10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
Bergen herbeigeeilt waren. Jeder hatte ein Gefolge mitgebracht – fünf Männer der Alte Flint, zwölf der Norrey. Sie alle trugen ausgefranste Felle und eisenbeschlagenes Leder und sahen so furchterregend aus wie das Antlitz des Winters. Manche trugen lange Bärte, andere Narben, wieder andere beides, und alle glaubten an die alten Götter des Nordens, dieselben Götter, die auch das Freie Volk jenseits der Mauer verehrte. Trotzdem saßen sie hier und tranken auf eine Heirat, die von einem fremden Roten Gott von jenseits des Meeres geheiligt worden war.
Besser das, als das Anstoßen zu verweigern. Weder Flint noch Norrey hatten die Becher umgedreht und den Inhalt auf den Boden gegossen. Darin mochte man eine gewisse Anerkennung sehen. Vielleicht wollten sie aber auch nur den guten Wein aus dem Süden nicht verschwenden. Den bekommen sie in ihren steinigen Hügeln bestimmt nur selten zu kosten.
Zwischen den Gängen führte Ser Axell Florent Königin Selyse zum Tanze. Andere folgten ihrem Beispiel, zuerst die Ritter der Königin mit ihren Damen. Ser Brus gab Prinzessin Shireen die Ehre des ersten Tanzes und wechselte dann zu ihrer Mutter. Ser Narbert tanzte abwechselnd mit den Gesellschafterinnen der Königin.
Die Männer der Königin waren weitaus zahlreicher als die Damen der Königin, daher wurden selbst die einfachen Dienerinnen zum Tanzen genötigt. Nach einigen Liedern erinnerte sich auch der eine oder andere Schwarze Bruder an die Fähigkeiten, die er an den Höfen und in den Burgen seiner Jugend gelernt hatte, ehe seine Sünden ihn an die Mauer verbannt hatten, und diese Männer gesellten sich ebenfalls zum Tanz. Der alte Schurke Ulmer aus dem Königswald konnte genauso gut das Tanzbein schwingen wie den Bogen halten, und ohne Zweifel unterhielt er die Damen dabei mit seinen Geschichten über die Bruderschaft des Königswald, darüber, wie er mit Simon Toyne und Dickbauch Ben geritten war, und wie er Wenda dem Weißen Kitz dabei geholfen hatte, hochgeborenen Gefangenen ihr Brandmal in den Hintern zu brennen. Satin bewegte sich anmutig und tanzte mit drei Dienerinnen nacheinander, wagte es jedoch nie, eine hochgeborene Dame zum Tanz aufzufordern. Jon hielt das für weise. Ihm gefiel es nicht, wie manche Ritter der Königin den Burschen anstarrten, besonders nicht Ser Patrek vom Königberg. Ihn dürstet es nach ein wenig Blut, dachte er. Er sucht nur nach einem Vorwand.
Als Owen der Ochse anfing, mit Flickenfratz dem Narren zu tanzen, hallte lautes Gelächter durch das Gemäuer. Bei dem Anblick lächelte Lady Alys. »Tanzt Ihr häufig in der Schwarzen Festung?«
»Jedes Mal, wenn wir eine Hochzeit feiern, Mylady.«
»Ihr könntet mir die Ehre eines Tanzes erweisen, wisst Ihr. Das wäre nur höflich. Ihr habt schon ein Mal mit mir getanzt.«
»Wann war denn das?«, stichelte Jon.
»Als wir noch Kinder waren.« Sie riss ein Stück Brot vom Laib und warf es nach ihm. »Das wisst Ihr ganz genau.«
»Mylady sollte mit Ihrem Gemahl tanzen.«
»Mein Magnar ist kein guter Tänzer, fürchte ich. Wenn Ihr schon nicht mit mir tanzen wollt, so schenkt mir wenigstens ein wenig Gewürzwein ein.«
»Wie Ihr befehlt.« Mit einem Wink ließ er sich einen Krug bringen.
»Also«, sagte Alys, während Jon eingoss, »jetzt bin ich eine verheiratete Frau. Und ich habe einen Wildlingsgemahl mit seinem eigenen kleinen Wildlingsheer.«
»Das Freie Volk ist tatsächlich so, wie es sich nennt. Zum Großteil jedenfalls. Die Thenns sind jedoch ein eigenes Volk. Sehr alt.« Ygritte hatte ihm das erzählt. Du weißt gar nichts, Jon Snow. » Sie stammen aus einem verborgenen Tal am nördlichen Ende der Frostfangs, das ganz von hohen Gipfeln eingeschlossen ist, und für Jahrtausende hatten sie mehr mit den Riesen als mit anderen Menschen zu tun. Deswegen sind sie anders als die anderen.«
»Anders«, sagte sie, »und doch mehr wie wir.«
»Ja, Mylady. Die Thenns haben Gebieter und Gesetze.« Sie wissen, wie man kniet. »Sie schürfen nach Zinn und Kupfer, aus denen sie Bronze herstellen, sie schmieden sich ihre Waffen und Rüstungen selbst, anstatt sie zu stehlen. Ein stolzes Volk, und ein tapferes dazu. Mance Rayder musste den alten Magnar dreimal besiegen, ehe Styr ihn als König-jenseits-der-Mauer anerkannt hat.«
»Und jetzt sind sie hier auf unserer Seite der Mauer. Vertrieben aus ihren Bergfesten geradewegs in mein Schlafgemach.« Sie lächelte schief. »Das ist meine eigene Schuld. Mein Hoher Vater hat mir gesagt, ich
Weitere Kostenlose Bücher