10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
hingegeben. Ich gestehe es.«
»Wem?« Der Hohe Septon starrte ihr in die Augen.
Cersei hörte Unella hinter sich schreiben. Ihre Feder erzeugte ein leises Kratzen. »Lancel Lannister, meinem Vetter. Und Osney Kettleblack.« Beide Männer hatten gestanden, mit ihr im Bett gewesen zu sein, daher würde es nichts nützen, es abzustreiten. »Auch mit seinen Brüdern. Beiden.« Sie konnte nicht wissen, was Osfryd und Osmund vielleicht gesagt hatten. Es war sicherer, ein wenig zu viel als zu wenig zu beichten. »Das entschuldigt meine Sünden nicht, Hohe Heiligkeit, aber ich war einsam, und ich hatte Angst. Die Götter haben mir König Robert genommen, meinen Liebsten und Beschützer. Ich war allein und umgeben von Ränkeschmieden, falschen Freunden und Verrätern, die sich verschworen hatten, um meine Kinder zu töten. Ich wusste nicht, wem ich trauen sollte, also habe ich … habe ich die einzigen Mittel benutzt, die ich hatte, um die Kettleblacks an mich zu binden.«
»Womit Ihr Euch auf Eure Weiblichkeit bezieht?«
»Mein Fleisch.« Sie drückte sich eine Hand vor das Gesicht und schauderte. Als sie die Hand herunternahm, glitzerten Tränen in ihren Augen. »Ja. Möge die Jungfrau mir vergeben. Aber ich habe es für meine Kinder getan, für das Reich. Ich habe dabei kein Vergnügen empfunden. Die Kettleblacks … sie sind harte, grausame Männer, und sie haben mich grob behandelt, aber was sollte ich sonst tun? Tommen brauchte Männer um sich, denen ich vertrauen konnte.«
»Seine Gnaden stand unter dem Schutz der Königsgarde.«
»Die Königsgarde hat nutzlos zugeschaut, als sein Bruder Joffrey starb, ermordet auf seinem eigenen Hochzeitsfest. Ich habe mit ansehen müssen, wie einer meiner Söhne starb, aber ich hätte es nicht ertragen, auch noch den anderen zu verlieren. Ich habe gesündigt, ich habe mich wollüstig der Unzucht hingegeben, aber ich habe es für Tommen getan. Vergebt mir, Hohe Heiligkeit, doch ich würde die Beine für jeden Mann in King’s Landing breitmachen, wenn ich das tun müsste, um die Sicherheit meiner Kinder zu gewährleisten.«
»Vergebung gewähren allein die Götter. Was ist mit Ser Lancel, der Euer Vetter und der Knappe Eures Hohen Gemahls war? Habt Ihr ihn ebenfalls mit in Euer Bett genommen, um Euch seiner Treue zu versichern?«
»Lancel.« Cersei zögerte. Sei vorsichtig, sagte sie sich, Lancel wird ihm alles erzählt haben. » Lancel liebte mich. Er war noch ein halber Knabe, aber ich habe nie an seiner Ergebenheit gegenüber mir oder meinem Sohn gezweifelt.«
»Und dennoch habt Ihr ihn verdorben.«
»Ich war einsam.« Sie unterdrückte ein Schluchzen. »Ich hatte meinen Gemahl verloren, meinen Sohn, meinen Hohen Vater. Ich war die Regentin, aber auch eine Königin ist nur eine Frau, und Frauen sind schwach und leicht in Versuchung zu führen… Eure Hohe Heiligkeit weiß, wie wahr das ist. Es ist bekannt, dass selbst Heilige Septas der Sünde verfallen können. Ich habe Trost bei Lancel gesucht. Er war freundlich und sanft, und ich brauchte jemanden. Es war falsch, ich weiß, aber ich hatte niemanden sonst … eine Frau muss geliebt werden, sie braucht einen Mann an ihrer Seite, sie … sie …« Sie begann unkontrolliert zu schluchzen.
Der Hohe Septon machte keine Anstalten, sie zu trösten. Er saß da und starrte sie mit seinen harten Augen an, während sie weinte, er war so steinern wie die Statuen der Sieben in der Septe über ihnen. Es verstrich eine Weile, doch schließlich waren all ihre Tränen getrocknet. Nun waren ihre Augen rot und verweint, und sie hatte das Gefühl, einer Ohnmacht nahe zu sein.
Der Hohe Spatz war jedoch noch nicht mit ihr fertig. »Das sind gewöhnliche Sünden«, sagte er. »Die Verderbtheit von Witwen ist allgemein bekannt, und alle Frauen sind dem Wesen nach der Wollust zugetan und benutzen ihre Reize und ihre Schönheit, um sich Männer gefügig zu machen. Hier können wir keinen Hochverrat erkennen, solange Ihr Euer Ehebett nicht verlassen habt, während Seine Gnaden König Robert noch am Leben war.«
»Niemals«, flüsterte sie schaudernd. » Niemals, ich schwöre es.«
Er beachtete sie nicht. »Es liegen andere Anschuldigungen gegen Euer Gnaden vor, Verbrechen, die sehr viel schwerer wiegen als einfache Unzucht. Ihr gesteht, dass Ser Osney Kettleblack Euer Liebhaber war, und Ser Osney behauptet, er habe meinen Vorgänger auf Euer Geheiß erstickt. Des Weiteren besteht er darauf, ebenfalls auf Euer Geheiß hin, falsches Zeugnis
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