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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und mich.“
    „Wieso?“
    Das schlaue Lächeln, mit welchem der Kantor dieses Fragewort aussprach, ließ erraten, daß er beabsichtigte, den Hobble-Frank in seine eigene Falle zu locken. Auch die andern blickten mit großer Spannung zu dem erregten Kleinen herüber; sie waren neugierig, ob er wirklich in die Grube fallen würde, in welche der Kantor stürzen sollte. Frank war zu begeistert, dies zu bemerken; er antwortete auf das ‚Wieso?‘ des Emeritus, ohne sich zu überlegen, was er sagte: „Weil Sie geistig unbedeutend sind, während ich eene Größe bin. Wenn Sie sich mit mir vergleichen wollen, so müssen Sie unbedingt zerplatzen, denn Sie sind in bezug off Kenntnisse, Fertigkeeten und Wissenschaften der kleene Frosch, während ich in allen diesen Dingen der große Och – – –“
    Frank hielt mitten im Wort inne; sein Gesicht wurde länger; er erkannte plötzlich, an welcher Leimrute er im Begriff stand, kleben zu bleiben.
    „… der große Ochse bin“, ergänzte der Kantor den unterbrochenen Satz. „Ja, ja, da haben Sie recht. Ihr Beispiel ist nicht ganz unzutreffend gewählt, besonders rücksichtlich des einen Bildes, welches Sie auf sich beziehen.“
    Es brach natürlich ein allgemeines Gelächter aus, welches gar nicht enden wollte. Frank schrie zornig dazwischen hinein, was aber nur zur Folge hatte, daß das Lachen immer stärker wurde und immer wieder von neuem ausbrach. Da sprang er, im höchsten Grade ergrimmt, auf und brüllte, was er nur brüllen konnte: „Haltet die Mäuler, ihr Schreihälse, ihr! Wenn ihr nich off der Schtelle stille seid, reite ich fort und lasse euch hier sitzen!“
    Aber man beachtete diese Drohung nicht; das Gelächter schwoll im Gegenteil von neuem an und selbst sein Freund und Vetter Droll lachte, daß er sich den Bauch mit beiden Händen halten mußte. Dies brachte den Hobble vollends außer sich, er schüttelte die geballten Fäuste wütend gegen die Lachenden und rief mit vor Zorn fast überschnappender Stimme: „Nu gut! Ihr wollt nich hören, da sollt ihr fühlen! Ich schüttle den Schtaub von meinen Schtiefeln wie Johann Huß von seinem Scheiterhaufen in Magenta und gehe meine Wege. Düh l'ah wollüh , Anton!Ich wasche meine Hände in kindlicher Unschuld und lasse die Seefe bei euch zurück. Adieu, off Reservoir in eener bessern Welt, wo's keene dummen Menschen gibt, die über meine reformatorische Geistesgröße lachen!“
    Er rannte davon, während das Gelächter nun wahrhaft homerisch hinter ihm erscholl. Sein Pferd graste draußen im Freien; er lief hinaus.
    Ein einziger nur war es, der nicht mit in das Lachen eingestimmt hatte, nämlich Schi-So, der Häuptlingssohn. Der angeborene Indianerernst ließ ihn zurückhaltend sein. Er verstand ja auch deutsch und hatte gar wohl gehört, in welch drolliger Weise Frank in sein eigenes Netz gelaufen war; er fühlte sich auch belustigt, doch fand seine Heiterkeit ihren Ausdruck nur in einem Lächeln, welches um seine Lippen spielte. Er erhob sich nach kurzer Zeit von seinem Platz und ging nach dem Tor, um sich nach dem zornigen Kleinen umzusehen. Bereits nach wenigen Augenblicken kehrte er zurück und meldete: „Er macht wirklich Ernst, denn er sattelt draußen sein Pferd. Soll ich ihn bitten, zurückzukommen?“
    „Nee“, antwortete Droll in seiner Altenburger Mundart. „Er will uns nur in Verlegenheet bringe. Ich kenne meine Pappenheimer; dem fällt es epper gar nich ein, fortzureite und mich hier sitze zu lasse.“
    Dennoch kehrte Schi-So an das Tor zurück. Kaum war er dort angekommen, so ließ er einen Pfiff hören und rief, als sie nach ihm hinblickten, ihnen zu: „Er steigt auf; es schein ihm ernst zu sein.“
    Nun rannten alle hin. Da kamen sie gerade recht, zu sehen, daß der ergrimmte Hobble wirklich im Sattel saß und, sein Pferd nach dem Fluß lenkend, fortritt. Droll rief ihm nach: „Frank, Vetter, wo willste hin? Es war ja gar nich so gemeent!“
    Der Hobble drehte sein Pferd herum und antwortete: „Meent's, wie ihr wollt; der Präriejäger und Privatgelehrte Heliogabalus Morpheus Edeward Franke läßt sich nich auslachen.“
    „Mer habe ja nich über dich, sondern über den Kantor gelacht“, log Droll.
    „Das machste mir nich weis. Ihr habt über den Ochsen gelacht, den ich gar nich mal vollschtändig ausgeschprochen habe; er kam nur halb heraus; die hintere Hälfte is mir im Mund schteckengeblieben. Is das etwa lächerlich?“
    „Lächerlich nich, aber höchst gefährlich, eenen

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