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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Gibt es eine französische Provinz, die Sie besonders gut kennen?«
    »Die Normandie.«
    »Äh, das ist interessant. Können Sie mir einen Schriftsteller nennen, der sich besonders auf den Teppich von Bayeux gestürzt hat, als er die Geschichte Wilhelm des Eroberers schrieb?«
    »Jean de la Varende.«
    »Was unterscheidet die normannischen Kirchen von anderen?«
    »Der Turm sitzt über der Kreuzung von Längsschiff und Querschiff.«
    »Von wem stammt das Denkmal der Johanna von Orleans auf dem Marktplatz von Rouen?«
    »Maxime Real del Sarte.« Der Geier stellte noch ein paar weitere Fragen und sagte dann: »Darf ich fragen, welche Sprachen Sie fließend sprechen?«
    »Spanisch und Amerikanisch.«
    »Das ist interessant. Warum sagen Sie nicht Englisch?«
    »Das sind zwei verschiedene Sprachen, Monsieur.«
    Lennet wußte das, obgleich er Englisch nur mäßig und Amerikanisch überhaupt nicht konnte. Aber glücklicherweise kam Monsieur Saint-Amarante nicht auf die Idee, die Sprachkenntnisse seines Kandidaten zu überprüfen. Wahrscheinlich hätte er es auch gar nicht gekonnt. Jetzt streckte er Lennet ein Blatt Papier hin.
    »Letzte Aufgabe in unserer kleinen Prüfung«, sagte er.
    »Würden Sie die Güte haben, diesen Text zu überfliegen.
    Er enthält zehn Fehler, und ich bitte Sie, diese zu kennzeichnen.«
    Lennet las laut, um sich selbst Zeit zum Nachdenken zu lassen.
    »Der Marquis X aus dem Hochadel des Kaiserreiches, küßte die Hand des jungen Mädchens, das seine Abendhandschuhe nicht ausgezogen hatte und murmelte: ,Meine Ehrerbietung, Mademoiselle.' Er öffnete die Tür des Restaurants und trat nach ihr ein. ,Kellner', sagte er, ,geben Sie mir einen Tisch in der Nähe des Orchesters.' Während des Essens zeigte er sich dem jungen Mädchen gegenüber sehr aufmerksam, er schenkte ihr Wasser ein, auch ohne daß sie es verlangte und er bot ihr an, nochmals Salat zu nehmen.
    Als er die Rechnung beglich, bat das Mädchen den Kellner: ,Monsieur, bringen Sie mir bitte meine Garderobe!' Anschließend brachte der Marquis das junge Mädchen nach Hause und verabschiedete sich: ,Vielen Dank, Mademoiselle, für diesen schönen Abend. Mit Vergnügen.'«
    Monsieur Saint-Aramante hatte ohne mit der Wimper zu zucken zugehört.
    »Es tut mir leid, ich muß Sie enttäuschen«, sagte Lennet.
    »Ich finde keine zehn Fehler.«
    »Dann sind Ihnen vielleicht welche entgangen?«
    »Im Gegenteil. Ich habe elf gefunden.«
    »Das ist interessant! Lassen Sie hören!«
    »Erstens. Es gibt gar keinen Marquis des Kaiserreiches.
    Zweitens. Man küßt einem jungen Mädchen nicht die Hand. Drittens. Man küßt keine behandschuhte Hand.
    Viertens. Man gibt keinen Handkuß auf der Straße.
    Fünftens. Man bietet einem jungen Mädchen keine Ehrerbietung. Sechstens. Ein Mann geht als erster in ein öffentliches Lokal. Siebtens. Man sagt zum Empfangschef eines Hotels nicht Kellner. Achtens. Man bietet kein Wasser an. Neuntens. Man bietet nicht zum zweitenmal Salat an. Zehntens. Eine Frau spricht nicht direkt mit dem Kellner, wenn sie in Begleitung ist. Elftens. Man sagt nicht ,Mit Vergnügen'. Und schließlich ist ihr Marquis ein Dummkopf, wenn er einen Tisch in der Nähe des Orchesters verlangt: Die sind für die miserablen Kunden reserviert, weil man sich dort nicht unterhalten kann.«
    Von seinen Eltern und später in der harten Schule des Nachrichtendienstes hatte Lennet eine ausgezeichnete Erziehung mitbekommen, so als sei er Bernard von Champ-Denise persönlich. Dazu kam die Erfahrung seines gefahrenreichen und verantwortungsvollen Lebens.
    Am Zittern der hängenden Wangen seines Gegenüber sah er, daß er Herrn Saint-Amarante sehr beeindruckt hatte.
    »Monsieur«, sagte er Geier, »ich zweifle nun nicht mehr daran, daß Sie über den notwendigen Takt verfügen, den man bei einem Unternehmen braucht, wie ich es zu leiten die Ehre habe. Ich werde Sie also benachrichtigen, wenn ich jemanden benötige.«
    »Und im Augenblick?«
    Monsieur de Saint-Amarante wies auf eine Tafel, an der verschiedenfarbige Karten steckten.
    »Im Augenblick«, sagte er, »- ich kann das sofort auf dieser Tafel sehen – im Augenblick habe ich einen Riesebegleiter zur Verfügung. Er wird heute abend zurückkommen. Und ich erwarte gerade jetzt nur wenige Kunden. Sie sehen also, daß ich Sie zu meinem großen Bedauern nicht verwenden kann. Lassen Sie jedoch Ihre Telefonnummer da. Bei nächster Gelegenheit werden wir Sie anrufen.«
    Lennet stand auf dem Bürgersteig der

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