10 - Operation Rainbow
Wehrpflichtiger begonnen, entschied sich für die Luftwaffen- und Ranger-Ausbildung und kam dann später zu den Special Forces. Von dort ging er an die North-Carolina-State-Universität, um sein Examen als Historiker zu machen, und kehrte als Leutnant zur Armee zurück, wo er rasch die Karriereleiter erklomm. Mittlerweile war er ein junggebliebener Dreiundfünfziger mit vier glitzernden Sternen auf den Schulterklappen, und befehligte jetzt ein Mehrzweck-Kommando. Mitglieder jeder Waffengattung gehörten dazu, die allesamt wußten, wie man am Lagerfeuer aus Schlangen eine wohlschmeckende Mahlzeit bereitet.
»Hallo, Ed«, grüßte der General, der den Anruf über sein Geheimtelefon empfing. »Was tut sich denn so in Langley?« Die Spezialkommandos waren ständig auf Tuchfühlung mit der CIA, übernahmen oft nachrichtendienstliche Aufgaben oder stellten Kräfte bereit, um eine Operation im Außendienst zu unterstützen.
»Von Rainbow kommt eine Anfrage«, erklärte der Direktor.
»Schon wieder? Die haben doch meine Einheiten bereits kräftig geplündert, oder?«
»Machen aber auch was draus. Gestern haben sie in Österreich ganze Arbeit geleistet.«
»Im Fernsehen sah's gut aus«, mußte Sam Wilson zugeben. »Bekomme ich noch zusätzliche Informationen?« Womit er Auskünfte über die Täter meinte.
»Den gesamten Aktenberg, wenn er verfügbar ist, Sam«, versprach Foley.
»Na schön. Was braucht dein Schützling denn?«
»Piloten. Eine Hubschraubercrew.«
»Weißt du eigentlich, wie lange es braucht, diese Kerle auszubilden, Ed? Herrje, sie sind auch ganz schön teuer im Unterhalt!«
»Ist mir doch klar, Sam«, tröstete ihn die Stimme aus Langley. »Aber die Briten werden auch ganz schön rangenommen. Du kennst Clark. Er würde nicht fragen, wenn er's nicht brauchte.«
Das mußte Wilson zugeben. Ja, er kannte John Clark, der einst eine fehlgeschlagene Mission gerettet hatte, und mit ihr eine ganze Kompanie Soldaten. Das war lange Jahre und schon mehrere Präsidenten her. Ein Ex-Navy-SEAL, wie die Firma meinte, mit einer soliden Ordenssammlung und jeder Menge guter Empfehlungen. Und seine Rainbow-Truppe konnte zwei ansehnliche Erfolge verbuchen.
»Na schön, Ed. Wie viele?«
»Einen richtig guten fürs erste.«
Das »Fürs erste« beunruhigte Wilson ein wenig. Aber... »Meinetwegen sofort. Ich rufe dich im Laufe des Tages zurück.«
»Danke, Sam.« Das war das Angenehme an Wilson, dachte Foley. Er fackelt nicht lang, und wenn er »sofort« sagt, meint er auch »sofort«.
***
Chester schaffte es nicht mal mehr so lange, wie Killgore geglaubt hatte. Seine Leberwerte sanken rapide - Vergleichbares war in der medizinischen Literatur unbekannt. Die Haut des Mannes wirkte jetzt schmutziggelb, sah aus wie eine blasse Zitrone und lag runzlig über der schlaffen Muskulatur. Auch die Atmung bereitete Sorgen, wegen der großen Dosis Morphium, die ihn bewußtlos oder wenigstens im Halbdämmern hielt. Killgore und Barbara Archer behandelten ihn so intensiv wie möglich, schon um zu wissen, ob es eine Medikation gegen Shiva gab, doch Chesters körperlicher Zustand war so ernst, daß keine Behandlung die vorgegebenen Gesundheitsstörungen und Shiva zugleich beeinflussen konnte.
»Noch zwei Tage«, stellte Killgore fest. »Vielleicht weniger.«
»Ich fürchte, Sie haben recht«, bestätigte Dr. Archer. Sie hatte alles mögliche versucht, um ihn aufzupäppeln - von konventionellen (nahezu wirkungslosen) Antibiotika über Interleukin-2, das manche in Fällen wie diesem für einen klinischen Durchbruch hielten. Natürlich war die moderne Medizin bei Virusinfektionen oft genug hilflos, doch glaubte man, die Stärkung des körpereigenen Immunsystems an einer Stelle könne einen Angriff anderswo abwehren helfen, und es gab außerdem viele effiziente neue Antibiotika auf dem Markt. Früher oder später würde jemand ein Wunderkräutlein gegen Viruserkrankungen finden. Aber noch war es längst nicht so weit. »Pottasche?« fragte sie, nachdem sie die Aussichten für den Patienten abgewogen und die Sinnlosigkeit weiterer Behandlung eingesehen hatte. Killgore nickte zustimmend.
»Vermutlich ja. Geben Sie ihm, was Sie wollen.« Killgore deutete auf den Medikamentenschrank in der Ecke.
Dr. Archer ging hin, wickelte eine 40-ccm-Einwegspritze aus der Plastikfolie und hielt die Nadel in ein Wasser-Pottasche-Gemisch. Dann füllte sie auf, indem sie den Kolben zurückzog. Sie kehrte ans Bett zurück und entleerte die
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