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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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seinen Drachen. »Ich hatte Glück. Vielleicht solltet Ihr mir nächstes Mal den Kopf reiben, Hauptmann. Dann bleibt vielleicht etwas von meinem Glück an Euren Fingern kleben.« Ihr werdet trotzdem noch verlieren, aber Ihr könntet mir eine bessere Partie liefern. Grinsend schob er sich vom Cyvasse- Tisch zurück, nahm seine Karaffe und schenkte weiter Wein aus. Yezzan zo Qaggaz war beträchtlich reicher und der Braune Ben Plumm beträchtlich ärmer geworden. Während des dritten Spiels war sein gewaltiger Gebieter betrunken eingeschlafen. Der Kelch war ihm aus den gelben Fingern gerutscht und hatte seinen Inhalt auf dem Teppich verteilt, aber vielleicht würde er sich trotzdem freuen, wenn er erwachte.
    Als der Oberbefehlshaber Yurkhaz zo Yunzak, gestützt von zwei stämmigen Sklaven, aufbrach, schien dies auch für die anderen Gäste das Zeichen dafür zu sein, dass der Abend zu Ende war. Nachdem sich das Zelt geleert hatte, kehrte Amme zurück und teilte den Dienern mit, sie dürften mit den Resten ihr eigenes Fest veranstalten. »Esst schnell. Alles muss wieder sauber sein, ehe ihr euch schlafen legt.«
    Tyrion hockte auf den Knien, seine Beine taten weh, und sein verfluchter Rücken schrie vor Schmerzen, während er versuchte, den Fleck aus dem Stoff zu bürsten, den der Wein des edlen Yezzan auf dem Teppich des edlen Yezzan hinterlassen hatte, als der Aufseher ihn mit dem Ende der Peitsche sanft an die Wange tippte. »Yollo. Das habt ihr gut gemacht. Du und deine Frau.«
    »Sie ist nicht meine Frau.«
    »Dann eben deine Hure. Auf die Beine, ihr beiden.«
    Tyrion erhob sich wackelig, ein Bein zitterte heftig. Seine Schenkel waren so verkrampft, dass Hella ihn auf die Füße ziehen musste. »Was haben wir getan?«
    »Viel und noch viel mehr«, sagte der Aufseher. »Amme hat gesagt, ihr würdet belohnt werden, wenn ihr eurem Vater gefallt, nicht wahr? Obwohl der edle Yezzan den Gedanken verabscheut, sich von seinen kleinen Schätzen zu trennen, wie ihr gesehen habt, hat Yurkhaz zo Yunzak ihn davon überzeugt, wie selbstsüchtig es wäre, solch drollige Possenreißer für sich zu behalten. Freut euch! Zur Feier der Unterzeichnung des Friedensvertrags werdet ihr die Ehre haben, in der Großen Arena von Daznak euren Tjost aufzuführen. Tausende werden kommen, um euch zu sehen! Zehntausende! Und, oh, wie wir lachen werden!«

JAIME
    Raventree Hall war alt. Dickes Moos wuchs zwischen den uralten Steinen und zog sich wie ein Spinnennetz an den Mauern empor. Zwei riesige Türme flankierten das Haupttor der Burg, kleinere verteidigten die Ecken entlang der Mauer. Alle waren viereckig. Runde und halbrunde Türme hielten Katapulten besser stand, da die Geschosse von einer abgerundeten Mauer leichter abprallten, doch Raventree war errichtet worden, ehe die Baumeister zu dieser Erkenntnis gelangt waren.
    Die Burg beherrschte das breite, fruchtbare Tal, das Karten und Menschen gleichermaßen das Blackwoodtal nannten. Ein Tal war es ohne Zweifel, aber Haine gab es hier seit mehreren tausend Jahren nicht mehr, ob nun schwarz oder braun oder grün. Einst hatte es einen Wald gegeben, aber der war längst den Äxten zum Opfer gefallen. Wo sich früher Eichen in die Höhe gereckt hatten, standen nun Häuser und Mühlen und Festungen. Der Boden war kahl und schlammig und nur hier und dort mit schmelzenden Schneehäufchen bedeckt.
    Innerhalb der Burgmauern war allerdings ein wenig des alten Hains erhalten geblieben. Das Haus Blackwood verehrte die alten Götter wie die Ersten Menschen in den Zeiten, ehe die Andalen nach Westeros gekommen waren. Von manchen Bäumen im Götterhain hieß es, sie wären so alt wie die Viereckstürme von Raventree, insbesondere der Herzbaum, ein Wehrholzbaum von riesigen Ausmaßen, dessen oberste Äste weit in den Himmel ragten und wie knochige Finger am Himmel selbst zu kratzen schienen. Der Herzbaum konnte noch aus meilenweiter Entfernung gesehen werden.
    Als Jaime Lannister und seine Eskorte über die gewellten Hügel in das Tal zogen, sah man nur noch wenig von den Feldern, Gehöften und Obsthainen, die früher die Umgebung von Raventree geprägt hatten – nur noch Schlamm und Asche, sowie hier und da die Ruinen ausgebrannter Häuser und Mühlen waren zu sehen. Unkraut und Dornbüsche und Nesseln wuchsen auf dem Ödland, allerdings nichts, was man noch hätte ernten können. Überall sah Jaime die Hand seines Vaters am Werk, sogar in den Knochen, die man gelegentlich am Straßenrand entdecken konnte.

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