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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatten Platz in Körben gefunden, deren zwei je ein Maultier trug, einen auf der rechten und einen auf der linken Seite. Diese mit Stroh ausgepolsterten Plätze verursachten gar keine Beschwerden, und so kam es, daß die Reiter ihre Tiere ausgreifen lassen konnten und der Ritt ein ziemlich schneller war.
    Je weiter man sich von dem Fluß entfernte, desto unfruchtbarer wurde das Land. Wo es in jenen Gegenden Feuchtigkeit gibt oder gar fließendes Wasser, da bringt die Erde einen außerordentlichen Reichtum von Produkten hervor; wo aber der belebende Tropfen fehlt, ist nichts als Öde, als die trostlose Wüste zu sehen.
    Am Vormittag war die Temperatur noch nicht allzu beschwerlich; je höher aber die Sonne stieg, desto größer wurde die Hitze, welche von dem sterilen, felsigen Boden und den nackten, kahlen Steinwänden der Berge zurückgestrahlt wurde, so daß sie für die deutschen Emigranten, welche eine solche Glut nicht gewöhnt waren, kaum auszuhalten war.
    Bis einige Stunden nach Mittag ging es durch flache Talmulden oder über weite Ebenen, welche nicht eine Spur von Vegetation zeigten. Dann gab es Höhen, die aber dem Auge keine Erquickung boten, da die hier so geizige Natur ihnen keinen einzigen Baum, nicht einmal einen Strauch geschenkt hatte. Nur an verborgenen, seltenen Stellen, auf welche die Sonne nicht von früh bis zum Abend zu brennen vermochte, wo es also wenigstens für einige Zeit Schatten gab, ließ sich ein einsamer, phantastisch gestalteter Kaktus sehen, dessen farb- und charakterloses Grau dem Beschauer jedoch auch keine Freude brachte.
    Zur Zeit der größten Tageshitze wurde an einer steilen Bergwand gerastet. Es gab da einige Schatten; aber die gegenüberliegende Wand warf die Wärme so intensiv auf die Ruhenden, daß dieselben keine Erquickung fanden und sie lieber wieder aufstiegen, weil der Ritt, wenn er ein schneller war, doch eine etwas kühlende Luftbewegung brachte.
    Endlich – die Sonne neigte sich schon sehr dem Horizont zu – schien die Hitze abzunehmen, und zwar schneller, weit schneller, als es eigentlich hätte sein sollen. Sam Hawkens prüfte den Himmel und machte ein leicht bedenkliches Gesicht.
    „Warum schaust du so nach oben?“ fragte ihn der Hobble-Frank. „Es scheint mir, als ob der Horizont dir nicht gefällt?“
    „Kannst recht haben“, antwortete der Gefragte.
    „Warum?“
    „Weil sich die Luft so schnell und plötzlich abkühlt.“
    „Ach, wohl gar Gewitter?“
    „Möchte es fast befürchten, wie mir scheint.“
    „Das wäre doch gut! Een Gewitter nach dieser Trockenheit und Hitze müßte uns doch willkommen sein!“
    „Danke! Die Gewitter pflegen in dieser Gegend ganz anders aufzutreten, als du zu denken scheinst. Es gibt Jahre, in denen hier nicht ein Tropfen Regen fällt; ja es hat Zeiten gegeben, wo es zwei und gar drei Jahre lang nicht geregnet hat. Wenn es dann aber einmal ein Wetter gibt, dann ist es auch ein fürchterliches. Wollen machen, daß wir das Pueblo erreichen.“
    „Wie weit ist's noch dahin?“
    „In einer halben Stunde sind wir dort.“
    „Da hat's ja keene Gefahr. Es schteht noch nich een Wölkchen am Firmament des Himmels; es können also noch Schtunden vergehen, ehe es da oben schwarz und finster wird.“
    „Irre dich nicht. Es bedarf hier nur einiger Minuten, um den Himmel zu verdunkeln, und ich möchte fast behaupten, daß ich die Elektrizität, welche sich in der Luft angesammelt hat, rieche. Schau nur meine Mary an, wie eilig sie es hat, wie sie die Nüstern aufbläst und mit den Ohren und mit dem Schwanz wedelt! Die weiß ganz genau, daß etwas im Anzug ist, das gescheite Vieh.“
    Es war wirklich so. Das alte Maultier hastete förmlich vorwärts und zeigte eine Unruhe, welche auffallen mußte. Und doch war für den Unerfahrenen ganz und gar nichts Bedrohliches zu bemerken. Als Frank seinem Vetter Droll die Befürchtung Sams mitteilte, antwortete dieser: „Habe mir ooch schon so was gedacht. Sieh nur, wie gelb es draußen rund off dem Gesichtskreis liegt! Das wird höher und höher schteige, und wenn es den Scheitelpunkt erreicht hat, bricht das Wetter los. Gut, daß wir bald unter Dach und Fach komme!“
    „Im Pueblo?“
    „Ja.“
    „Da gibt's doch wohl nur Zelte, durch die der Regen dringen wird.“
    „Was du denkst. Hast du denn noch keen Pueblo gesehn?“
    „Nee.“
    „Da wirst du dich wundern, wenn wir hinkommen. So een Pueblo is ganz sonderbar anzuschauen.“
    Er hatte ganz recht, wenn er sagte, daß ein

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