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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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ins Gesicht.
    »Das haben Sie ja so gewollt«, zischte sie.
    Mick fuhr entsetzt mit der Hand an seine Wange und keuchte: »Das werden Sie mir bezahlen.«
    »Gern«, antwortete Lionette bissig. Sie zog drei Münzen aus der Tasche und warf sie ihm ins Gesicht.
    »Nun«, unterbrach Dickie Hogan die Vorstellung, »ich stelle fest, daß hier auf Schloß Cresilian die liebenswürdigsten Sitten herrschen.« Er grinste.
    »Sparen Sie sich Ihre Ironie. Dieser Mensch da hat die Absicht, sich mir aufzudrängen und jedesmal, wenn er hierher kommt, bin ich seinen plumpen Vertraulichkeiten ausgesetzt. Aber das nächste Mal ist es nicht mehr nur die Peitsche, sondern auch noch der Stiefel!« Sie machte eine Pause. »Wollen Sie jetzt einen Rundgang durch das Schloß machen?« Lennet kannte ja schon ihre Art, die Gäste zu strapazieren, und als sie das zweite Mal die Treppen hinauf und wieder herabgestiegen waren, erklärte er, er habe genug gesehen.
    »Im Grunde ist es mit diesen alten Buden ja immer das gleiche.«
    »Oh, da haben Sie recht«, erwiderte Lionette. »Ein Renaissanceschloß und ein Schloß aus dem neunzehnten Jahrhundert, was ist das schon für ein Unterschied? Es ist jedesmal bloß ein Schloß. Hat man eines gesehen, hat man alle gesehen. Ich bin der Meinung, die Touristen sollten zu Hause bleiben, und uns bloß ihre Post schicken, die wir dann von hier aus für ihre Freunde aufgeben könnten, mit den Schloßadressen drauf. Dann brauchten sie sich überhaupt nicht anzustrengen. Auf Ihrem Zimmer ist Papier mit dem Briefkopf von Schloß Cresilian. Amüsieren Sie sich gut damit!«
    Aber der Geheimagent dachte nicht daran zu schreiben.
    Er ruhte sich aus und erwachte erst, als es zwei Stunden später an der Tür klopfte.
    »Dickie! Ich bin's, Mick. Vielleicht macht es Ihnen Spaß, zu uns in den Salon zu kommen. Die Furie von Cresilian hat einen Gast eingeladen, vielleicht möchten Sie ihn kennenlernen.«
    Lennet hatte nicht die Absicht, irgendeine Einladung oder eine Herausforderung abzulehnen. Seine Aufgabe bestand ja gerade darin, dem Gegner die Arbeit zu erleichtern.
    Er hielt rasch den Kopf unter die Wasserleitung und ging hinab. Im Salon traf er einen alten Bekannten: Den eleganten Jules. Auch er schien Lennets Verkleidung nicht zu durchschauen. »Monsieur Hogan, der Sohn des Senators«, stellte Lionette vor.
    »Mit wem habe ich die Ehre?« fragte Lennet. »Oder vielleicht ist Ehre ein zu großer Begriff. Sagen wir: das Vergnügen.«
    »Mein Familienname ist so erlaucht, daß ich aus Bescheidenheit nicht wage, ihn auszusprechen«, entgegnete der andere. »Meinen Vornamen kann ich Ihnen buchstabieren.«
    »Aber nein«, sagte Lionette. »Er heißt einfach Jules.«
    »Mein Beileid«, sagte Lennet. »Mißfällt Ihnen mein Name?« fragte Jules mit erhobener Stimme.
    »Da ich ihn nicht tragen muß, stört er mich nicht.«
    »Nennt man das amerikanische Höflichkeit, Monsieur?«
    »Ich habe immer gehört, daß wir unsere Höflichkeit von den Franzosen gelernt hätten.«
    »Es gibt gute Lehrer und schlechte Schüler.«
    »Das behaupten die Lehrer immer.« Die beiden jungen Männer musterten sich.
    »Nun ja«, meinte Jules schließlich. »Ich hatte Unrecht, zuviel von Ihnen zu verlangen. Wie sollten Sie auch andere Namen als Dickie, Jimmy, Jonny und dergleichen zu schätzen wissen. Wir sind ja schon glücklich, daß Sie uns für würdig befinden, einen Blick in unsere alten Gemäuer zu werfen.«
    So ernst Lennet der Streit zwischen Lionette und Mick vorgekommen war, so künstlich erschien ihm die Zänkerei, die Jules offenbar suchte. Von Zeit zu Zeit fiel Jules in die höflichen Gewohnheiten zurück, die zu seinem Wesen gehörten. Dann half ihm Mick mit einem scharfen Wort wieder auf die Sprünge.
    »Sie wollten sagen, Jules, daß sie den amerikanischen Roman lieben. Dickie wird sicher glauben, daß Sie das nur sagen, um ihm eine Freude zu bereiten.«
    »Wenn er so denkt, beleidigt er mich«, entgegnete Jules.
    »Ich bin nicht der Mann, der den Leuten schmeichelt.«
    »Tatsächlich«, bestätigte Dickie. »Wenn Sie ein Schmeichler sind, dann weiß ich nicht, was unverschämt ist.«
    »Haben Sie mich unverschämt genannt, Monsieur?«
    »Nehmen Sie's, wie Sie wollen, Monsieur.«
    Jules stand auf und wandte sich an Lionette.
    »Sie haben es gehört. Er hat mich unverschämt geheißen.«
    »Er ist Ausländer, er kennt unsere Lebensart nicht«, meinte Lionette und erhob sich ebenfalls. »Wenn er sie kennen würde, hätte er

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