10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
den Regenbogenfarben des Glaubens sprossen. Zwei goldene siebenzackige Sterne hielten seinen wallenden Mantel an den Schultern.
Ein weißer Mantel.
Ser Kevan hatte seinen Teil der Abmachung eingehalten. Tommen, ihr kostbarer kleiner Junge, hatte ihren Recken zu einem Mitglied der Königsgarde ernannt.
Cersei sah nicht, woher Qyburn kam, er war einfach plötzlich neben ihnen und musste sich anstrengen, um mit ihrem Recken Schritt zu halten. »Euer Gnaden«, sagte er, »wie schön, Euch wieder hier zu haben. Darf ich Euch das neueste Mitglied der Königsgarde vorstellen? Dies ist Ser Robert Kraft.«
»Ser Robert«, flüsterte Cersei, als sie durch das Tor gingen.
»Wenn es Euer Gnaden gefällt, so hat Ser Robert ein heiliges Schweigegelübde abgelegt«, sagte Qyburn. »Er hat geschworen, nicht eher zu sprechen, als bis alle Feinde Eurer Gnaden tot sind und das Böse aus dem Reich vertrieben ist.«
Ja, dachte Cersei Lannister. Oh, ja.
TYRION
Der Stapel Pergamente hatte eine beachtliche Höhe. Tyrion sah ihn sich an und seufzte. »Ich dachte, Ihr wäret ein Bund von Brüdern. Sieht so die Liebe aus, die ein Bruder einem anderen entgegenbringt? Wo bleibt das Vertrauen? Die Freundschaft, die Hochachtung, die tiefe Zuneigung, wie sie nur Männer kennen, die zusammen gekämpft und geblutet haben?«
»Alles zu seiner Zeit«, erwiderte der Braune Ben Plumm.
»Nachdem Ihr unterzeichnet habt«, sagte Tintenfass und spitzte eine Feder an.
Kasporio der Gewitzte tätschelte den Griff seines Schwertes. »Wenn Ihr mit dem Bluten schon anfangen möchtet, wäre ich zu gern zu Diensten.«
»Welch freundliches Angebot«, sagte Tyrion, »aber danke, nein.«
Tintenfass legte die Pergamente vor Tyrion aus und reichte ihm die Feder. »Hier ist Eure Tinte. Aus Alt-Volantis. Sie hält so lange wie gutes Maesterschwarz. Ihr braucht nur zu unterzeichnen und mir die Papiere weiterzureichen. Den Rest mache ich.«
Tyrion schenkte ihm ein schiefes Grinsen. »Darf ich sie vielleicht zuerst lesen?«
»Wenn Ihr möchtet. In allen steht ungefähr das Gleiche. Außer in denen ganz unten, aber die kommen noch rechtzeitig an die Reihe.«
Oh, das glaube ich gern. Für die meisten Männer waren keine Kosten damit verbunden, einer Kompanie beizutreten, aber er war nicht wie die meisten Männer. Er tauchte die Feder in das Tintenfass, beugte sich über das erste Pergament, zögerte und sah auf. »Soll ich lieber mit Yollo oder mit Hugor Hügel unterschreiben?«
Neben den Augen des Braunen Bens bildeten sich Fältchen. »Würdet Ihr es vorziehen, an Yezzans Erben zurückgegeben oder einfach geköpft zu werden?«
Der Zwerg lachte und unterzeichnete mit Tyrion aus dem Hause Lannister. Als er nach links an Tintenfass weiterreichte, blätterte er den Stapel durch. »Das sind … sagen wir fünfzig? Sechzig? Ich dachte, es gäbe fünfhundert Zweitgeborene.«
»Fünfhundertdreizehn derzeit«, sagte Tintenfass. »Wenn Ihr Euch in unser Buch eingetragen habt, werden wir fünfhundertvierzehn sein.«
»Also erhält nur einer von zehn einen der Schuldscheine? Das scheint mir nicht gerecht zu sein. Ich dachte, in den Freien Kompanien würde alles ordentlich untereinander aufgeteilt.« Er unterschrieb das nächste Blatt.
Der Braune Ben lachte. »Oh, es wird alles geteilt. Nur nicht gerecht. Die Zweitgeborenen ähneln da durchaus einer Familie …«
»Und jede Familie hat ihre sabbernden Vettern.« Tyrion unterschrieb den nächsten Schuldschein. Das Pergament knisterte, als er es dem Zahlmeister zuschob. »In den Verliesen von Casterly Rock gibt es Zellen, in denen mein Hoher Vater die schlimmsten der unseren eingesperrt hatte.« Er tauchte die Feder in das Tintenfass. Tyrion aus dem Hause Lannister kritzelte er und versprach, dem Inhaber dieses Schuldscheins einhundert Drachen auszuzahlen. Mit jedem Federstrich werde ich ein wenig ärmer … oder würde ich, wenn ich nicht eigentlich ein Bettler wäre. Eines Tages würde er diese Unterschriften vielleicht bereuen. Aber heute nicht. Er pustete über die feuchte Tinte, schob das Pergament dem Zahlmeister zu und unterzeichnete das nächste. Und wieder. Und wieder. Und wieder. »Das verletzt mich wirklich tief, muss ich sagen«, erklärte er ihnen zwischen zwei Unterschrif-
ten. »In Westeros ist das Wort eines Lannisters Gold wert.«
Tintenfass zuckte mit den Schultern. »Wir sind aber nicht in Westeros. Auf dieser Seite der Meerenge halten wir unsere Versprechen auf Papier fest.« Sobald ihm ein Blatt
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