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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ein. »Aber wenn mir der Doc sagt, die Kerle bringen kaltblütig einen um, ist entschlossenes Handeln gefragt, oder?«
    »Kommt auf die Situation an.« Stanley zuckte die Schultern.
    »Was soll das heißen, Al?« gab Chavez scharf zurück. »Wir brauchen bessere Richtlinien für die Einsätze. Ich möchte das schriftlich haben. Ab wann kann ich zulassen, daß eine Geisel draufgeht? Wird Alter oder Geschlecht der Geisel ins Kalkül einbezogen? Und wenn jemand einen Kindergarten besetzt hält oder einen Kreißsaal? Ihr könnt nicht erwarten, daß wir den menschlichen Faktor außer acht lassen. Okay, ich verstehe, daß nicht jede Möglichkeit im voraus erwogen werden kann, und als Befehlshaber vor Ort müssen Peter und ich die Entscheidungen treffen. Aber mein Schwachpunkt ist: Ich möchte, wenn irgend möglich, verhindern, daß einer Geisel etwas zustößt. Muß ich deshalb Risiken in Kauf nehmen - bitteschön, dann heißt das, eine Chance gegen eine Gewißheit einzutauschen, nicht wahr? Und in solchen Fällen wird man doch die Chance nutzen, oder etwa nicht?«
    »Dr. Bellow«, fragte Clark, »wie zuverlässig war Ihre Einschätzung des Geisteszustands bei den Tätern?«
    »Ganz eindeutig. Terroristen mit Erfahrung. Sie hatten diesen Anschlag genauestens geplant, und nach meiner Meinung war der Tod einer Geisel beschlossene Sache, um uns Beine zu machen«, erwiderte der Psychiater.
    »Schon vorher? Oder erst bei Ablauf der Frist?«
    »Beides«, stellte Bellow fest. »Es waren politische Soziopathen. Leuten von diesem Zuschnitt ist ein Menschenleben nicht viel wert. Nicht mehr als ein Poker-Chip, den man aufs Spielfeld wirft.«
    »Was wäre passiert, wenn sie Loiselle oder Tomlinson gesehen hätten?«
    »Sie hätten vermutlich eine Geis el getötet. Dann wäre die Lage für ein paar Minuten festgefahren gewesen.«
    »Mein Alternativplan war, in diesem Fall das Haus von der Ostseite zu stürmen und uns so schnell wie möglich den Weg freizuschießen«, fuhr Chavez fort. »Am besten hätten wir uns aus dem Hubschrauber abgeseilt und wären wie der Teufel über sie hereingebrochen. - Auch das ist riskant«, gab er zu, “aber die Leute, mit denen wir's zu tun haben, sind ja auch nicht gerade vernunftbegabt, oder?«
    Den führenden Teammitgliedern gefielen solche Diskussionen nicht besonders. Dabei kam immer nur eines heraus: Sie konnten noch so gut sein als Rainbow-Elitesoldaten - Halbgötter oder Supermänner waren sie nicht. Sie hatten zwei Einsätze hinter sich, beide ohne Opfer auf Seiten der Zivilisten; das stellte den Kommandanten zufrieden, erst recht, weil Team-2 unter widrigen Umständen einen Befreiungsschlag wie nach dem Bilderbuch durchgeführt hatte. Sie trainierten ihre Männer zu Supermännern, zu olympiareifen Kämpfern, perfekt gedrillt im Umgang mit Schußwaffen und Sprengstoff, und - was das wichtigste war - auf das rasche Töten des Feindes programmiert.
    Die Team-2-Mitglieder am Konferenztisch blickten Clark ausdruckslos an und steckten die Kritik mit bemerkenswertem Gleichmut ein. Sie alle wußten, wie riskant und improvisiert der Einsatz von gestern nacht abgelaufen war. Aber sie hatten sich tapfer geschlagen und waren begreiflicherweise stolz darauf, das Schwierigste geschafft, die Geiseln gerettet zu haben. Nur Clark stellte die Umsicht ihres Kommandanten in Frage, und auch das mißfiel ihnen. Für die ehemaligen SAS-Mitglieder unter ihnen war die Antwort so schlicht wie ihr altes Regimentsmotto: Wer wagt, gewinnt. Sie hatten's gewagt und gewonnen. Und das Ergebnis sah gar nicht so schlecht aus: Alle gerettet, keinen verloren. Auch wenn First Sergeant Julio Vega der einzige Pechvogel im Team gewesen war. »Oso« schleppte das Maschinengewehr mit, dessen Einsatz noch auf sich warten ließ. Die Scharfschützen waren, was Vega nicht entging, glänzender Laune wie alle von der leichten Artillerie. Was fielen da seine kurzfristigen Tiefs ins Gewicht. Er war ja dabei gewesen, wenige Meter von Weber entfernt, bereit, sofort Deckung zu geben und zu feuern, wenn einer der Täter Glück gehabt und die Flucht ergriffen hätte. Mit seiner M-60 hätte er ihn in Stücke gefetzt - seine Feuerspritze gehörte zu den besten in dieser Kategorie. Standen Menschenleben auf dem Spiel, kannte er kein Pardon. Nur seine religiöse Seite meldete Bedenken an, wenn Vega so dachte, und war er allein, konnte man ihn bisweilen murren und murmeln hören.
    »Was folgt für uns daraus?« beharrte Chavez. »Wie lauten unsere

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