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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Steinen.«
    Tyrion hatte den Sinn von Schleudern nie verstanden, wo Bögen doch eine viel größere Reichweite hatten … aber er hatte auch noch nie Tolosi bei der Arbeit gesehen. Ihre Bleikugeln richteten wesentlich größere Schäden an, als die glatten Steine gewöhnlicher Schleuderer es vermocht hätten. Eine traf das Knie eines der Gefangenen und zerschmetterte es in einer Wolke aus Blut und Knochen, so dass das Schienbein des Mannes nur noch an einigen dunkelroten Sehnen hing. Nun, der wird nicht mehr weglaufen, dachte Tyrion, als der Mann zu schreien begann. Sein Gebrüll vermischte sich in der Morgenluft mit dem Gelächter der Marketenderinnen und den Flüchen derjenigen, die darauf gewettet hatten, dass der Schleuderer sein Ziel verfehlen würde. Hella wandte sich ab, aber Amme packte sie unter dem Kinn und drehte ihren Kopf zurück. »Sieh es dir an«, befahl er, »und du auch, Bär.«
    Jorah Mormont hob den Kopf und starrte Amme an. Tyrion konnte sehen, wie sich seine Arme anspannten. Er wird ihn erwürgen, und dann sind wir alle erledigt. Doch der Ritter schnitt nur eine Grimasse und wandte sich der blutigen Darbietung zu.
    Im Osten flirrten die riesigen Ziegelmauern von Meereen in der Morgenhitze. Das war die Zuflucht, die diese armen Narren zu erreichen gehofft hatten. Wie lange bleibt es wohl noch eine Zuflucht?
    Alle drei Möchtegern-Flüchtlinge waren tot, ehe Amme die Zügel wieder aufgenommen hatte. Dann rumpelte der Maultierkarren weiter.
    Das Lager ihres Herrn befand sich südlich und östlich der Quarre, fast in ihrem Schatten, und breitete sich über mehrere Morgen aus. Das bescheidene Zelt von Yezzan zo Qaggaz erwies sich als ein Palast aus zitronengelber Seide. Vergoldete Harpyien steckten auf den Stangen jeder der neun Dachspitzen und glänzten in der Sonne. Kleinere Zelte umringten es von allen Seiten. »Das sind die Behausungen der Köche, Konkubinen und Krieger unseres edlen Herrn sowie einiger seiner weniger glücklichen Verwandten«, erklärte Amme ihnen, »aber euch kleinen Schätzen soll die seltene Ehre zuteilwerden, in Yezzans eigenem Pavillon zu schlafen.« Mormont bedachte er mit einem Stirnrunzeln. »Du nicht, Bär. Du bist groß und hässlich und wirst draußen angekettet.« Der Ritter antwortete nicht. »Zuerst allerdings müssen wir Maß für eure Halsbänder nehmen.«
    Die Halsbänder bestanden aus Eisen, das dünn vergoldet war, damit es im Licht glitzerte. In das Metall war Yezzans Name in valyrischen Glyphen eingraviert, und unterhalb der Ohren waren zwei winzige Glöckchen angebracht, damit der Träger bei jedem Schritt ein fröhliches leises Klingeln erzeugte. Jorah Mormont nahm sein Halsband mit stoischem Schweigen entgegen, aber Hella begann zu weinen, als der Schmied es ihr anlegte. »Es ist so schwer«, klagte sie.
    Tyrion nahm ihre Hand. »Es ist aus purem Gold«, log er. »In Westeros träumen hochgeborene Damen von einem solchen Halsschmuck.« Besser ein Halsband als ein Brandzeichen. Ein Halsband kann man abnehmen. Er erinnerte sich an Shae und daran, wie die goldene Kette geglitzert hatte, als sie sich tiefer und tiefer in ihre Kehle gegraben hatte.
    Dann ließ Amme die Ketten von Ser Jorah an einem Pfahl nahe dem Kochfeuer festmachen, während er die beiden Zwerge in den Pavillon ihres Herrn führte und ihnen zeigte, wo sie schlafen würden: in einer mit Teppich ausgelegten Nische, die durch gelbe Seidenwände vom Rest des Hauptzeltes abgetrennt war. Diesen Raum würden sie mit Yezzans anderen Schätzen teilen: einem Jungen mit verdrehten, behaarten »Ziegenbeinen«, einem zweiköpfigen Mädchen aus Mantarys, einer bärtigen Frau und einem gertenschlanken Geschöpf namens Süßes, das in Mondsteine und myrische Spitze gekleidet war. »Ihr wollt sicher wissen, ob ich ein Mann oder eine Frau bin«, sagte Süßes, als man sie den Zwergen vorstellte. Dann hob sie den Rock und zeigte ihnen, was sich darunter befand. »Ich bin beides, und mich liebt unser Herr am meisten.«
    Eine Groteskenschau, musste sich Tyrion eingestehen. Irgendwo hält sich irgendein Gott den Bauch vor Lachen. » Wunderbar«, sagte er zu Süßes, die violettes Haar und veilchenblaue Augen hatte, »dabei hatten wir gehofft, endlich einmal selbst die Schönsten zu sein.«
    Süßes kicherte, doch Amme fand das nicht lustig. »Heb dir deine Späße für heute Abend auf, wenn sich unser edler Herr eure Aufführung ansieht. Wenn ihr ihm gefallt, gibt es eine Belohnung. Wenn nicht …« Er schlug

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