10 - Der Ölprinz
Fallen zu fangen, grad so wie wir. Sind also ihre Gefährten geworden, und haben also die Pflicht, dafür zu sorgen, daß sie ihren Verlust ersetzt erhalten.“
„Das geht euch dennoch nichts an!“ zürnte Buttler. „Wir geben nichts!“
„Schadet nichts; denn was ihr nicht gebt, das nehmen wir uns.“
„So, wollt ihr uns bestehlen?“
„Nein, sondern nur dafür sorgen, daß wir euch für ehrliche Bezahler halten dürfen. Wie hoch wird wohl der Wert des Ochsen sein, Master Buttler?“
„Das ist uns gleich. Wir haben kein Geld mehr. Ihr wißt ja, daß ihr uns infolge der Wetten alles abgenommen habt.“
„Habt euch aber wenig darüber geärgert, weil ihr es uns wieder rauben wolltet. Rechnen wir hundertfünfzig Dollar. Nicht?“
„Meinetwegen hunderttausend. Wir können nicht bezahlen.“
„Mit Geld freilich nicht; ist auch nicht nötig; werdet ja nicht ganz und gar leere Taschen haben.“
„Zounds! Wollt ihr uns etwa die Taschen ausräumen!“
„Warum nicht?“
„Sir, das wäre Raub!“
„Schadet nichts. Freut uns, euch einmal in das Handwerk pfuschen zu können.“
„Wir sind keine Räuber, und wenn ihr euch an den Dingen vergreift, welche wir bei uns haben, werden wir euch anzeigen!“
„Würde uns sehr lieb sein. Möchten gern wissen, was der Richter sagt, wenn er euch zu sehen bekommt. Also vorwärts, Dick und Will! Wollen einmal ihre Taschen untersuchen.“
Die beiden Genannten machten sich mit dem größten Vergnügen ans Werk; die Finders sträubten sich dagegen, soviel sie konnten, doch ohne Erfolg; ihre Taschen wurden alle geleert. Es fanden sich viele Gegenstände, besonders einige wertvolle Uhren, von denen man getrost behaupten konnte, daß sie gestohlen oder geraubt worden waren. Sam nahm die Uhren, zeigte sie Schmidt und fragte diesen: „Die Burschen besitzen kein bares Geld. Würden Sie diese Uhren an Zahlungsstatt nehmen?“
„Wenn sie keine Münze haben, ja“, antwortete der Gefragte; „nur fragt es sich, ob ich nicht dadurch einbüße. Ich müßte die Uhren verkaufen, und kein Händler zahlt dafür den wirklichen Wert.“
„Haben Sie keine Sorge. Sie büßen keinen Pfennig ein. Diese Uhren haben gewiß den vierfachen Wert Ihres Ochsen; darauf können Sie sich verlassen.“
„Aber mein Gewissen, Herr!“
„Wieso?“
„Wird es mir erlauben, diese Gegenstände anzunehmen?“
„Warum nicht?“
„Wenn sie nun gestohlen sind!“
„Das sind sie wahrscheinlich.“
„So gehören sie dem Bestohlenen, aber nicht mir.“
„Das ist richtig; aber diese Leute würden die Uhren niemals wiederbekommen. Wahrscheinlich sind sie ermordet worden und selbst wenn dies nicht wäre, dürfen Sie ohne Skrupel zugreifen. Es herrschen hier ganz andere Verhältnisse als drüben in der deutschen Heimat.“
„Aber man hat doch, wenn die rechtmäßigen Eigentümer nicht mehr leben oder nicht ausfindig gemacht werden können, die Pflicht, solche Gegenstände der Behörde zu übergeben!“
„Wen meinen Sie hier unter der Bezeichnung Behörde? Kein hiesiger Beamter würde sich die Mühe geben, nach dem Eigentümer zu forschen, sondern die Uhren einfach für sich behalten und Sie heimlich auslachen. Stecken Sie dieselben also getrost ein und falls Sie damit ein Unrecht zu begehen glauben, werde ich die Verantwortung auf mein Gewissen nehmen.“
„Wenn das so ist, so würde es geradezu Dummheit von mir sein, wenn ich mich ferner weigern wollte.“
Er schob die Uhren also in die Tasche. Als Buttler dies sah, rief er aus: „Was soll das heißen? Ich glaube, dieser Mensch will sich an unserem Eigentum vergreifen. Das soll –“
„Schweig, Schurke!“ schnitt ihm Sam in donnerndem Ton die Rede ab. „Er hat sie als Bezahlung für den getöteten Ochsen betrachtet und ihr könnt froh sein, wenn dies die ganze Strafe ist, welche ihr für das, was ihr getan habt und noch tun wolltet, erleidet. Heute seid ihr einmal an die richtigen Leute gekommen, an drei Schneider, welche es verstehen, solchen Halunken, wie ihr seid, die Röcke anzumessen. Wenn euch wieder einmal solche Kleiderhändler begegnen sollten, so seht euch ja vor, ehe ihr wieder daran denkt, mit ihnen wetten zu wollen! Übrigens sind wir ganz und gar nicht gewillt, uns in Beziehung auf diese Uhren der Rechenschaft zu entziehen. Wir fahren von hier nach Tucson und werden morgen abend an dem dahinter liegenden Knotenpunkt unser Lager aufschlagen. Ihr könnt uns folgen und uns mit Polizei aufsuchen, welcher wir sehr gern
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