sam Hawkins ist's“, antwortete er.
    „Schon? Das ist prächtig! Tretet näher, Sir! Daß Ihr so bald kommt, ist ein gutes Zeichen, wie ich vermute?“
    „Kann auch ein schlimmes sein. Wie nun, wenn ich hätte

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