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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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waren.
    »Hier bin ich am Ende meines Lateins«, brummte Lennet vor sich hin. »Ich muß wenigstens einen Versuch machen, aus diesem Loch herauszukommen!«
    Die Mauern waren fest und dick, die Öffnung im Gewölbe nicht größer als ein Arm dick ist. So blieb also nur die Tür, an der die Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen hatten.
    Das Schloß war sehr stabil. Mehr Aussichten hatte er wohl an den Türangeln.
    Lennet begann, mit den Fingernägeln das morsche Holz abzusplittern. Und er hatte Erfolg damit. Zum Glück waren die Würmer schon vor mir an der Arbeit, dachte er zufrieden.
    Nach einer Stunde hatte er, obgleich seine Nägel abgebrochen waren und seine Finger bluteten, eine der Türangeln freigelegt und konnte sie herausziehen. Er verwendete sie jetzt als Brechstange und brachte auch die andere auf.
    Er war frei. Frei wenigstens, diese Zelle zu verlassen.
    Aber dann kam die Enttäuschung: Auf der einen Seite endete der Gang, in dem er sich befand, als Sackgasse, auf der anderen führte er zu einem festen, gut verschlossenen Eisengitter.
    Es gab hier auch noch andere Türen, andere Zellen, doch sie sahen alle aus wie die, in der er eingeschlossen war.
    Lennet durchsuchte die Räume und den Gang in der Hoffnung, irgendein Instrument zu finden, das er für seine Befreiung verwenden konnte. Nichts!
    Er wollte gerade die letzte Zelle verlassen, als er plötzlich stehen blieb. Durch den Luftschacht drangen Stimmen zu ihm herab. Und diese Stimmen kannte er. Sie sagten etwas, was für ihn nicht uninteressant war.

Gute alte Bekannte
    »Gut, jetzt sind wir überall ums Schloß herumgelaufen. Wie willst du hineinkommen, ohne gesehen zu werden? Der Chrysler steht im Ehrenhof, also sind sie da!« sagte die hochmütige Stimme von Jules.
    »Wie weiß ich nicht, aber wir müssen etwas tun«, antwortete die drängende Stimme von Lionette. »Dieser Bursche hat uns nichts getan. Wir haben uns doch über ihn lustig gemacht. Und er ist auf Cresilian entführt worden.«
    »Lionette, hast du dir auch die Folgen überlegt…?«
    »Nein. Es gibt Augenblicke, wo es feige ist, nachzudenken. Ich muß Dickie retten, und ich werde ihn retten. Wenn du nach Hause gehen willst…«
    »Rede kein dummes Zeug. Ich will dir doch helfen.«
    Lennet ging so nah wie möglich an den Luftschacht heran.
    »He!« schrie er. »Hört Ihr mich. Jules, Lionette!« Einen Augenblick Schweigen.
    »Wer spricht da?« fragte Jules.
    »Dickie Hogan. Es ist prima, daß Ihr mir helfen wollt.«
    »Wo sind Sie, Dickie?« rief Lionette.
    »Unter Ihren Füßen. Sehen Sie dort ein Loch? Da muß ein Luftschacht sein, der zu meiner Zelle führt. Ich glaube, ich kann hier heraus, wenn Ihr mir eine Feile herunterwerft.«
    »Wir haben aber keine Feile bei uns.«
    »Das dachte ich mir. Könnt Ihr nicht eine kaufen?«
    »Ganz sicher«, sagte Lionette. »Wir gehen ins Dorf, Jules.«
    »Sofort, Lionette. Monsieur Hogan?«
    »Ja?«
    »Sind Sie nicht überrascht, daß ich noch lebe?« 
    »Nein. Ich habe schon immer gewußt, daß man mit Papierkügelchen niemanden umbringen kann.«
    »Ich entschuldige mich für die schlechte Komödie.«
    »Besorgen Sie mir eine Feile, dann schenke ich Ihnen den Rest.«
    Es dauerte zwanzig Minuten, dann vernahm Lennet wieder die Stimme Lionettes: »Dickie?« »Ich bin da, Lionette.«
    Er zog den Kopf zurück. Es klirrte im Luftschacht. Und plötzlich Stille. Lennet sah nach oben. Fünf Meter über seinem Kopf hatte sich die Feile festgeklemmt.
    »Haben Sie sie?« rief Lionette.
    »Sie hat sich verklemmt.«
    »Das ist ja schrecklich! Was sollen wir jetzt machen? Sollen wir Kieselsteine hinabwerfen, damit sie sich löst?«
    »Das würde nur die Öffnung völlig verstopfen.« Der Geheimagent ließ sich nicht so leicht unterkriegen. Er gab sich nicht so schnell verloren. Aber die steckengebliebene Feile machte ihn zum erstenmal mutlos.
    »He!« schrie Lionette. »Sind Sie eingeschlafen? Was sollen wir tun? Wir könnten natürlich mit Gewalt ins Schloß eindringen. Wir haben die Duellpistolen dabei. Sie sind diesmal mit richtigen Kugeln geladen.«
    »Man läßt Sie doch gar nicht ins Schloß hinein!« erwiderte Lennet. »Aber ich habe eine Idee. Vor vier Tagen haben die Burtons Cresilian verlassen. Sie waren drei Tage am Mont-Saint-Michel. Sie müssen laut Plan heute auf dem Schwarzen Schloß angekommen sein.«
    »Dickie, was wissen Sie von den Burtons?«
    »Oh, ich bin nicht nur Dickie, ich bin gleichzeitig auch Bick, den Sie gar nicht so

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