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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Es kostete immer mehr Zeit, die Wege zwischen den Gebäuden freizuschaufeln, und deshalb wichen die Männer zunehmend häufiger auf die unterirdischen Gänge aus, die sie Wurmhöhlen nannten.
    »… so eine wunderbare Zeremonie«, sagte die Königin gerade. »Ich habe den feurigen Blick unseres Herrn auf uns gespürt. Oh, Ihr wisst ja überhaupt nicht, wie oft ich Stannis schon angefleht habe, noch einmal zu heiraten, uns wahrhaft in Leib und Seele zu vereinen, auf dass unsere Verbindung vom Herrn des Lichts gesegnet sei. Ich weiß, dass ich Seiner Gnaden noch mehr Kinder schenken könnte, wenn wir im Feuer vereint würden.«
    Um ihm weitere Kinder zu schenken, müsstet Ihr ihn wohl zunächst in Euer Bett bekommen. Selbst auf der Mauer war es kein Geheimnis, dass Stannis Baratheon seine Frau seit Jahren mied. Man konnte sich leicht vorstellen, wie Seine Gnaden den Vorschlag aufgenommen hatte, mitten in seinem Krieg eine zweite Hochzeit zu feiern.
    Jon verneigte sich. »Wenn es Euer Gnaden recht ist, das Fest wartet.«
    Die Königin beäugte Ghost misstrauisch und hob dann den Blick zu Jon. »Gewiss. Lady Melisandre kennt den Weg.«
    Die Rote Priesterin mischte sich ein: »Ich muss mich um meine Feuer kümmern, Euer Gnaden. Vielleicht schenkt mir R’hllor einen Blick auf Seine Gnaden. Einen Blick auf einen großen Sieg womöglich.«
    »Oh.« Königin Selyse wirkte verletzt. »Gewiss doch … lasst uns für eine Vision von unserem Herrn beten …«
    »Satin, zeig Ihrer Gnaden den Weg«, sagte Jon.
    Ser Malegorn trat vor. »Ich werde Ihre Gnaden zum Fest geleiten. Wir brauchen Euren … Burschen nicht.« Die Art, wie der Mann »Bursche« sagte, verriet Jon, dass er an ein anderes Wort gedacht hatte. Jungen? Haustier? Lustknabe?
    Abermals verneigte sich Jon. »Wie Ihr wünscht. Ich werde mich in Kürze zu Euch gesellen.«
    Ser Malegorn bot Königin Selyse seinen Arm, den sie steif ergriff. Die andere Hand legte sie ihrer Tochter auf die Schulter. Die königlichen Entenküken schlossen sich ihnen an, während sie über den Hof gingen, und sie marschierten zur Musik der Narrenglöckchen. »Unter dem Meer essen die Meerjungfrauen Seesternsuppe, und die Diener sind alle Krebse«, verkündete Flickenfratz unterwegs. »Ich weiß es, ich weiß es, oh, oh, oh.«
    Melisandres Miene verdüsterte sich. »Dieses Geschöpf ist gefährlich. Ich habe ihn schon oft in meinen Flammen gesehen. Manchmal ist er von Schädeln umgeben, und seine Lippen sind rot von Blut.«
    Ein Wunder, dass Ihr den armen Mann noch nicht verbrannt habt. Es bedurfte nur eines Wortes ins Ohr der Königin, und Flickenfratz wäre Nahrung für die Flammen. »Ihr seht Narren in Eurem Feuer, aber nichts von Stannis?«
    »Wenn ich nach ihm suche, sehe ich nur Schnee.«
    Wieder die gleiche nutzlose Antwort. Clydas hatte einen Raben nach Deepwood Motte geschickt, um den König vor Arnolf Karstarks Verrat zu warnen, aber ob der Vogel Seine Gnaden rechtzeitig erreicht hatte, wusste Jon nicht. Der Bankier aus Braavos suchte ebenfalls nach Stannis und wurde von den Führern begleitet, die Jon ihm mitgegeben hatte, aber inmitten von Krieg und Kälte wäre es ein Wunder, wenn er ihn aufspürte. »Würdet Ihr es wissen, wenn der König tot wäre?«, fragte Jon die Rote Priesterin.
    »Er ist nicht tot. Stannis ist der Auserwählte des Herrn und dazu bestimmt, den Kampf gegen die Dunkelheit zu führen. Ich habe es in den Flammen gesehen und darüber in uralten Prophezeiungen gelesen. Wenn der Rote Stern blutet und sich die Dunkelheit sammelt, soll Azor Ahai inmitten von Rauch und Salz wiedergeboren werden und Drachen aus Stein zum Leben erwecken. Dragonstone ist der Ort inmitten von Rauch und Salz.«
    Das alles hatte Jon schon gehört. »Stannis Baratheon war der Lord von Dragonstone, aber er wurde nicht dort geboren. Er wurde in Storm’s End geboren, so wie seine Brüder.« Er runzelte die Stirn. »Und was ist mit Mance? Ist er ebenfalls verschollen? Was zeigen Euch Eure Feuer über ihn?«
    »Dasselbe, fürchte ich. Nur Schnee.«
    Schnee. Im Süden schneite es heftig, wie Jon wusste. Nur zwei Tagesritte von hier entfernt war die Kingsroad angeblich schon unpassierbar. Melisandre weiß das ebenfalls. Und im Osten wütete ein heftiger Sturm in der Seehundsbucht. Beim letzten Bericht hatte ihre zusammengestückelte Flotte, mit der er das Freie Volk in Hartheim retten wollte, immer noch wegen der rauen See im Hafen von Eastwatch-by-the-Sea gelegen. »Ihr seht Asche tanzen, die in

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