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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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alte valyrische Straße, die an ihr entlang durch Sand und Öde führte, bis sie sich im Westen verlor. Die Straße nach Hause. Schließlich war nichts mehr unter ihnen außer dem Gras, das sich im Wind kräuselte.
    Ist dieser erste Flug schon tausend Jahre her? Manchmal erschien es ihr so.
    Die Sonne stieg höher und wurde heißer, und bald darauf begann ihr Kopf zu schmerzen. Danys Haar wuchs nach, allerdings nur langsam. »Ich brauche einen Hut«, sagte sie laut. Oben auf Dragonstone hatte sie versucht, sich einen zu machen, indem sie Grashalme flocht, wie sie es bei den Dothrakifrauen während ihrer Zeit mit Drogo gesehen hatte, doch entweder benutzte sie die falsche Sorte Gras, oder es mangelte ihr einfach an der notwendigen Geschicklichkeit. Ihre Hüte fielen jedes Mal in ihren Händen auseinander. Versuch es noch einmal, sagte sie sich. Nächstes Mal wird es besser. Du bist das Blut des Drachen, du wirst doch wohl einen Hut machen können. Sie bemühte und bemühte sich, und doch hatte sie beim letzten Versuch nicht mehr Erfolg als beim ersten.
    Es war bereits Nachmittag, als Dany den Bach fand, den sie vom Hügel aus gesehen hatte. Es war ein Rinnsal, ein Bächlein, ein Tröpfeln, kaum breiter als ihr Arm … und ihr Arm war jeden Tag, den sie auf Dragonstone verbracht hatte, dünner geworden. Dany schöpfte mit beiden Händen Wasser und wusch sich das Gesicht. Als sie ihre Hände aneinanderlegte, drückte sie die Knöchel in den Schlamm des Grunds. Lieber hätte sie kühleres, klareres Wasser gehabt … aber nein, wenn sie sich schon die Mühe machte, sich etwas zu wünschen, dann würde sie sich ihre Rettung wünschen.
    Noch immer klammerte sie sich an die Hoffnung, dass ihr jemand gefolgt war. Ser Barristan würde sich vielleicht auf die Suche nach ihr machen; er war der Erste ihrer Königinnengarde, und er hatte geschworen, ihr Leben mit seinem eigenen zu schützen. Und ihren Blutreitern war das Dothrakische Meer nicht fremd, und auch sie hatten ihr Leben mit ihrem verbunden. Ihr Gemahl, der Edle Hizdahr zo Loraq, würde vielleicht Sucher losschicken. Und Daario … Dany stellte sich vor, wie er durch das hohe Gras auf sie zuritt und lächelte, und wie sein Goldzahn im letzten Sonnenlicht glänzte.
    Nur hatte man Daario den Yunkai’i ausgeliefert, als Geisel, um zu gewährleisten, dass keiner von den yunkischen Hauptleuten zu Schaden käme. Daario und Held, Jhogo und Groleo, und drei von Hizdahrs Verwandten. Doch inzwischen hatten sie bestimmt alle Geiseln wieder freigelassen. Aber …
    Sie fragte sich, ob die Klingen ihres Hauptmanns noch immer an der Wand neben ihrem Bett hingen und darauf warteten, dass Daario käme und sie zurückverlangte. » Ich lasse meine Mädchen bei dir «, hatte er gesagt. » Bewahre sie gut für mich auf, Geliebte. « Und außerdem fragte sie sich, ob die Yunkai’i wussten, wie viel ihr Hauptmann ihr bedeutete. Sie hatte Ser Barristan die Frage an dem Nachmittag gestellt, an dem die Geiseln aufbrachen. »Sie werden die Gerüchte gehört haben«, hatte er geantwortet. »Möglicherweise hat Naharis auch damit geprahlt, dass Euer Gnaden mit ihm … wie viel … Ihr für ihn übrighabt. Wenn Ihr mir die offenen Worte verzeiht; Bescheidenheit ist nicht gerade seine Stärke. Er ist sehr stolz darauf, wie … wie er mit dem Schwert umgeht.«
    Er prahlt damit, dass er in meinem Bett war, meint Ihr. Aber Daario wäre nicht so töricht, damit ausgerechnet bei ihren Feinden anzugeben. Es spielt keine Rolle. Inzwischen sind die Yunkai’i auf dem Heimweg. Deswegen hatte sie das alles getan. Um des Friedens willen.
    Sie wandte sich zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war, dorthin, wo sich Dragonstone wie eine geballte Faust aus dem Grasland erhob. Es sieht so nah aus. Ich laufe schon seit Stunden, und dennoch scheint es, ich bräuchte nur die Hand auszustrecken und könnte den Hügel berühren. Es war noch nicht zu spät, um umzukehren. In dem Quellteich bei Drogons Höhle gab es Fisch. Am ersten Tag hatte sie einen gefangen, vielleicht würde es ihr erneut gelingen. Und außerdem gab es noch die Reste von Drogons Beute, verkohlte Knochen, an denen noch Fleisch hing.
    Nein, mahnte sich Dany. Wenn ich mich umsehe, bin ich verloren. Sie könnte jahrelang auf den sonnigen Felsen von Dragonstone leben, jeden Tag auf Drogon reiten und jeden Abend seine Reste essen, während sich das große Grasmeer von Gold in Orange verwandelte, aber für ein solches Leben war sie nicht geboren

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