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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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hier spielen, aber abgesehen von den Eigenarten ihres Standes, sind sie eigentlich ganz sympathisch.
    Man trennte sich bald. Jules galoppierte ein wenig durch den Park, um den Angestellten vorzuspiegeln, daß er heim ritt, und ging dann zu Fuß zurück. Eine Viertelstunde vor Mitternacht verließen Lennet, der Baron und Lionette ihre Zimmer, verließen das Schloß, gingen an den Ställen vorbei – wo die Hunde diesmal nicht bellten, da sie Lionette ja kannten – und kamen auf das Feld, das Lennet bereits kannte. Sie trafen dort auf Jules, der sich mit dem kleinen Kalb unterhielt. Bis jetzt war alles abgelaufen, wie vier Tage zuvor.
    Ich hätte eigentlich selbst darauf kommen müssen, daß Teddy und der Baron gemeinsam das Haus verlassen haben, und daß sie jemanden bei sich hatten, den die Hunde kannten, dachte Lennet.
    Der Mond strahlte zwar nicht so hell wie beim letztenmal, aber er gab genug Licht, daß der Kampf stattfinden konnte. Lionette hatte einen winzigen Koffer mit den Pistolen bei sich.
    »Ich habe sie selbst geladen«, betonte sie. »Sie können wählen: Zahl oder Kopf?«
    »Kopf«, meinte Lennet schnell.
    Lionette warf eine Münze in die Luft und fing sie wieder auf. Lennet hatte den Eindruck, daß sie auf recht ungeschickte Weise betrog, doch er hütete sich zu protestieren. Übrigens verkündete sie: »Kopf. Sie haben die Wahl, Dickie.«
    Es handelte sich also darum, ihm Vertrauen einzuflößen und ihn die Pistole wählen zu lassen, die er wollte. Lennet nahm auf gut Glück eine der beiden Waffen. Jetzt wußte er auch, wo an jenem Abend die sonderbaren Detonationen hergekommen waren. Nicht aus einer Automatik, sondern aus zwei Duellpistolen mit einem Kaliber, das es bei modernen Waffen nicht mehr gab.
    Neuwasser zählte zehn Spinnenschritte ab und steckte an jedes Ende und auch in die Mitte einen Kavalleriesäbel.
    »Nehmen Sie Ihre Plätze ein, Messieurs«, sagte er.
    »Ich dachte immer«, bemerkte Dickie, »daß unsere Sekundanten nun den Versuch machen sollten, uns davon zu überzeugen, daß wir uns versöhnen müßten.«
    »Das ist richtig«, gestand Lionette zu.
    »Ich glaube, Dickie«, Mick klang nicht sehr überzeugend,
    »daß Sie Jules nochmals um Entschuldigung bitten sollten.«
    »Kommt nicht in Frage«, erwiderte Lennet barsch.
    »Jules«, sagte Neuwasser, »ich glaube, Sie sollten diesem unglücklichen Ausländer verzeihen, der Sie beleidigt hat, ohne unsere Sitten zu kennen.«
    »Niemand darf die Sitten einer Gesellschaft außer acht lassen, in die er sich begibt«, entschied Jules. »Ich wähle den Platz rechts.«
    »Wir müssen losen«, protestierte Lennet. Sie losten und erneut hatte Lennet den Eindruck, daß er bevorzugt wurde. Er wählte auf gut Glück einen Platz. Während er sich dorthin begab, hob er einen kleinen Zweig auf und steckte ihn in den Lauf, um darin herumzustochern. Er traf nicht auf eine Bleikugel, sondern auf ein Papierkügelchen.
    »Wissen Sie, wie man mit der Pistole umgeht?« fragte Mick.
    »Keine Angst«, erwiderte Lennet. »Ich wette übrigens tausend Francs, daß ich meinen Gegner töten werde.«
    »Ich wette niemals.« Mick schüttelte den Kopf.
    Lennet lachte. Die helle Stimme Lionettes gab die entscheidenden Befehle. Jules hob rasch die Pistole, machte drei Schritte und drückte ab. Er blieb in einer Wolke von Pulverqualm stehen.
    Lennet fand die ganze Szene vollkommen lächerlich.
    Doch er stellte sich vor, welchen Eindruck sie wohl gemacht hätte, wenn er ein richtiger Tourist gewesen wäre. Verloren in einem fremden Land und in dem Glauben, daß sein Gegner ihn wirklich niederschießen wolle.

    Jules hob die Pistole und drückte ab 
    Er ging langsam vorwärts, wartete, bis der Pulverdampf sich verzogen hatte, zielte sorgfältig und feuerte. Wenn seine Pistole wirklich mit einer Kugel geladen gewesen wäre, hätte er Jules genau zwischen die Augen getroffen.
    Durch den Rauch seiner eigenen Pistole erreichte ihn ein markerschütternder Schrei. Er lief, wie Teddy es wohl beim letztenmal auch getan hatte. Mick, Neuwasser und Lionette liefen ebenfalls. Jules lag auf der Erde, die linke Hand gegen das Herz gepreßt, und zwischen seinen Fingern rann eine dunkelrote Flüssigkeit hervor.

Im Kerker des Schwarzen Schlosses
    Mit der rauchenden Pistole in der Hand beugte sich Lennet über den leblos daliegenden Körper. Wäre er wirklich ein Tourist gewesen und überzeugt, daß er gerade einen Menschen getötet hatte, so hätte er den Blitz sicher nicht bemerkt,

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