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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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umlungerte und ihre Aufmerksamkeit besonders auf Sam Hawkens und den Kantor richtete, wohl wegen der sonderbaren Persönlichkeit des ersteren und auch infolge der ungewöhnlichen Weise, in welcher beide gekleidet waren.
    Da die deutschen Auswanderer während ihrer Reise nur wenig Englisch gelernt und vom Spanischen sich gar nur einige Brocken angeeignet hatten und sich also der hiesigen Bevölkerung gegenüber nicht verständlich machen konnten, übernahm es Sam Hawkens, sich zu erkundigen, ob man hier Futter für das Vieh und Wasser bekommen könne. Ja, Heu und Wasser war zu haben, aber beides in sehr schlechtem Zustand und zu hohen Preisen, und zehn, zwanzig und noch mehr Faulenzer zeigten sich bereit, es herbeizuholen, um sich durch diese Arbeit, welche eigentlich keine Arbeit war, einige Centavos zu verdienen.
    Als dies besorgt war, begab sich der Kleine zum Kommandanten, um demselben sein Anliegen vorzutragen. Er vernahm, daß dieser Offizier mit zahlreicher Begleitung nach Prescott gereist und fast die ganze Besatzung nach der Gegend des Guadeloupepasses aufgebrochen sei, um die dort hausenden aufrührerischen Mimbrenjos zu züchtigen. Er wurde zu einem Kapitän geführt, welcher die Stellvertretung des Kommandanten übernommen hatte. Er saß bei seiner Morgenschokolade und las in einer alten Zeitungsnummer, welche hier in Tucson aber neu genannt werden mußte. Als er den Eintretenden erblickte, zeigte sein Gesicht zunächst den Ausdruck der Überraschung; dann erheiterte es sich mehr und mehr; endlich lachte er laut auf, erhob sich von seinem Stuhl und sagte in einem Ton, dessen Impertinenz nicht zu verkennen war: „Mensch, wer seid Ihr? Was wollt Ihr? So ein Jack-pudding(Hanswurst) ist mir noch niemals vorgekommen!“
    „Mir auch nicht“, antwortete Sam in einer Weise und mit einer Handbewegung, welche ahnen ließ, daß er den Offizier meinte.
    „Euch auch nicht? Was wollt Ihr damit sagen?“ fuhr ihn dieser in ganz anderm Ton an. „Wollt Ihr mich etwa beleidigen?“
    „Ist es eine Beleidigung, wenn ich Euch beistimme?“ fragte Sam sehr ernst und sehr ruhig.
    „Ach so! Dann lobe ich Eure edle Selbsterkenntnis. Ich wiederhole Euch, daß ich noch keinem solchen Harlekin begegnet bin, wie Ihr zu sein scheint. Ihr kommt wohl, um die Erlaubnis zu bitten, hier eine lustige Vorstellung geben zu dürfen?“
    „Ja, das ist's“, lachte Sam. „Ihr habt's erraten, Sir, und sollt mir dabei helfen, wenn ich mich nicht irre.“
    „Helfen? Ich? Haltet Ihr den Stellvertreter des Kommandanten, einen Vereinigten-Staaten-Offizier für einen ebensolchen Lustigmacher, wie Ihr seid!“
    „In diesem Fall, ja“, antwortete Sam, indem er sich kaltblütig einen Stuhl herbeizog und sich auf denselben setzte.
    „Mensch, noch ein solches Wort und ich lasse Euch einsperren und durchpeitschen!“ drohte der Offizier, indem er einige Schritte auf den Kleinen zutrat. „Wie könnt Ihr Euch ohne meine Erlaubnis setzen? Ihr befindet Euch bei dem Höchstgebietenden der Stadt und habt vor ihm zu stehen. Also auf mit Euch, und zwar augenblicklich!“
    Er griff bei diesen Worten mit der Hand nach einem Nagel, an welchem eine Reitpeitsche hing. Auf Sam aber machte diese Bewegung nicht den geringsten Eindruck. Er sagte in einem sehr gelassenen Ton: „Ich befinde mich bei dem Höchstgebietenden? Meinetwegen, ja; habe nichts dagegen; bin ja ein Kamerad von ihm.“
    „Ein Kamerad? Von mir?“ dehnte der andre. „Ihr wäret ein Offizier, Ihr, Ihr?“
    Bei dieser Frage ließ er einen Blick unendlicher Geringschätzung über die Gestalt des Kleinen gleiten.
    „Well, Offizier!“ nickte dieser freundlich. „Habt Ihr vielleicht einmal etwas von dem bekannten Leaf of trefoilgehört?“
    „Kleeblatt? Welches Kleeblatt meint Ihr da?“
    „Die drei Präriejäger, wenn ich mich nicht irre.“
    „Ja, dieses Kleeblatt kenne ich. Es besteht aus Dick Stone, Will Parker und Sam Hawkens, von dem man sich erzählt hat, daß –“
    „Schön, Sir, schön!“ unterbrach ihn der Westmann. „Habt also von diesen dreien gehört. Freut mich, freut mich sehr! Werden da bald mit unsrer lustigen Vorstellung im reinen sein und dabei erfahren, wer den Bajazzo macht. Wißt Ihr vielleicht auch, daß Sam Hawkens im letzten Krieg Scout gewesen ist?“
    „Ja, unter General Grant. Er hat es infolge seiner großen dabei geleisteten Dienste, durch seine List und Kühnheit bis zum Kapitän gebracht. Aber was hat das mit Euch zu tun?“
    „Viel, sehr viel, Sir;

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