10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
gleich mit nach unten nehmen.
»Es ist schön, Euch wieder lächeln zu sehen«, sagte Scolera.
»Seine Hohe Heiligkeit sagt, ich dürfe Besuch empfangen?«
»Ja«, antwortete Septa Unella. »Wenn Euer Gnaden uns sagen möchte, wen Sie zu sehen wünscht, werden wir die Betreffenden benachrichtigen.«
Jaime, ich brauche Jaime. Aber wenn ihr Zwillingsbruder in der Stadt war, warum war er dann nicht zu ihr gekommen? Es wäre weiser, erst nach Jaime zu fragen, wenn sie einen besseren Überblick darüber hatte, was eigentlich jenseits der Mauern der Großen Septe von Baelor vor sich ging. »Meinen Onkel«, sagte sie. »Ser Kevan Lannister, den Bruder meines Vaters. Ist er in der Stadt?«
»Ja«, antwortete Septa Unella. »Der Lord Regent residiert im Roten Bergfried. Wir werden sofort nach ihm schicken.«
»Vielen Dank«, sagte Cersei und dachte: Lord Regent, also? Es überraschte sie nicht.
Ein demütiges und reuiges Herz brachte Vorteile mit sich, die über die Reinigung der Seele von Sünden hinausgingen, wie sich herausstellte. In dieser Nacht wurde die Königin in eine größere Zelle zwei Stockwerke tiefer verlegt, wo sie ein Fenster hatte, durch das sie tatsächlich nach draußen sehen konnte, und sie bekam auch eine warme weiche Decke für ihr Bett. Zum Abendessen brachte man ihr statt trockenem Brot und Haferbrei einen gebratenen Kapaun, eine Schüssel mit knusprigem Gemüse, das mit gemahlenen Walnüssen bestreut war, und einen Berg zerdrückte Rüben, die in Butter schwammen. In dieser Nacht kroch sie zum ersten Mal seit ihrer Gefangennahme mit vollem Magen ins Bett und schlief ohne Störung durch die schwarzen Wachen der Nacht hindurch.
Am nächsten Tag kam mit der Morgendämmerung ihr Onkel.
Cersei saß noch beim Frühstück, als die Tür aufschwang und Ser Kevin Lannister hereintrat. »Lasst uns allein«, sagte er zu ihren Kerkermeisterinnen. Septa Unella scheuchte Scolera und Moelle hinaus und schloss die Tür hinter ihnen. Die Königin erhob sich.
Ser Kevan sah älter aus als bei ihrer letzten Begegnung. Er war ein großer Mann mit breiten Schultern und dickem Bauch, sein kurz geschorener blonder Bart folgte der Linie seines kräftigen Kinns, und das kurze blonde Haar auf dem Kopf zog sich bereits stark aus der Stirn zurück. Ein schwerer Wollmantel, purpurrot gefärbt, wurde auf einer Schulter von einer goldenen Spange in Form eines Löwenkopfes gehalten.
»Danke, dass Ihr gekommen seid«, sagte die Königin.
»Du solltest dich setzen. Es gibt Dinge, die ich dir mitteilen muss …«
Sie wollte sich nicht setzen. »Ihr seid immer noch böse auf mich. Ich höre es an Eurer Stimme. Vergebt mir, Onkel. Es war falsch von mir, Euch den Wein ins Gesicht zu schütten, aber …«
»Glaubst du wirklich, ich mache mir so viel aus einem Becher Wein? Lancel ist mein Sohn , Cersei. Dein Vetter. Wenn ich böse auf dich bin, dann seinetwegen. Du hättest dich um ihn kümmern müssen, ihn anleiten, und für ihn ein angemessenes Mädchen aus guter Familie suchen sollen. Stattdessen hast du …«
»Ich weiß, ich weiß.« Lancel wollte mich viel mehr als ich ihn. Und ich wette, er will mich immer noch. » Ich war allein und schwach. Bitte, Onkel. Oh, Onkel. Es tut so gut, Euer Gesicht zu sehen, Euer süßes, süßes Gesicht. Ich habe schlimme Dinge getan, ich weiß, aber ich könnte es nicht ertragen, wenn Ihr mich hasst.« Sie schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn auf die Wange. »Vergebt mir. Vergebt mir.«
Ser Kevan ertrug die Umarmung einige Herzschläge lang, ehe er schließlich ebenfalls die Arme um sie schloss, kurz und verlegen. »Genug«, sagte er, und seine Stimme war noch immer flach und kalt. »Dir ist vergeben. Jetzt setz dich. Ich bringe dir einige schlechte Nachrichten, Cersei.«
Seine Worte versetzten sie in Angst. »Ist Tommen etwas zugestoßen? Bitte, nein. Ich habe solche Angst um meinen Sohn. Niemand sagt mir etwas. Bitte sagt mir, dass es Tommen gut geht.«
»Seiner Gnaden geht es gut. Er fragt häufig nach dir.« Ser Kevan legte ihr die Hände auf die Schultern und hielt sie auf Armeslänge von sich.
»Also Jaime? Geht es um Jaime?«
»Nein, Jaime ist immer noch irgendwo in den Flusslanden.«
»Irgendwo?« Das gefiel ihr überhaupt nicht.
»Er hat Raventree eingenommen und Lord Blackwoods Kapitulation entgegengenommen«, erzählte ihr Onkel, »doch auf dem Weg zurück nach Riverrun hat er sein Gefolge verlassen und ist mit einer Frau davongeritten.«
»Mit einer Frau?«
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