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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nützen, sondern sogar nur schaden könne, und sie ergab sich nur ungern darein, sich den Untätigen zugesellen zu müssen. Die vier deutschen Auswanderer zogen mit ihren Frauen, Kindern und Zugtieren nach der Stelle, an welcher die Soldaten warteten. Der Kantor war natürlich auch bei ihnen, und Sam schärfte ihnen ein, ja streng acht auf ihn zu geben, damit es ihm nicht möglich sei, sich zu entfernen und Unheil anzustiften. Die Pferde wurden auch dorthin in Sicherheit gebracht. Eigentlich sollten Schi-So und Adolf Wolf, da sie noch so jung waren, auch von der Beteiligung ausgeschlossen sein; aber der erstere erklärte so bestimmt, daß dies eine große Beleidigung für ihn sei, daß Sam ihm seinen Wunsch erfüllte und infolgedessen auch Adolf nicht mehr zurückweisen konnte. Der gefangene Scout wurde selbstverständlich auch mit in Sicherheit gebracht. Nun konnten alle Soldaten sich beteiligen; es brauchte keiner von ihnen als Pferdewache zurückzubleiben, da ihre Tiere von den Deutschen unter Aufsicht genommen wurden; sie kamen jetzt herbei, und eben wollte Sam Hawkens ihren Offizier über die Art und Weise der Abwehr gegen die Finders unterrichten, als der junge Häuptlingssohn in bescheidenem Ton zu ihm sagte: „Werden Sie es mir verzeihen, wenn ich es wage, Sie auf etwas sehr Notwendiges aufmerksam zu machen?“
    Er hatte deutsch gesprochen, um von dem Lieutenant nicht verstanden zu werden. Sam erkannte diese Rücksichtnahme an und antwortete: „Wie könnte ich dem Sohn meines Freundes, des ‚Großen Donners‘, zürnen. Sprich, wie du es auf der Zunge hast!“
    Der Jüngling folgte dieser Aufforderung, indem er fortfuhr: „Wer den Feind in der Nähe weiß, der sucht ihn zu beschleichen; das weiß der berühmte Sam Hawkens viel besser, als ich es ihm zu sagen vermag. Wir haben die Finders beschlichen und belauscht. Werden sie dasselbe nicht auch mit uns tun?“
    Über Sams Bartwald ging eine Bewegung, wie wenn der Wind über die Wipfel der Bäume streicht. Seine kleinen, listigen Äuglein schlossen sich für einen Augenblick; dann, als sie sich wieder geöffnet hatten, zwinkerte er wie in halber Verlegenheit mit den Lidern und antwortete: „Behold,das ist wirklich kein übler Gedanke! Du hast recht, vollständig recht, und ich bin ein Esel sondergleichen gewesen, daß ich nicht daran gedacht habe. Wenn es den Kerls eingefallen ist, uns zu belauschen, so wissen sie, daß wir auf ihren Überfall vorbereitet sind und sogar Soldaten bei uns haben, wenn ich mich nicht irre. Ich werde also sofort einmal um das Lager schleichen, um zu erfahren, ob die Luft rein ist.“
    „Und soll ich nicht vielleicht nach der Richtung gehen, aus welcher die Finders kommen werden? Ich könnte Euch schnell von ihrer Annäherung benachrichtigen.“
    „Ja, tue das, mein Sohn, tue das sogleich! Ich habe eine Unterlassungssünde begangen, welche uns aber hoffentlich keinen Schaden bringen wird. Sie wissen, wo wir uns befinden, denn sie können unser Feuer sehen, und so denke ich, daß sie es nicht für notwendig gehalten haben, noch extra einen Späher auszusenden.“
    Schi-So huschte in die finstere Nacht hinaus, und der kleine Jäger fuhr fort: „Ein ganz tüchtiger junger Mann! Wird es zu was bringen! Hat mir eine Lehre gegeben, eine Lehre, daß ich altes Coon mich schämen möchte wie ein Sonntagsschütze, der von Hasen erschossen worden ist, wenn ich mich nicht irre. Ist mir auch noch nicht passiert, zu vergessen, daß man unter solchen Umständen einen Kundschafter aussendet, sogar einen zweiten und auch dritten, wenn der erste nichts erfahren hat oder mit der Rückkehr zögert! Bleibt hier stehen, Mesch'schurs, ich werde euch nicht lange auf mich warten lassen.“
    Er ging. Sein Unternehmen war nicht ganz ungefährlich. Befand sich einer der Finders in der Nähe und er wurde von demselben bemerkt, ehe er selbst ihn sah, so konnte er leicht eine scharfe, spitze Messerklinge in den Leib bekommen. Darum durfte er nicht unvorsichtig sein, sondern mußte alle Finessen eines erfahrenen Westmannes in Anwendung bringen. Er ging nicht etwa schnell und aufrecht um das Lager, sondern er kroch langsam auf Händen und Füßen um dasselbe und strengte dabei Augen und Ohren auf das äußerste an, um einen etwa anwesenden Feind rechtzeitig zu gewahren. Daher kam es, daß über eine halbe Stunde verging, bis er zu dem Punkt zurückkehrte, von welchem er ausgegangen war.
    Unterdessen hatte Schi-So ganz genau die gerade Linie eingehalten,

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