10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
nichts mehr auszumachen schien.
»Eine Maid aus dem Norden und ein Wildlingskrieger, miteinander verbunden durch den Herrn des Lichts.« Ser Axell Florent setzte sich auf den freien Stuhl von Lady Alys. »Ihrer Gnaden gefällt das. Ich stehe ihr sehr nahe, Mylord, daher kenne ich ihre Gedanken. König Stannis wird ebenfalls erfreut sein.«
Sofern Roose Bolton seinen Kopf nicht schon auf einen Speer gesteckt hat.
» Allerdings sind nicht alle damit einverstanden.« Ser Axells Bart war ein wildes Gestrüpp unter einem hängenden Kinn, und Haare sprossen ihm auch aus Nase und Ohren. »Ser Patrek meint, er wäre eine bessere Partie für Lady Alys gewesen. Er hat seine Ländereien verloren, als er in den Norden gezogen ist.«
»Viele in dieser Halle haben weitaus mehr verloren«, erwiderte Jon, »und noch mehr haben ihr Leben im Dienst für das Reich gegeben. Ser Patrek sollte sich selbst glücklich schätzen.«
Axell Florent lächelte. »Der König hätte das vermutlich auch gesagt, wenn er hier wäre. Dennoch müssen die treuen Ritter Seiner Gnaden doch versorgt werden, oder? Sie sind ihm so weit gefolgt, zu solch hohem Preis. Und wir müssen diese Wildlinge an König und Reich binden. Diese Heirat ist ein guter erster Schritt, aber ich weiß, dass die Königin es gern sähe, wenn auch die Wildlingsprinzessin vermählt würde.«
Jon seufzte. Er war es leid, ständig erklären zu müssen, dass Val keine richtige Prinzessin war. Gleichgültig, wie oft er es erklärte, niemand schien ihm zuzuhören. »Ihr seid beharrlich, Ser Axell, das will ich Euch zugestehen.«
»Wollt Ihr mir das zum Vorwurf machen, Mylord? Einen solchen Preis gewinnt man nicht alle Tage. Ein gut gebautes Mädchen, wie ich höre. Gute Hüften, gute Brüste, gut gebaut, um viele Kinder zu gebären.«
»Und wer sollte diese Kinder zeugen? Ser Patrek? Ihr?«
»Wer wäre besser geeignet als ich? In uns Florents fließt das Blut der alten Gardenerkönige. Lady Melisandre könnte die Zeremonie durchführen, so wie bei Lady Alys und dem Magnar.«
»Jetzt fehlt Euch nur noch die Braut.«
»Dem ließe sich leicht abhelfen.« Florents Lächeln war so falsch, dass es schon fast schmerzhaft wirkte. »Wo ist sie, Lord Snow? Habt Ihr sie in einer der anderen Burgen untergebracht? Nach Greyguard oder in den Shadow Tower? Ins Hurenloch zu den anderen Weibern?« Er beugte sich vor. »Es gibt ja Leute, die behaupten, Ihr hättet sie zu Eurem eigenen Vergnügen weggesperrt. Das würde mir nichts ausmachen, solange sie nicht schwanger ist. Ich will eigene Söhne von ihr. Wenn Ihr sie schon mal zugeritten habt, nun … wir sind doch beide Männer von Welt, nicht wahr?«
Jon hatte genug gehört. »Ser Axell, wenn Ihr tatsächlich die Hand der Königin seid, muss ich Ihre Gnaden bemitleiden.«
Florents Gesicht wurde vor Wut rot. »Also stimmt es wirklich. Ihr wollt sie für Euch allein, das sehe ich jetzt. Der Bastard will den Sitz seines Vaters.«
Der Bastard hat den Sitz seines Vaters abgelehnt. Wenn der Bastard Val hätte haben wollen, so hätte er das nur zu sagen brauchen. » Entschuldigt mich, Ser«, sagte er. »Ich brauche ein wenig frische Luft.« Hier stinkt es. Er wandte den Kopf um. »Das war ein Horn.«
Andere hatten es ebenfalls gehört. Die Musik und das Lachen erstarben sofort. Tänzer verharrten an Ort und Stelle und lauschten. Sogar Ghost stellte die Ohren auf. »Habt Ihr das gehört?«, fragte Königin Selyse ihre Ritter.
»Ein Kriegshorn, Euer Gnaden«, antwortete Ser Narbert.
Die Königin griff sich an die Kehle. »Werden wir angegriffen?«
»Nein, Euer Gnaden«, sagte Ulmer aus dem Königswald. »Das sind die Wachen auf der Mauer, mehr nicht.«
Ein Stoß, dachte Jon Snow. Grenzer kehren zurück.
Dann folgte der zweite. Der Klang schien im ganzen Gewölbekeller widerzuhallen.
»Zwei Stöße«, sagte Mully.
Schwarze Brüder, Nordmänner, Freies Volk, Thenns, Männer der Königin, sie alle verstummten und lauschten. Fünf Herzschläge verstrichen. Zehn. Zwanzig. Dann kicherte Owen der Ochse, und Jon Snow konnte aufatmen. »Zwei Stöße«, verkündete er. »Wildlinge.« Val.
Tormund Riesentod war endlich gekommen.
DAENERYS
Der Saal hallte von yunkischem Lachen, yunkischen Liedern und yunkischen Gebeten wider. Tänzer tanzten, Musiker spielten sonderbare Melodien mit Geklingel und Gequietsche und Getröte, Sänger gaben uralte Liebeslieder in der unverständlichen Sprache von Alt-Ghis zum Besten. Wein floss in Strömen – und nicht
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