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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Tyrion ins Gesicht.
    »Bei Amme muss man immer auf der Hut sein«, sagte Süßes, nachdem der Aufseher gegangen war. »Er ist das einzige echte Ungeheuer hier.« Die bärtige Frau sprach in einem unverständlichen Dialekt der Ghiscari, der Ziegenjunge einen kehligen Seemannskauderwelsch, den man die Handelssprache nannte. Das zweiköpfige Mädchen war schwachsinnig. Der eine Kopf war kaum größer als eine Orange und konnte gar nicht sprechen, der andere hatte spitzgefeilte Zähne und knurrte jedes Mal, wenn man ihrem Käfig zu nahe kam. Süßes hingegen sprach vier Sprachen fließend, darunter auch Hochvalyrisch.
    »Wie ist denn der Herr so?«, fragte Hella besorgt.
    »Seine Augen sind gelb, und er stinkt«, sagte Süßes. »Vor zehn Jahren war er in Sothoryos, und seither verfault er von innen. Wenn ihr ihn vergessen lasst, dass er langsam stirbt, und sei es auch nur für eine kleine Weile, dann kann er überaus großzügig sein. Verweigert ihm nichts.«
    Sie hatten nur den Nachmittag, um zu lernen, wie man sich als Sklave verhielt. Yezzans Leibsklaven füllten eine Wanne mit heißem Wasser, und die Zwerge durften baden – Hella zuerst, dann Tyrion. Hinterher schmierte ein Sklave eine brennende Salbe auf die Striemen, die Tyrion auf dem Rücken hatte, damit sie sich nicht entzündeten, ehe er sie mit einem kühlenden Breiumschlag bedeckte. Hella wurden die Haare geschnitten und Tyrion der Bart gestutzt. Sie bekamen weiche Pantoffeln und frische Kleidung, die schlicht, aber sauber war.
    Gegen Abend kehrte Amme zurück und sagte ihnen, es sei an der Zeit, ihre Mimenrüstung anzulegen. Yezzan würde den Oberbefehlshaber der Yunkinschen bewirten, den edlen Yurkhaz zo Yunzak, und man erwartete, dass sie ihre Schau vorführten. »Sollen wir euren Bären losketten?«
    »Heute Abend nicht«, sagte Tyrion. »Lasst uns zuerst einen Tjost für unseren Herrn reiten und uns den Bären für eine andere Gelegenheit aufsparen.«
    »Wie du meinst. Nachdem ihr eure Kapriolen aufgeführt habt, werdet ihr beim Bedienen und Einschenken helfen. Passt auf, dass ihr die Gäste nicht bekleckert, das würde euch nicht gut bekommen.«
    Ein Jongleur begann mit der Abendunterhaltung. Darauf folgten drei aufgeweckte Gaukler. Anschließend wurde der Junge mit den Ziegenbeinen hereingeführt und führte einen absurden Tanz auf, während einer von Yurkhaz’ Sklaven auf einer Knochenflöte spielte. Tyrion war versucht zu fragen, ob er »Der Regen von Castamere« kannte. Während sie auf ihren Auftritt warteten, beobachtete er Yezzan und seine Gäste. Die menschliche Backpflaume auf dem Ehrenplatz war vermutlich der Oberbefehlshaber der Yunkischen, der ungefähr so stattlich aussah wie ein wackliger Hocker. Ein Dutzend weitere Herren aus Yunkai umgaben ihn. Zwei Söldner-Hauptleute waren ebenfalls anwesend, jeder in Begleitung eines Dutzends Männer seiner Kompanie. Der eine war ein eleganter Pentoshi mit grauem Haar und in einem Seidengewand, über dem er jedoch einen Mantel aus vielen Stofffetzen mit Blutflecken trug. Der andere Hauptmann war der Mann, der versucht hatte, sie am Morgen zu ersteigern, der braunhäutige Bieter mit dem grau melierten Bart. »Der Braune Ben Plumm«, erzählte Süßes ihnen. »Der Hauptmann der Zweitgeborenen.«
    Ein Westerosi, und dazu noch ein Plumm. Das wird ja immer besser.
    » Ihr seid die Nächsten«, teilte Amme ihnen mit. »Seid lustig, meine kleinen Lieblinge, sonst werdet ihr euch wünschen, ihr wärt es gewesen.«
    Tyrion beherrschte noch lange nicht die Hälfte von Groschens alten Kunststücken, aber er konnte die Sau reiten, sich fallen lassen, wenn er wollte, sich abrollen und sofort wieder auf den Beinen stehen. All das kam gut an. Der Anblick kleiner Menschen, die wie trunken herumlaufen und mit Holzwaffen aufeinander einschlagen, mutete mitten in einer Belagerung am Ufer der Sklavenbucht genauso komisch an wie auf Joffreys Hochzeitsfest in King’s Landing. Verachtung, dachte Tyrion, ist eine Weltsprache.
    Yezzan, ihr Herr, lachte am lautesten und längsten, wann immer einer seiner Zwerge stürzte oder einen Hieb versetzt bekam, und sein ganzer Leib wackelte wie ein Haufen Talg bei einem Erdbeben. Seine Gäste warteten ab, wie Yurkhaz no Yunzak reagieren würde, ehe sie einfielen. Der Oberbefehlshaber wirkte so schwächlich, dass Tyrion fürchtete, ein guter Lacher könnte ihn umbringen. Als Hella der Helm vom Kopf gerissen wurde und einem säuerlich aussehenden Yunkischen mit grün-golden

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