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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Sie hatten gemeinsam schon viele aufregende Fälle gelöst.
    Unterwegs fing er an, seine Rolle zu lernen, so wie es die Papiere in dem Umschlag vorschrieben.
    Dann rief er bei der Reiseorganisation an. Eine hochmütig näselnde Frauenstimme meldete sich:
    »L.A.D.S.-Reisen.«
    »Mademoiselle«, sagte Lennet und näselte ebenfalls.
    »Ich möchte ihren Direktor sprechen.«
    »Wer sind Sie?«
    »Bernard von Champ-Denis.«
    »Was für Wünsche haben Sie?«
    »Meine eigenen, Mademoiselle.«
    »Gut, aber was wollen Sie damit?«
    »Ich möchte angestellt werden.«
    »Monsieur, wir brauchen niemanden.«
    »Das meinen Sie, Mademoiselle. Vielleicht meinen Ihre Vorgesetzten etwas anderes. Ich habe besondere Empfehlungen.«
    »Ich kann Ihnen einen Termin in drei Wochen geben.«
    »Mein Freund, der Herzog von Musignan-Fragance wird sehr enttäuscht sein.«
    Schweigen. Dann sagte die Frauenstimme: »Monsieur, ich habe gerade den Zeitplan des Herrn Direktor angesehen. Ich glaube, daß er Sie morgen um elf Uhr empfangen kann.«
    »Vielen Dank, Mademoiselle. Ich habe von Ihrer Liebenswürdigkeit nichts anderes erwartet.«
    Lennet verbrachte den Rest des Nachmittags, den Abend und den folgenden Morgen damit, sich mit den Sehenswürdigkeiten und der Gastronomie der Normandie zu befassen. Als er sich bei L.A.D.S. vorstellte, wußte er alles über die Geschichte der Schlösser, die Sehenswürdigkeiten und auch über die Spezialitäten der normannischen Küche.
    »Setzen Sie sich, Monsieur. Monsieur de Saint-
    Amarante wird Sie gleich empfangen«, sagte die Sekretärin gekünstelt, indem sie ihn in den Salon führte, den er zwei Tage zuvor schon besichtigt hatte.
    Lennet, der sich bewußt ein wenig nachlässig angezogen hatte – raffiniert geschlungener Schal, eine etwas, aber nicht zu sehr abgetragene Lederweste -, ließ sich in einen Sessel fallen und verzog das Gesicht.
    »Diese Möbel wollte ich nicht in meiner Wohnung haben«, meinte er herablassend.
    »Das sind echte Stilmöbel«, verteidigte sich die Sekretärin.
    »Stil ja, aber nicht aus der Zeit, aus der sie angeblich stammen. Schlechte Imitationen«, bemerkte Lennet noch hochmütiger als zuvor.
    Drei Minuten später wurde er in das Büro des Herrn de Saint-Amarante geführt, jenes Mannes mit dem Raubvogelgesicht, dem er vor zwei Tagen so böse mitgespielt hatte.

Ein Reiseführer auf großer Fahrt
    Der große Geier, ganz in Schwarz gekleidet, sah aus wie ein Beerdigungsunternehmer der Luxusklasse und thronte hinter seinem Schreibtisch. »Junger Mann«, sagte er voller Würde und Herablassung, »Sie wünschten mich zu sehen. Nun, Sie sehen mich. Nehmen Sie bitte Platz, und fangen Sie an!«
    »Monsieur, ich wünsche eine Stellung in Ihrer Firma.«
    »Das ist interessant. Darf ich fragen, weshalb?«
    »Die Arbeit interessiert mich, und ich brauche Taschengeld.«
    »Sie haben meiner Sekretärin gesagt, daß Sie eine Empfehlung des Herzogs von Musignan-Fragance besitzen. Waren Sie bei ihm angestellt?«
    »Bei Mumu angestellt?« Lennets Stimme klang verächtlich. »Aber nein. Ich habe mit seinem Sohn in einem Schweizer Internat studiert. Und eben Frafra, ich will sagen, der Sohn von Mumu, hat mir den Rat gegeben, mich an Sie zu wenden.
    Einer seiner Freunde hat bei L.A.D.S. gearbeitet.«
    »Haben Sie schon einmal so etwas Ähnliches gemacht?«
    »Ja. Sie können meine Empfehlungsschreiben sehen.
    American Express, Unesco und andere…«
    Lennet legte mehrere Empfehlungsschreiben auf den Tisch, deren Schreiber – einschließlich des Herzogs von Musignan mit Lennets Dienststelle in Verbindung standen und die mit viel Lob für einen gewissen Bernard von Champ-Denis nicht gerade sparten. Dabei kannten sie diesen Herrn nicht einmal dem Namen nach.
    Der Geier überflog die Papiere und gab sie zurück.
    »Junger Mann, ich zweifle nicht daran, daß diese Papiere wertvoll sind, aber Sie wissen selbst, daß man sich heute leicht alle möglichen Unterschriften besorgen kann. Gibt es eine Organisation, auf die Sie sich berufen können?«
    »Ich bin Mitglied der Internationalen Gesellschaft der Jugend guten Willens.«
    Monsieur de Saint-Amarante betrachtete aufmerksam das unschuldige Gesicht und die schon etwas harten Züge Lennets.
    »Ich bedaure«, sagte der Direktor, »Ihnen sagen zu müssen, daß ich im Augenblick keine freie Stelle habe.
    Doch wenn Sie die bei uns übliche Aufnahmeprüfung bestehen, werde ich Sie auf die Warteliste setzen lassen und Sie rufen, sobald wir Sie brauchen.

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