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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Bei den meisten handelte es sich um Schafknochen, jedoch auch um die von Pferden und Rindern, und ja, sogar hin und wieder um einen menschlichen Schädel oder ein kopfloses Skelett, aus dessen Brustkorb Gräser sprossen.
    Keine großen Heere schlossen Raventree ein, so wie Riverrun eingeschlossen gewesen war. Die Belagerung war eine intimere Angelegenheit, der jüngste Schritt in einem Tanz, der vor vielen Jahrhunderten begonnen hatte. Im besten Fall hatte Jonos Bracken fünfhundert Männer um die Burg zusammengezogen. Jaime sah keine Belagerungstürme, keine Rammböcke, keine Katapulte. Bracken hatte nicht vor, Raventrees Tore aufzubrechen oder die hohen, dicken Mauern zu erstürmen. Da keine Gefahr bestand, dass ein Entsatzheer Raventree zur Hilfe eilen würde, begnügte Jonos Bracken sich damit, seinen Rivalen auszuhungern. Ohne Zweifel hatte es zu Beginn der Belagerung Ausfälle und Scharmützel gegeben, und es waren Pfeile hin und her geflogen; doch jetzt, ein halbes Jahr später, war man zu müde für solchen Unfug. Langeweile und Gewohnheit, die Feinde jeglicher Disziplin, hatten sich eingestellt.
    Wird Zeit, dass die Sache hier zu Ende gebracht wird, dachte Jaime Lannister. Da Riverrun nun sicher in Lannisterhand war, blieb Raventree das Letzte, was noch übrig war vom kurzlebigen Königreich des Jungen Wolfes. Sobald die Burg sich ergeben hatte, war seine Arbeit am Trident getan, und er war frei, nach King’s Landing zurückzukehren. Zum König, redete er sich ein, aber eine andere Stimme in ihm flüsterte: zu Cersei.
    Er würde ihr vermutlich gegenübertreten müssen, es sei denn, der Hohe Septon hatte sie bereits hinrichten lassen, wenn er in die Stadt zurückkehrte. » Komm sofort«, hatte sie in dem Brief geschrieben, den er Peck in Riverrun hatte verbrennen lassen. » Hilf mir. Rette mich. Ich brauche dich jetzt dringender als je zuvor. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Komm sofort.« Ihre Lage war sehr ernst, daran zweifelte Jaime nicht. Doch was den Rest anging … sie hat Lancel und Osmund Kettleblack gevögelt, und vermutlich auch Mondbub, nach allem, was ich weiß … Selbst wenn er sofort umgekehrt wäre, konnte er nicht hoffen, sie zu retten. Sie hatte sich jeden Verrats schuldig gemacht, den man ihr zur Last legte, und ihm fehlte die Schwerthand.
    Als die Kolonne von den Feldern herantrabte, starrten die Wachen sie eher neugierig als ängstlich an. Niemand kündigte sie an, was Jaime durchaus gelegen kam. Lord Brackens Pavillon war nicht schwer zu finden. Er war der größte im Lager und hatte den besten Standort. Von einer kleinen Erhebung neben einem Bach hatte man freien Blick auf zwei der Tore von Raventree.
    Das Zelt war braun wie die Standarte, die von der mittleren Stange flatterte, wo sich der rote Hengst des Hauses Bracken auf goldenem Schild aufbäumte. Jaime gab Befehl zum Absitzen und sagte seinen Männern, sie dürften sich im Lager umsehen, wenn sie wollten. »Ihr zwei nicht«, sagte er zu seinen Bannerträgern. »Bleibt in der Nähe. Es wird nicht lange dauern.« Jaime schwang sich von Ehre und schritt zu Brackens Zelt, wobei sein Schwert in der Scheide klapperte.
    Die Wachen vor dem Eingang wechselten einen besorgten Blick, als er sich näherte. »Mylord«, fragte der eine, »sollen wir Euch ankündigen?«
    »Ich kündige mich selbst an.« Jaime schob die Zeltklappe mit der goldenen Hand zur Seite und trat geduckt hinein.
    Sie waren ernsthaft bei der Sache, als er hereinkam, und sie trieben es so heftig, dass ihn zunächst keiner der beiden bemerkte. Die Frau hatte die Augen geschlossen. Ihre Hände hielten das dichte braune Haar auf Brackens Rücken gepackt. Sie keuchte jedes Mal, wenn er zustieß. Der Kopf Seiner Lordschaft war zwischen ihren Brüsten vergraben, seine Hände hingen an ihren Hüften. Jaime räusperte sich. »Lord Jonos.«
    Die Frau riss die Augen auf und schrie erschrocken auf. Jonos Bracken wälzte sich von ihr, griff nach seiner Scheide und sprang nackt mit nacktem Stahl in der Hand fluchend auf. » Bei den verfluchten Sieben Höllen «, stieß er hervor, » wer wagt es … « Dann sah er Jaimes weißen Mantel und den goldenen Brustpanzer. Die Schwertspitze senkte sich. »Lannister?«
    »Es tut mir leid, Euch bei Eurem Vergnügen zu stören, Mylord«, sagte Jaime und lächelte schief, »aber ich habe es eilig. Können wir reden?«
    »Reden. Ja.« Lord Jonos schob sein Schwert in die Scheide zurück. Er war nicht ganz so groß wie Jaime, aber

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