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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werden wir tun. Indessen können die Frauen zu euch emporsteigen.“
    Es wurden noch einige Leitern herabgelassen, an denen die deutschen Frauen und Kinder nach der zweiten Etage und durch das dort befindliche Loch in das Innere der ersten Etage niederstiegen. Zu gleicher Zeit kamen mehrere indianische Squaws und halberwachsene Knaben herunter, welche das Gepäck, das man den Pferden und Maultieren abgenommen hatte, nach der ersten Plattform trugen und von da durch ein ebensolches Deckenloch in das Erdgeschoß schafften.
    An der Seite des Pueblos, welche der Häuptling bezeichnet hatte, war durch ziemlich hohe Mauern ein offener, viereckiger Platz eingeschlossen, den Ka Maku als Korral bezeichnet hatte. Hierher wurden die Pferde geschafft. Als sie sich in Sicherheit befanden, verschloß man den Eingang durch Stangen, welche in dazu bestimmte Mauerlöcher querüber zu liegen kamen. Eben als man damit fertig war, gab es mit einemmal einen Blitz, als ob der ganze Himmel in Flammen stehe, und es krachte ein Donnerschlag, unter dem die Erde zu zittern schien. Zu gleicher Zeit begann es zu regnen, daß man kaum einige Schritte weit zu sehen vermochte, und es brach urplötzlich ein Sturm los, welcher von solcher Mächtigkeit war, daß man sich an der Mauer festhalten mußte, um nicht niedergeworfen zu werden. Die Männer eilten zu den Leitern.
    Der Bankier und sein deutscher Buchhalter waren nicht so erfahren, gewandt und schnell wie die andern und darum die letzten, welche die Leitern erreichten. Alles drängte in höchster Eile hinauf nach der zweiten Plattform und nach dem dort befindlichen Loch, durch welches man mittels einer Leiter in das erste Stockwerk niederstieg. Da immer nur eine Person hineinkonnte, ging dies nicht so schnell, wie der gleich einem See niederstürzende Regen wünschen ließ. Jeder dachte nur an sich selbst und drängte vorwärts; auf andres hatte man nicht acht. So kam es, daß keinem die fünf oder sechs Indianer auffielen, welche ganz plötzlich bei dem Häuptling standen, der das Niedersteigen leitete.
    Der Deckel, durch welchen das Eingangsloch verschlossen werden konnte, lag neben demselben. In der Nähe waren mehrere große, mehr als zentnerschwere Steine zu sehen, was auch niemandem auffiel. Der Bankier und Baumgarten, sein Buchhalter, waren, wie schon erwähnt, die beiden letzten. Eben als der erstere seinen Fuß auf die erste, oberste Leitersprosse setzen wollte, rief ihm der Häuptling zu: „Halt, zurück! Ihr dürft nicht da hinein!“
    „Warum nicht?“ fragte Rollins.
    „Das werdet ihr erfahren.“
    Er warf sich mit den erwähnten Indianern auf die beiden, welche, ehe sie sich nur besinnen und an Widerstand denken konnten, niedergerissen und gefesselt wurden. Ihre Hilferufe, die sie ausstießen, wurden von dem Toben des Sturmes und dem Krachen des Donners verschlungen. Ebenso schnell, wie dies geschehen war, zog der Häuptling die Leiter aus dem Loch empor und warf den Deckel auf dasselbe, worauf seine Leute die schweren Steine auf den letzteren wälzten. Die Hinabgestiegenen konnten nicht herauf; sie waren gefangen.
    Hierauf wurden der Bankier und Baumgarten eine Etage tiefer geschafft und mittels Lassos in das Erdgeschoß hinabgelassen. Dann wurde auch hier der Eingang mit dem falltürähnlichen Deckel verschlossen. Hierauf schickte der Häuptling einen seiner Leute fort. Der Mann verließ zunächst mittels der untersten Leiter das Pueblo und rannte dann trotz Blitz und Donner, Sturm und Regen längs der Felsenhöhe, an welche sich das Bauwerk schmiegte, hin, bog um eine Ecke derselben und kam dann nach vielleicht zehn Minuten an einen Platz, wo, wie es schien, die Trümmer einer herab- oder zusammengestürzten Steinwand ein Wirrwarr bildeten, welcher sich sehr gut zum Versteck eignete. Hierher hatten sich die Krieger des Pueblos mit ihren Pferden zurückgezogen, um den Weißen glaubhaft zu machen, daß sie auf der Jagd abwesend seien. Diesen Leuten meldete der Bote, daß der Streich geglückt sei und sie also zurückkehren könnten.
    Ja, er war geglückt, und zwar viel, viel leichter, besser und schneller, als der Häuptling sich vorher gedacht hatte. Zu diesem unerwarteten Gelingen hatte freilich das so plötzlich hereinbrechende Wetter am meisten mitgewirkt, kaum weniger aber auch die Unvorsichtigkeit, mit welcher die Gefangenen in die Falle gegangen waren.
    Erst waren, wie schon erzählt, die Frauen und Kinder von der dritten Terrasse in das zweite Stockwerk hinabgestiegen.

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