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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Reiten ganz neu erlernen. Wenn sie ihre Silberstute auf die rechte Flanke schlug, sprang sie nach links, denn ein Pferd floh instinktiv vor der Gefahr. Wenn sie Drogon auf der rechten Seite einen Schlag mit der Peitsche versetzte, steuerte er hingegen nach rechts, denn ein Drache neigte instinktiv zum Angriff. Manchmal spielte es keine Rolle, auf welche Seite sie schlug, denn dann flog er, wohin er wollte, und nahm sie einfach mit. Weder Peitsche noch Worte konnten Drogon zur Umkehr bewegen, wenn er nicht umkehren wollte. Die Peitsche ärgerte ihn eher, als dass sie ihm wehtat, hatte sie festgestellt; seine Schuppen waren härter als Horn geworden.
    Und gleichgültig, wie weit der Drache auch flog, bei Einbruch der Nacht zog es ihn stets zurück nach Dragonstone, nach Hause. Sein Zuhause, nicht meines. Ihr Zuhause war in Meereen bei ihrem Gemahl und ihrem Geliebten. Dorthin gehörte sie. Ganz bestimmt.
    Geh weiter. Wenn ich mich umsehe, bin ich verloren.
    Ihre Erinnerungen begleiteten sie. Wolken, die sie von oben betrachtet hatte. Pferde, so klein wie Ameisen, die durch das Gras preschten. Ein Silbermond, fast so nah, dass man ihn berühren konnte. Flüsse, die hell und blau unter ihr dahinströmten und in der Sonne glitzerten. Werde ich das jemals wiedersehen? Auf Drogons Rücken fühlte sie sich ganz . Oben im Himmel vermochte das Elend der Welt sie nicht zu erreichen. Wie konnte sie das aufgeben?
    Es war jedoch an der Zeit. Ein Mädchen konnte seine Zeit im Spiel verbringen, sie hingegen war eine erwachsene Frau, eine Königin, eine Gemahlin, die Mutter tausender. Ihre Kinder brauchten sie. Drogon hatte sich der Peitsche gebeugt, und sie musste das ebenfalls tun. Sie musste ihre Krone wieder aufsetzen und zu ihrer Bank aus Ebenholz und ihrem edlen Gemahl zurückkehren.
    Zu Hizdahr mit den lauwarmen Küssen.
    Heute Morgen brannte die Sonne heiß herab, der Himmel war blau und wolkenlos. Das war gut. Von Danys Kleidung waren kaum noch Fetzen geblieben, die wenig Wärme spendeten. Eine ihrer Sandalen hatte sie beim wilden Flug aus Meereen verloren, und die andere hatte sie in Drogons Höhle gelassen, denn lieber ging sie barfuß als mit nur einem Schuh. Ihre Tokar und ihren Schleier hatte sie in der Arena zurückgelassen, und ihr Untergewand aus Leinen war nicht für die heißen Tage und kalten Nächte des Dothrakischen Meeres genäht worden. Es war fleckig von Schweiß und Gras und Erde, und Dany hatte einen Streifen am Saum abgerissen, um damit ihr Schienbein zu verbinden. Ich sehe bestimmt aus wie eine verhungerte Bettlerin, aber wenn die Tage warm bleiben, werde ich nicht frieren.
    Ihr Ausflug war einsam gewesen, und die meiste Zeit hatte sie Schmerzen und Hunger gelitten … aber trotzdem war sie hier seltsam glücklich gewesen. Ein paar Wehwehchen, ein leerer Magen, die Kälte bei Nacht … was macht das schon, wenn man fliegen kann? Ich würde es sofort wieder tun.
    Jhiqui und Irri würden oben auf ihrer Pyramide in Meereen warten, mahnte sie sich. Auch ihre süße Schreiberin Missandei und ihre kleinen Pagen. Sie würden ihr Essen bringen, und im Becken unter dem Persimonenbaum konnte sie baden. Es würde sich gut anfühlen, wieder sauber zu sein. Dany brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, wie schmutzig sie war.
    Und hungrig war sie auch. An einem Morgen hatte sie wilde Zwiebeln am Südhang gefunden, später am Tage ein blättriges rotes Gemüse, das vermutlich eine seltsame Art Kohl war. Was auch immer es gewesen war, sie war davon nicht krank geworden. Abgesehen davon und von einem Fisch, den sie in dem Quellteich vor Drogons Höhle gefangen hatte, überlebte sie so gut sie konnte von dem, was der Drache übrig ließ, von verbrannten Knochen und Brocken rauchenden Fleisches, das halb verkohlt und halb roh war. Sie brauchte mehr, das wusste sie. Eines Tages hatte sie mit der Oberseite eines nackten Fußes gegen einen aufgebrochenen Schafschädel getreten und ihn über den Rand des Hügels kullern lassen. Während sie zuschaute, wie der Kopf nach unten auf das Meer aus Gras zurollte, begriff sie, dass sie ihm folgen musste.
    Dany ging in raschem Schritt durch das hohe Gras. Die Erde fühlte sich warm zwischen ihren Zehen an. Das Gras war so hoch wie sie selbst. Wenn ich auf meiner Silbernen saß und neben meiner Sonne, meiner Sterne an der Spitze seines Khalasars ritt, wirkte es nicht so hoch. Während sie ging, tippte sie sich mit der Peitsche des Arenameisters auf den Schenkel. Die Peitsche und der Fetzen

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