10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
sollte Euren Bruder Robb bezirzen, aber damals war ich erst sechs und wusste nicht wie.«
Ja, und jetzt seid Ihr fast sechzehn, und wir müssen beten, dass Ihr wisst, wie Ihr Euren neuen Gemahl bezirzt. » Mylady, wie steht es in Karhold mit den Lebensmittelvorräten?«
»Nicht gut.« Alys seufzte. »Mein Vater hat so viele Männer mit nach Süden genommen, dass für die Ernte nur noch Frauen und kleine Kinder übrig waren. Und dazu die Alten und die Krüppel, die nicht in den Krieg ziehen konnten. Zum Teil ist die Ernte auf den Feldern verdorben oder vom Herbstregen in den Schlamm geschlagen worden. Und jetzt hat es geschneit. Dieser Winter wird hart. Die wenigsten Alten werden ihn überleben, und viele Kinder werden wohl auch sterben.«
Dieses Schicksal kannten die Nordmänner nur zu gut. »Meines Vaters Großmutter mütterlicherseits war eine Flint aus den Bergen«, erzählte Jon. »Die Ersten Flints nennen sie sich. Sie behaupten, alle anderen Flints stammten von jüngeren Söhnen ab, die aus den Bergen fortziehen mussten, um Land und Frauen zu finden. Dort oben war das Leben schon immer hart. Wenn der Schnee fällt und sich die Vorräte dem Ende zuneigen, müssen die Jungen ins Winterdorf ziehen oder in der einen oder anderen Burg Arbeit suchen. Die alten Männer sammeln ihre letzten Kräfte und verkünden, dass sie auf die Jagd gehen. Manche werden im nächsten Frühjahr gefunden. Die meisten sieht man nie wieder.«
»So ist es auch in Karhold.«
Das überraschte ihn nicht. »Wenn Eure Vorräte zu schwinden beginnen, Mylady, dann denkt an uns. Schickt Eure alten Männer zur Mauer, damit sie unsere Worte sprechen. Hier brauchen sie wenigstens nicht einsam im Schnee zu sterben und haben mehr als ihre Erinnerungen, um sich zu wärmen. Schickt uns auch die Jungen, wenn Ihr welche übrig habt.«
»Wie Ihr sagt.« Sie berührte seine Hand. »Karhold erinnert sich.«
Der Elch wurde zerlegt. Der Braten roch besser, als Jon erwartet hätte. Eine Portion ließ er zu Leder in Hardin’s Tower schicken, dazu drei große Teller mit gebratenem Gemüse für Wun Wun, dann verspeiste er selbst auch eine ordentliche Scheibe. Drei-Finger-Hobb hat seine Sache gut gemacht. Das hatte ihm Sorgen bereitet. Vor zwei Nächten war Hobb zu ihm gekommen und hatte sich beschwert, dass er in die Nachtwache eingetreten wäre, um Wildlinge zu töten und nicht, um für sie zu kochen. »Außerdem habe ich noch nie ein Hochzeitsfest vorbereitet, M’lord. Schwarze Brüder nehmen sich keine Frauen. So heißt es in unserem verdammten Gelübde, das schwöre ich.«
Jon spülte den Braten mit einem Schluck Gewürzwein hinunter, als Clydas neben ihm erschien. »Ein Vogel«, verkündete er und drückte Jon ein Pergament in die Hand. Der Brief war mit hartem schwarzem Wachs verschlossen. Eastwatch, wusste Jon schon, ehe er das Siegel brach. Geschrieben war die Nachricht von Maester Harmune, Cotter Pyke konnte weder lesen noch schreiben. Aber die Worte stammten von Pyke und waren genau so niedergeschrieben, wie er sie gesagt hatte, offen heraus und ohne Umschweife.
Ruhige See heute. Elf Schiffe laufen mit der Morgenflut in Richtung Hartheim aus. Drei Braavosi, vier Lyseni, vier von uns. Zwei der Lyseni sind kaum seetüchtig. Wir ertränken vielleicht mehr Wildlinge, als wir retten. Euer Befehl. Zwanzig Raben sind an Bord, und Maester Harmune. Wird Euch Bericht erstatten. Ich befehlige von der Kralle, Lumpensalz ist mein Stellvertreter und auf der Schwarzdrossel. Ser Glendon hält Eastwatch.
»Dunkle Schwingen, dunkle Worte?«, fragte Alys Karstark.
»Nein, Mylady. Diese Nachricht hatte ich schon seit langem erwartet.« Wenngleich mir der letzte Teil Sorgen bereitet. Glendon Hewett war ein erfahrener Mann und ein starker dazu, eine vernünftige Wahl für den Befehl über Eastwatch in Cotter Pykes Abwesenheit. Aber er war gleichzeitig auch so etwas wie ein Freund von Alliser Thorne, und er war für kurze Zeit auch eine Art Kumpan von Janos Slynt gewesen. Jon erinnerte sich noch, wie Hewett ihn aus dem Bett gezerrt hatte, und er spürte noch den Stiefel, der ihm in die Rippen trat. Den Mann hätte ich sicher nicht ausgewählt. Er rollte das Pergament zusammen und schob es in den Gürtel.
Als Nächstes folgte der Fisch, und während der Hecht entgrätet wurde, zog Lady Alys ihren Magnar auf den Tanzboden. So wie sich Sigorn bewegte, erkannte man sofort, dass er nie zuvor getanzt hatte, aber er hatte genug Gewürzwein getrunken, damit ihm das
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