Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
soll ich denn von Ihnen denken, wenn Sie uns im Stich lassen und von hier verschwinden wie Butter an der Sonne?“
    „Denken Sie, was Sie wollen!“
    „Schöne Rede das, sehr schöne Rede! Haben Se denn noch nich gehört, daß Männer gegen Damen uffmerksam zu sein und sie zu beschützen haben? Und Frau Rosalie Eberschbach is eene Dame, verschtanden?“
    „Ganz richtig; aber wer sich unter meinen Schutz begibt, der hat sich nach mir zu richten. Auch verstanden? Sie sollen überfallen werden. Geschieht das hier, nachdem Sie sich wieder schlafen gelegt haben, so sind Sie verloren. Geschieht es nicht, so können wir nichts beweisen. Um den Beweis zu führen, müssen wir nach Tucson, wo ich den Kommandanten ersuchen will, uns ein Detachement Soldaten zur Hilfe zu geben. Dann sind wir den Finders auch an Zahl so überlegen, daß wir sie ergreifen können, ohne daß es zum Schuß kommt und einer von uns verwundet wird. Darum müssen wir sofort aufbrechen, um schon am Morgen in Tucson zu sein und die Falle, welche wir den Finders stellen wollen, fertig zu haben, ehe sie dieselbe bemerken. Können Sie das begreifen, Frau Ebersbach, geborene Leiermüller?“
    „Warum haben Se das nich gleich gesagt?“ fragte sie in ganz anderem Ton. „Übrigens bin ich als Leiermüllerin verwitwet, nich aber geboren. Wenn Sie so vernünftig mit mir reden wie eben jetzt, bin ich ooch vernünftig. Ich bin nämlich ooch nich uff den Kopp gefallen; das können Sie sich merken. Also wollen wir die Ochsen anschpannen und uns zum Weiterfahren fertig machen. Aber daß nur Schmidt mit Ihnen gehen soll, daraus wird nischt. Ich will mer diese Kerls ooch ansehen. Warten Se een bißchen; ich will mer eene Flinte holen.“
    Sie ging zu ihrem Wagen, in welchem sich das Gewehr befand. Als sie mit demselben zurückkehrte, wurde sie von ihrem Mann gebeten: „Bleib da, Rosalie! Das ist nichts für Frauen. Ich werde an deiner Stelle mitgehen.“
    „Du?“ antwortete sie. „Du wärscht der Kerl dazu! Schpiel dich nur nich etwa als Mann und Helden uff; du weeßt, daß ich das een für allemal nich leiden kann. Du bleibst also und wartest, bis ich wiederkomme!“
    Sie wendete sich zu Sam, welcher, leise vor sich hinkichernd, mit ihr und Schmidt nach dem Dorf ging. Als sie die Schenke erreichten und in dieselbe traten, waren die Finders infolge der drückenden Fesseln aus ihrem betäubenden Rausch erwacht, und Buttler sprach eben zornig auf Stone und Parker ein.
    „Was will der Mann?“ fragte Sam Hawkens die beiden.
    „Was soll er wollen“, antwortete Stone. „Wundert sich natürlich darüber, daß wir sie haben und nicht sie uns. Fragt, ob dies der Dank dafür sei, daß wir mit ihnen essen und trinken durften.“
    „Ja“, rief Buttler in grimmigem Ton, indem er an seinen Banden zerrte und sich bemühte, wenigstens den Oberkörper aufzurichten, „was ficht euch an, uns im Schlaf in dieser Weise zu behandeln? Wir haben euch gastlich aufgenommen, euch nicht beleidigt, nicht das mindeste getan und dafür seid – – –“
    „Nicht das mindeste getan?“ unterbrach ihn Sam. „Glaube wohl, daß euch das ungeheuer ärgert – übrigens wozu die vielen Worte: wir wissen und kennen eure Absichten, denen wir zum Opfer fallen sollten, und zum Dank dafür gedenken wir euch dem Richter auszuliefern.“
    Da lachte Buttler höhnisch auf und fragte: „Und der wird euch ohne Beweise glauben?“
    „Ihr habt euch in eurem Rausch verschnappt.“
    „Und selbst wenn es so wäre, wird kein Richter auf das Wort eines Schwertrunkenen hören. Eure Beweise stehen auf schwachen Füßen, Sir. Mag der Richter erscheinen; wir werden ihm ruhig entgegensehen. Was haben wir euch getan? Euch nicht ein einziges Haar gekrümmt!“
    „Weil wir so klug waren, euch zuvorzukommen. Sehen aber freilich ein, daß eine Anzeige nichts taugt. Könnten zwar beschwören, was wir von euch gehört haben, würden aber so viel Zeit mit euch und dem Richter verlieren, daß wir lieber davon absehen.“
    „Das ist der beste Gedanke, den ihr zum Vorteil für euch haben könnt. Nun hoffe ich aber auch, daß ihr die Fesseln von uns nehmt!“
    „Nicht so stürmisch, Sir! Haben vorher noch ein Wort mit euch zu reden.“
    „So macht schnell! Was wollt ihr noch?“
    „Bezahlung für den Ochsen, den ihr erstochen habt.“
    „Was geht euch der Ochse an!“
    „Sehr viel. Haben uns nämlich diesen deutschen Emigranten angeschlossen. Wollen nämlich auch hinauf in die Berge, um Bären und Biber in

Weitere Kostenlose Bücher