Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
Seelen gerettet werden.«
    Und für den Rest dieser langen Nacht ließ man sie schlafen. Stundenlanger gesegneter Schlaf. Die Eule und der Wolf und die Nachtigall schlichen dieses eine Mal ungesehen und unbemerkt vorbei, während Cersei einen langen süßen Traum genoss, in dem Jaime ihr Gemahl und ihr Sohn noch am Leben war.
    Am nächsten Morgen fühlte sich die Königin schon fast wieder wie sie selbst. Als ihre Kerkermeisterinnen kamen, gab sie erneut ein paar fromme Töne von sich und sagte ihnen, wie sehr sie zur Beichte ihrer Sünden entschlossen war, damit ihr vergeben werden konnte, was sie getan hatte.
    »Wir freuen uns, das zu hören«, sagte Septa Moelle.
    »Euch wird eine große Last von der Seele genommen werden«, sagte Septa Scolera. »Danach werdet Ihr Euch viel besser fühlen, Euer Gnaden.«
    Euer Gnaden. Diese beiden einfachen Worte erregten sie. Während ihrer langen Gefangenschaft hatten sich ihre Kerkermeisterinnen meist nicht einmal um diese schlichte Höflichkeit bemüht.
    »Seine Hohe Heiligkeit erwartet Euch«, sagte Septa Unella.
    Cersei senkte den Kopf demütig und gehorsam. »Wäre es mir vielleicht erlaubt, vorher zu baden? Ich bin nicht gerade im richtigen Zustand, um ihm unter die Augen zu treten.«
    »Ihr dürft Euch später waschen, falls es Seine Hohe Heiligkeit gestattet«, befand Septa Unella. »Im Moment sollte Euch allein die Reinheit Eurer unsterblichen Seele kümmern, nicht solche Eitelkeiten des Fleisches.«
    Die drei Septas führten sie die Turmstufen hinunter, wobei Septa Unella vor ihr und Septa Moelle und Septa Scolera hinter ihr gingen, als fürchteten sie, Cersei könne einen Fluchtversuch wagen. »Es ist so lange her, seit ich das letzte Mal Besuch hatte«, murmelte Cersei leise während des Abstiegs. »Geht es dem König gut? Ich frage nur als eine Mutter, die sich Sorgen um ihr Kind macht.«
    »Seine Gnaden ist bei guter Gesundheit«, antwortete Septa Scolera, »und er wird Tag und Nacht gut beschützt. Die Königin ist immer bei ihm.«
    Ich bin die Königin! Sie schluckte und lächelte. »Das ist gut zu wissen. Tommen liebt sie so sehr. Ich habe diese schrecklichen Dinge nie geglaubt, die man über sie erzählt hat.« Hatte sich Margaery Tyrell irgendwie aus der Anklage wegen Unzucht, Ehebruchs und Hochverrats herauswinden können? »Hat man über sie Gericht gehalten?«
    »Das folgt bald«, sagte Septa Scolera, »aber ihr Vater …«
    » Pst. « Septa Unella drehte sich um und warf Scolera einen Blick über die Schulter zu. »Du schwatzt zu viel, du törichte alte Frau. Es steht uns nicht zu, über solche Dinge zu reden.«
    Scolera senkte den Kopf. »Bitte vergebt mir.«
    Und so verlief der Rest des Abstiegs schweigend.
    Der Hohe Spatz erwartete sie in seinem Heiligtum, einem asketischen siebeneckigen Raum, wo die grob gehauenen Antlitze der Sieben von den Steinwänden herunterschauten und dabei Mienen zeigten, die dem Gesicht Seiner Hohen Heiligkeit an Säuerlichkeit und Missbilligung kaum nachstanden. Als sie eintrat, saß er hinter einem grob gezimmerten Tisch und schrieb. Seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, an dem Tag, an dem er sie hatte ergreifen und einsperren lassen, hatte sich der Hohe Septon nicht verändert. Er war immer noch dürr und grauhaarig und wirkte mager, hart und halb verhungert. Sein Gesicht hatte scharfe Züge und tiefe Falten, seine Augen strahlten Misstrauen aus. Anstatt der reichen Roben seiner Vorgänger trug er ein formloses Gewand aus ungefärbter Wolle, das ihm bis zu den Knöcheln reichte. »Euer Gnaden«, sagte er, anstatt sie zu grüßen, »wie ich höre, wollt Ihr die Beichte ablegen.«
    Cersei ging auf die Knie. »Ja, Euer Heiligkeit. Das Alte Weib kam zu mir, als ich geschlafen habe, und hat die Laterne hoch erhoben …«
    »Aber natürlich. Unella, du bleibst und schreibst die Worte Ihrer Gnaden mit. Scolera, Moelle, ihr dürft gehen.« Er drückte die Fingerspitzen aneinander, eine Geste, die sie bei ihrem Vater schon tausendmal gesehen hatte.
    Septa Unella ließ sich auf einem Stuhl hinter ihr nieder, strich ein Pergament glatt und tauchte einen Federkiel in Maestertinte. Plötzlich bekam Cersei Angst. »Wenn ich die Beichte abgelegt habe, wird man mir dann erlauben …«
    »Man wird mit Euer Gnaden verfahren, wie es Euren Sünden entspricht.«
    Dieser Mann ist unerbittlich, begriff sie erneut. Sie sammelte sich einen Moment lang. »Mutter, hab Erbarmen mit mir. Ich habe mich Männern außerhalb des Ehegelübdes

Weitere Kostenlose Bücher