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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Geste, die leider keinen andern Erfolg hatte, als daß die beiden andern sich heimlich und vergnügt zulächelten. Dann wurde schweigend weitergeritten, bis man am Fuße des Bauwerkes angekommen war.
    Die Leiter, welche zum Besteigen des Erdgeschosses diente, war aufgezogen. Auf den verschiedenen Terrassen ließen sich außer den Frauen und Kindern nur einige Männer sehen. Das machte den Eindruck, daß die Krieger abwesend seien. Der Häuptling erwartete in stolzer, unbeweglicher Haltung die Ansprache der Reisenden. Sam Hawkens rief in dem dort gebräuchlichen, aus Englisch, Spanisch und Indianisch zusammengemischten Idiom zu ihm hinauf: „Bist du Ka Maku, der Häuptling dieses Pueblo?“
    „Ja“, antwortete er kurz.
    „Wir wollen hier rasten. Können wir Wasser für uns und unsre Pferde bekommen?“
    „Nein.“
    Diese Abweisung war eine scheinbare. Es lag in seinem Plan, sie festzuhalten; er mußte ihnen also Wasser gewähren; aber sie sollten nicht ahnen, daß er sich nur gar zu gern mit ihnen befassen wolle.
    „Warum nicht?“ fragte Sam.
    „Das wenige Wasser, welches wir haben, reicht kaum für uns und unsre Tiere.“
    „Ich sehe aber doch weder eure Krieger noch eure Pferde. Wo befinden sie sich?“
    „Auf der Jagd; sie werden aber bald zurückkehren.“
    „Dann müßt ihr Wasser übrig haben. Warum verweigerst du es uns?“
    „Ich kenne euch nicht.“
    „Siehst du nicht, daß Frauen und Kinder bei uns sind? Wir sind also friedlich gesinnte Leute. Wir müssen trinken. Wenn du uns kein Wasser gibst, werden wir es uns suchen.“
    „Ihr werdet es nicht finden.“
    „Meinst du, daß weiße Männer keine Augen haben?“
    „Sucht! Dann werde ich erfahren, ob ihr sehen könnt.“
    Er wendete sich ab und tat so, als ob er nichts mehr von ihnen wissen wolle. Das war dem braven Hobble-Frank zu viel; er sagte in zornigem Ton zu seinem Vetter Droll: „Was denkt denn der Kerl eegentlich, wer und was wir sind? Wenn mir's einfällt, so gebe ich ihm eene Kugel durch den Kopp, nachher wird er schon höflicher werden. Wir sind auserlesene, peremierende Leute, die Haare zwischen den Zähnen haben, und lassen uns nich wie Vagabunden von der hohen Pforte weisen. Ich schlage vor, in ernster Kompression mit diesem konsistenten Manne zu schprechen. Oder nich?“
    „Ja“, antwortete der geborene Altenburger in seinem heimatlichen Dialekt; „es is nich sehr angenehm, Dorscht zu habe und keen Wasser zu bekomme; aber finde wer'n mersch jedenfalls; mer dürfe nur bloß suche.“
    Die Reiter stiegen ab, um nach einem vorhandenen Quell zu suchen. Feuchtigkeit war genug da, denn es wuchs Gras in der Nähe des Pueblo, und gar nicht fern von demselben gab es mehrere kleine Gärten mit Mais, Melonen und andern Gewächsen, deren Gedeihen fleißiges Begießen voraussetzte. Aber das Gesuchte wollte sich trotz allen Forschens nicht entdecken lassen, so daß Frank schließlich unmutig ausrief: „Dummköpfe sind wir, weiter nischt! Wenn Old Shatterhand oder Winnetou mit ihrer anwesenden Gegenwart hier vorhanden wären, hätten sie das Wasser längst gefunden; ja, ich gloobe sogar, daß sie es riechen täten.“
    „Dieser berühmten Krieger bedarf es nicht“, meinte da Schi-So, der Häuptlingssohn, welcher sich an den bisherigen Bemühungen nicht beteiligt, sondern denselben leise lächelnd zugesehen hatte. „Man muß nachdenken, anstatt zu suchen.“
    „So? Na, da denke doch mal nach!“
    Man sieht, daß unter den sich näherstehenden Personen der Reisegesellschaft das Sie oder Ihr dem Du gewichen war. Es widerstrebte dem Hobble-Frank, von dem Jüngling, der fast noch ein Knabe war, an Scharfsinn übertroffen zu werden.
    „Das habe ich schon getan“, antwortete dieser.
    „Wirklich? So habe doch die Gewogenheit, uns das offizielle Resultat deiner geistigen Anschtrengung mitzuteilen!“
    „Dieses Pueblo ist eine Festung, welche ohne Wasser nicht bestehen kann. Am notwendigsten ist dasselbe im Falle einer Belagerung, während welcher die Verteidiger den Bau nicht verlassen können. Zieht man diesen Umstand in Erwägung, so läßt sich leicht denken, wo der Brunnen zu finden ist.“
    „Ah, du meenst vielleicht im Innern des Gebäudes?“
    „Ja.“
    „Aber wo denn da?“
    „Jedenfalls nicht in einem der oberen Stockwerke“, lächelte der junge Indianer.
    „Nee, ooch ich hab noch keen Wasserwerk off eener Kirchturmspitze gesehen. Der Brunnen wird parterre zu suchen sein.“
    „Wo er schon vor Jahrhunderten, als das Pueblo

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