10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
gestreifter Tokar in den Schoß fiel, gackerte Yurkhaz wie ein Huhn. Als besagter Herr in den Helm griff und eine zermatschte dunkelrote Melone herausholte, schnaufte er pfeifend, bis sein Gesicht die Farbe der Frucht angenommen hatte. Er wandte sich an den Gastgeber und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin dieser kicherte und sich die Lippen leckte … doch es schien Tyrion, als ob sich auch ein Hauch Verärgerung in die gelben Augenschlitze mischte.
Anschließend zogen sich die Zwerge ihre Holzrüstung und die verschwitzte Unterkleidung aus, um sie gegen die frischen gelben Gewänder zu tauschen, die man ihnen zum Bedienen gegeben hatte. Tyrion bekam eine Karaffe mit violettem Wein, Hella eine mit Wasser. Sie gingen im Zelt herum und füllten Becher und schlichen in ihren Pantoffeln leise über dicke Teppiche. Die Arbeit war anstrengender, als sie aussah. Schon bald bekam Tyrion Krämpfe in den Beinen, und einer der Striemen auf seinem Rücken fing wieder an zu bluten. Das Rot sickerte durch das gelbe Leinen seines Gewands. Tyrion biss die Zähne zusammen und schenkte weiter ein.
Die meisten Gäste zollten ihnen nicht mehr Aufmerksamkeit als anderen Sklaven … doch ein Yunkischer verkündete betrunken, Yezzan solle seine beiden Zwerge vögeln lassen, und ein anderer wollte wissen, wie Tyrion seine Nase verloren hatte. Ich habe sie deiner Frau in die Möse gesteckt, und sie hat sie abgezwickt, hätte er beinahe geantwortet, doch in dem Unwetter war er zu der Überzeugung gelangt, doch noch nicht sterben zu wollen, und deshalb antwortete er: »Sie wurde mir als Strafe für eine Unverschämtheit abgeschnitten, Herr.«
Dann erinnerte sich ein Gast in einer blauen Tokar und Tigeraugen daran, dass Tyrion auf dem Auktionsblock mit seinen Talenten am Cyvasse -Tisch geprahlt hatte. »Wollen wir doch mal sehen, wie gut er ist«, sagte er. Rasch wurden ein Tisch und ein Satz Figuren herbeigeschafft. Und schon kurze Zeit später stieß der rotgesichtige Herr voller Wut den Tisch um und verteilte die Figuren überall auf dem Teppich, während die Yunkischen lachten.
»Ihr hättet ihn gewinnen lassen sollen«, flüsterte Hella.
Der Braune Ben Plumm stellte den umgestürzten Tisch wieder auf und lächelte: »Jetzt bin ich an der Reihe, Zwerg. Als ich jünger war, hatten die Zweitgeborenen einen Vertrag mit Volantis. Dort habe ich das Spiel gelernt.«
»Ich bin nur ein Sklave. Mein edler Herr entscheidet, wann und gegen wen ich spiele.« Tyrion wandte sich an Yezzan. »Herr?«
Dem gelben Herrn schien der Gedanke zu gefallen. »Welchen Einsatz schlagt Ihr vor, Hauptmann?«
»Wenn ich gewinne, überlasst mir diesen Sklaven«, schlug Plumm vor.
»Nein«, entschied Yezzan zo Qaggaz. »Aber wenn Ihr meinen Zwerg besiegen könnt, erhaltet Ihr den Preis, den ich für ihn gezahlt habe, in Gold.«
»Abgemacht«, sagte der Söldner. Die verstreuten Figuren wurden vom Teppich aufgehoben, und die beiden ließen sich zum Spiel nieder.
Das erste Spiel gewann Tyrion. Plumm gewann das zweite, für den doppelten Einsatz. Als sie die dritte Partie begannen, musterte der Zwerg seinen Gegner. Mit seiner braunen Haut, dem kurz geschorenen grauweißen Bart auf Wangen und Kinn und den tausend Fältchen um ein paar alte Narben herum sah Plumm durchaus liebenswürdig aus, besonders wenn er lächelte. Der treue Gefolgsmann, entschied Tyrion. Jedermanns Lieblingsonkel, der stets lacht und voller Sprichwörter und Weisheiten für jede Gelegenheit steckt. Das alles war Schwindel. Das Lächeln erreichte Plumms Augen nie, wo sich Gier hinter einem Schleier aus Vorsicht verbarg. Er ist hungrig, aber auf der Hut.
Der Söldner war beinahe ein so schlechter Spieler wie der yunkische Herr, und er spielte eher gleichgültig und hartnäckig als verwegen. Jedes Mal wählte er andere Eröffnungszüge, jedoch immer ähnliche – zurückhaltende, abwehrende, passive. Er spielt nicht, um zu gewinnen, erkannte Tyrion, sondern um nicht zu verlieren. Das gelang ihm im zweiten Spiel, als der kleine Mann sich mit einem verunglückten Angriff selbst überlistete. Aber es nutzte ihm nichts im dritten und vierten und auch nicht im fünften Spiel, das ihr letztes wurde.
Kurz vor dem Ende der letzten Partie, als Plumms Festung in Ruinen lag und sein Drache tot war, Tyrions Elefanten vor ihm standen und seine schweren Pferde hinter ihm kreisten, sah Plumm auf, lächelte, und sagte: »Yollo gewinnt schon wieder. Matt in vier Zügen.«
»Drei.« Tyrion tippte auf
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