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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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auf ihrem Leib waren alles, was sie aus Meereen mitgenommen hatte.
    Zwar wanderte sie durch ein grünes Königreich, aber nicht durch das tiefe, satte Grün des Sommers. Sogar hier zeigte sich der Herbst, und der Winter würde nicht lange auf sich warten lassen. Das Gras war blasser, als sie es in Erinnerung hatte, kränklich grün, fast schon gelb. Bald würde es braun werden. Das Gras starb.
    Daenerys Targaryen war das Dothrakische Meer nicht fremd, dieser riesige Ozean aus Gras, der sich vom Wald von Qohor bis zur Mutter der Berge und dem Schoß der Welt erstreckte. Zum ersten Mal hatte sie es gesehen, als sie noch ein Mädchen gewesen war, als sie frisch vermählt mit Khal Drogo und auf dem Weg nach Vaes Dothrak gewesen war, wo sie den alten Weibern, den Dosh Khaleen, vorgestellt werden sollte. Der Anblick des Grases, das sich endlos vor ihr ausbreitete, hatte ihr den Atem geraubt. Der Himmel war blau, das Gras war grün, und ich war voller Hoffnung. Ser Jorah war damals bei ihr gewesen, ihr schroffer alter Bär. Sie hatte Irri und Jhiqui und Doreah, die für sie sorgten, und ihre Sonne, ihre Sterne, schloss sie bei Nacht in die Arme, und sein Kind wuchs in ihr heran. Rhaego. Ich wollte ihn Rhaego nennen, und die Dosh Khaleen sagten, er wäre der Hengst, der die Welt besteigt. Seit den halb vergessenen Tagen in Braavos, als sie im Haus mit der roten Tür gelebt hatte, war sie nicht mehr so glücklich gewesen.
    Aber in der Roten Wüste hatte sich all ihre Freude in Asche verwandelt. Ihre Sonne, ihre Sterne war vom Pferd gefallen, die Maegi Mirri Maz Duur hatte Rhaego in ihrem Leib ermordet, und Dany hatte die leere Hülle von Khal Drogo mit eigenen Händen erstickt. Danach war Drogos großes Khalasar auseinandergebrochen. Ko Pono hatte sich selbst zu Khal Pono ernannt und viele Reiter und auch viele Sklaven mitgenommen. Ko Jhaqo hatte sich zu Khal Jhaqo umbenannt und war mit noch mehr Reitern davongeritten. Mago, sein Blutreiter, hatte Eroeh vergewaltigt und ermordet, ein Mädchen, das Daenerys einst vor ihm gerettet hatte. Nur die Geburt ihrer Drachen aus dem Feuer und Rauch von Khal Drogos Scheiterhaufen hatte Dany davor bewahrt, nach Vaes Dothrak zurückgeschleppt zu werden, um dort für den Rest ihrer Tage unter den alten Weibern der Dosh Khaleen zu leben.
    Das Feuer hat mein Haar verbrannt, aber darüber hinaus hat es mich nicht angerührt. In Daznaks Arena war es genauso gewesen. An so viel konnte sie sich noch erinnern, doch das meiste von dem, was gefolgt war, löste sich in einem Nebel auf. So viele Menschen haben geschrien und sich gegenseitig aus dem Weg geschoben. Sie erinnerte sich an Pferde, die sich aufbäumten, an einen Wagen, der umkippte und von dem Melonen fielen. Von unten flog ein Speer heran, dem eine Salve Armbrustbolzen folgte. Einer schoss so nah an ihr vorbei, dass Dany spürte, wie er über ihre Wange strich. Andere prallten von Drogons Schuppen ab, blieben zwischen ihnen stecken oder zerrissen die Membran seiner Flügel. Sie erinnerte sich daran, wie sich der Drache unter ihr gewunden hatte und bei jedem Treffer erschauderte, während sie sich verzweifelt an seinen schuppigen Rücken klammerte. Aus den Wunden stieg Rauch. Dany sah, wie einer der Bolzen plötzlich in Flammen aufging. Ein anderer fiel ab, weil er durch den Flügelschlag gelockert wurde. Unten wirbelten die Menschen umher, von Flammen eingehüllt, rissen sie die Hände in die Höhe, als wären sie in den Zuckungen eines wilden Tanzes gefangen. Eine Frau in grüner Tokar hob ein Kind auf und schirmte es mit ihren Armen vor den Flammen ab. Dany sah die Farbe genau, aber nicht das Gesicht der Frau. Die Menschen trampelten über sie hinweg, als sie auf den Ziegeln lag. Manche hatten Feuer gefangen.
    Dann war all das verschwunden, der Lärm war abgeebbt, die Menschen waren kleiner geworden und die Speere und Pfeile unter ihnen zurückgeblieben, als Drogon in den Himmel aufstieg. Höher und höher und noch viel höher hatte er sie getragen, hoch über die Pyramiden und Arenen, hatte die Flügel ausgebreitet, um die warme Luft zu nutzen, die von den von der Sonne erwärmten Ziegeln der Stadt aufstieg. Wenn ich jetzt abstürze und sterbe, wäre es das trotzdem wert gewesen, hatte sie gedacht.
    Sie flogen nach Norden, über den Fluss hinweg. Drogon glitt auf zerfetzten und zerrissenen Flügeln durch die Wolken, die wie die Banner eines Geisterheeres vorbeizogen. Dany erhaschte einen Blick auf die Küste der Sklavenbucht und die

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