Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
geschwiegen. Euer Weisheit, habt Ihr mein Angebot unterbreitet?«
    »An alle Herren und Hauptleute von Yunkai, wie Ihr befohlen habt … Aber ich fürchte, ihre Antwort wird Euch nicht gefallen.«
    »Sie haben abgelehnt?«
    »Ja. Mir wurde gesagt, Eure Männer könntet Ihr nicht mit Gold zurückkaufen, ganz gleich, wie viel Ihr auch bietet. Nur das Blut der Drachen kann ihnen die Freiheit erkaufen.«
    Diese Antwort hatte Ser Barristan erwartet, auch wenn er sich eine andere erhofft hatte. Er presste die Lippen aufeinander.
    »Ich weiß, das sind nicht die Worte, die Ihr hören wolltet«, sagte Galazza Galare. »Ich persönlich kann sie jedoch verstehen. Diese Drachen sind grausame Untiere. Yunkai fürchtet sich vor ihnen … und mit gutem Grund, wie Ihr nicht leugnen könnt. Unsere Geschichtsbücher sprechen von den Drachenherrschern des schrecklichen Valyria und der Zerstörung, die sie über das Volk von Alt-Ghis gebracht haben. Selbst Eure junge Königin, die schöne Daenerys, sie, die sich die Mutter der Drachen nannte … wir haben sie an jenem Tage in der Arena brennen sehen … selbst sie konnte sich vor dem Zorn des Drachen nicht retten.«
    »Ihre Gnaden ist nicht … sie …«
    »… ist tot. Mögen ihr die Götter einen süßen Schlaf gewähren.« Tränen glitzerten hinter ihrem Schleier. »Lasst ihre Drachen ebenfalls sterben.«
    Selmy suchte noch nach einer Antwort, als er schwere Schritte hörte. Die Tür wurde aufgestoßen, und Skahaz mo Kandaq stürmte herein, gefolgt von vier Messingtieren. Als Grazhar ihm den Weg versperren wollte, stieß er den Jungen zur Seite.
    Ser Barristan war sofort auf den Beinen. »Was ist los?«
    »Die Triböcke«, knurrte der Schurschädel. »Alle sechs.«
    Galazza Galare erhob sich. »Auf diese Weise antwortet Yunkai auf Euer Angebot, Ser. Ich habe Euch gesagt, ihre Antwort würde Euch nicht gefallen.«
    Also haben sie den Krieg gewählt. So sei es denn. Ser Barristan fühlte sich seltsam erleichtert. Mit dem Krieg kannte er sich aus. »Wenn sie glauben, sie könnten Meereen brechen, indem sie Steine schleudern …«
    »Keine Steine.« In der Stimme der alten Frau schwangen Trauer und Furcht mit. »Leichen.«

DAENERYS
    Der Hügel bildete eine Steininsel inmitten eines grünen Meeres.
    Dany brauchte den halben Morgen, um hinunterzuklettern. Unten angekommen war sie außer Atem. Ihre Muskeln schmerzten, und sie fühlte sich, als bekäme sie Fieber. An den Felsen hatte sie sich die Hände wund gescharrt. Sie sehen trotzdem besser aus als vorher, dachte sie, während sie an einer aufgeplatzten Blase zog. Ihre Haut war rosa und zart, und helle, milchige Flüssigkeit trat aus den aufgesprungenen Handflächen hervor, aber sie würden heilen.
    Der Hügel wirkte von hier unten viel größer. Dany hatte ihn Dragonstone genannt, nach der uralten Zitadelle, in der sie geboren worden war. Sie hatte keine Erinnerungen an das richtige Dragonstone, aber dieses hier würde sie nicht so schnell vergessen. Die unteren Hänge waren mit buschigem Gras und Dornensträuchern bewachsen, weiter oben ragte eine kahle Felszacke steil in den Himmel. Dort hatte sich Drogon zwischen Bruchstücken von Felsen, scharfkantigen Graten und spitzen Steintürmen seinen Bau in einer kleinen Höhle eingerichtet. Er hatte hier schon eine Weile gelebt, erkannte Dany, als sie den Hügel zum ersten Mal sah. In der Luft lag der Geruch von Asche, jeder Fels und jeder Baum in Sichtweite war versengt und geschwärzt, und der Boden war mit verbrannten und aufgeknackten Knochen übersät. Es musste also sein Zuhause
sein.
    Dany wusste, welche Verlockung ein Zuhause darstellte.
    Vor zwei Tagen war sie auf eine Felsnadel geklettert und hatte im Süden Wasser entdeckt, einen schlanken Faden, der kurz in der untergehenden Sonne glitzerte. Ein Bach, entschied Dany. Klein zwar, aber er würde sie zu einem größeren Bach führen, und dieser würde in einen kleinen Fluss münden, und alle Flüsse in diesem Teil der Welt endeten schließlich im Skahazadhan. Sobald sie am Skahazadhan angelangt wäre, brauchte sie ihm nur noch mit der Strömung bis zur Sklavenbucht zu fol-
gen.
    Lieber wäre sie auf den Schwingen des Drachen nach Meereen zurückgekehrt. Aber dieses Verlangen schien Drogon nicht zu teilen.
    Die Drachenherren des alten Valyria hatten ihre Reittiere mit Bindesprüchen und Zauberhörnern beherrscht. Daenerys musste mit Wort und Peitsche zurechtkommen. Auf dem Drachenrücken fühlte sie sich oft, als müsste sie das

Weitere Kostenlose Bücher