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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zwei gegen einen, das ist eigentlich gar nicht ehrenvoll; dennoch rate ich, sich nicht die Hände, sondern lieber der Gewehrkolben zu bedienen. Sie rasch niederschlagen, das ist das Einfachste und Sicherste; dabei wird keinem von uns ein Haar gekrümmt.“
    „Es gibt etwas noch viel Einfacheres.“
    „Was?“
    „Nicht jeder Kolbenhieb ist tödlich. Darum denke ich, daß wir uns lieber unserer Messer bedienen. Ein Stich, gut getroffen, ist allem andern vorzuziehen.“
    „Fällt mir nicht ein, ist zu gefährlich! Wer hat Euch denn gesagt, daß den Kerls das Leben genommen werden soll? Eben deshalb und um sie nur zu betäuben, will ich nichts vom Schießen und vom Stechen wissen. Ich habe mich hundertmal meiner Haut zu wehren gehabt, wobei es mir sehr ernstlich an das Leben gegangen ist, wenn ich mich nicht irre, aber dabei doch nie vergessen, daß Menschenblut der kostbarste Saft ist, den es auf Erden gibt. Ich töte einen Menschen nur dann, wenn es keinen anderen Ausweg gibt, also wenn es unbedingt notwendig ist.“
    „Aber diese Halunken haben ihr Leben schon längst verwirkt!“
    „Mag sein.“
    „Sie müssen zertreten werden wie giftige Reptilien, gegen welche man sich nicht anders wehren kann!“
    „Das ist Eure Ansicht, vielleicht die ganz richtige; ich aber bin weder ihr Richter noch ihr Henker.“
    „Aber, Sir, wie könnt Ihr als Westmann so zartfühlend sein! Ihr habt doch gesagt, daß Ihr die Finders uns übergeben wollt?“
    „Allerdings.“
    „Wir werden sie also nach der Hauptstadt transportieren?“
    „Natürlich.“
    „Und was meint Ihr wohl, was dort mit ihnen geschehen wird?“
    „Man wird ihnen Stricke um die Hälse binden und sie an denselben in die Höhe ziehen.“
    „Das ist richtig; man wird sie hängen. Sie werden also sterben. Da ist es doch höchst gleichgültig, ob wir sie hier erstechen oder ob sie dort hingerichtet werden!“
    „Mag sein. Aber Ihr rechnet das eine nicht, daß dort das Gesetz waltet, während sie hier noch nicht verurteilt sind. Nein, nein, wir fangen sie lebendig. Was dann in der Hauptstadt mit ihnen geschieht, das ist Eure Sache.“
    „Hm, so will ich mich Euch fügen; also ganz wie Ihr wollt. Doch behaupte ich, daß diese Schurken eine solche Rücksicht nicht verdienen.“
    Es wurde nun zur Tat geschritten. Die Soldaten teilten sich zu zweien; Stone, Parker und der Leutnant übernahmen ihre Führung. Sie entfernten sich, um paarweise die Finders einzuschließen. Adolf Wolf blieb bei Buttler zurück, um ihn zu bewachen; Schi-So mußte Sam Hawkens nach der Stelle führen, an welcher er Buttler überwältigt hatte. Diese beiden letzteren bildeten also ein Glied im Ring der Finders, während die Soldaten um denselben einen Kreis geschlossen hatten.
    Als Sam sich sagte, daß diese Umschließung vollendet sei, klemmte er einen Grashalm zwischen die Daumen und ließ auf demselben das verabredete Zirpen hören. Hierauf avancierte er mit dem Häuptlingssohn nach der Mitte des Kreises und gab, an dem Wagen angekommen, das zweite Zeichen, worauf er eine Weile wartete. Da kam es zu beiden Seiten leise, leise herangekrochen. Lang ausgestreckt im Gras liegend, sahen die beiden die Finders sich wie Schlangen näherwindend. Der Kreis hatte sich so verengt, daß man von einem Glied desselben aus das andere leidlich erkennen konnte.
    „Buttler, ich bin da“, flüsterte es von rechts herüber.
    „Es geht alles gut“, raunte der andere links. „Verlier doch nicht die Zeit, sondern gib das Zeichen, denn wir sind alle da.“
    Sam wendete sich rückwärts. Seine scharfen Augen sahen Dick Stone mit einem Soldaten hinter dem ersten Sprecher liegen; hinter dem zweiten warteten auch bereits zwei Militärs. Da zirpte er zum drittenmal und warf sich dann nach links auf den Finder, um diese beiden letzteren zu unterstützen, während der Häuptlingssohn nach rechts hin sprang; aber Schi-So brauchte gar nicht zu helfen, denn Dick Stone hatte den betreffenden Finder schon fest beim Kragen.
    Man hörte Kolbenschläge und einige unterdrückte Schreie; dann war es rundum still.
    „Hallo“, rief Sam mit lauter Stimme, „ist alles gutgegangen?“
    „Alles“, antwortete Will Parker auf der anderen Seite. „Wir haben sie.“
    „So bringt sie hierher und brennt das Feuer wieder an, damit wir, wie es die Höflichkeit erfordert, ihnen unsere Gesichter zeigen können!“
    Einige Minuten später lagen die gefangenen und gefesselten Finders innerhalb der Wagenburg; um sie herum saßen

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