10 - Operation Rainbow
Wohnverhältnisse in Hereford waren nicht luxu riös, aber bequem -, brauchte sich niemand zu beklagen. Die Moral der Truppe war exzellent. Er hatte nichts anderes erwartet. Sie waren eine Eliteeinheit, und das sorgte bereits für gute Stimmung, zumal sie fast jeden Tag gedrillt wurden - und echte Soldaten liebten den Drill nun mal fast so wie das, wofür man sie ausbildete.
Kleine Reibereien würde es natürlich geben. Team-2 war jetzt zweimal eingesetzt worden, Chavez' Männer konnten sich also ein wenig aufspielen. Das sorgte für Eifersucht in Peter Covingtons Team-1, das im Wettbewerb beim Training und am Schießstand vorn lag - zwar nur um ein Haar, aber Leute, die wie Athleten konkurrierten, strengten sich verdammt an, um den Bruchteil eines Prozentsatzes besser zu sein. Letztlich kam es höchstens darauf an, wer was wann vor der Übung gefrühstückt hatte oder wovon in der Nacht geträumt hatte. Dieser friedliche Wettstreit konnte für ihr Projekt nur gut sein. Und würde vor allem jenen schaden, gegen die man die Männer in den Kampf schickte. Bill Tawney saß am Schreibtisch und beschäftigte sich mit den Informationen über das Terrorkommando der vergangenen Nacht. Die Österreicher hatten mit den Recherchen noch vor der Befreiungsaktion in Deutschland begonnen - im Bundeskriminalamt. Die Identität von Hans Fürchtner und Petra Dortmund wurde durch Fingerabdrücke bestätigt. Noch heute würden BKA-Fahnder den Fall übernehmen. Beispielsweise sollten sie ermitteln, wer den Wagen gemietet hatte, der für die Fahrt zum Ostermann-Anwesen benutzt worden war, und den Unterschlupf der Terroristen ausfindig machen - der vermutlich in Deutschland lag, wie Tawney glaubte. Die anderen vier Täter waren schwerer zu knacken. Fingerabdrücke hatte man bereits genommen und würde sie in Computerprogrammen vergleichen, die in zwischen überall verbreitet waren. Tawney hielt die Einschätzung der Österreicher für zutreffend, daß die vier Helfershelfer aus der ehemaligen DDR stammten, inzwischen eine Brutstätte für alle Arten von Wirrköpfen: bekehrte Kommunisten, die sich jetzt fröhlich als Nazis gebärdeten, unverbesserliche Anhänger des früheren politischwirtschaftlichen Systems, Schwerenöter ohne ideologischen Hintergrund, die der deutschen Polizei zu schaffen machten.
Aber hier handelte es sich um ein politisch motiviertes Verbrechen. Fürchtner und Dortmund waren, wie Bill wußte, zeitlebens gläubige Jünger des Kommunismus gewesen. Als Kinder mittelständisch-bürgerlicher Familien waren sie in Westdeutschland aufgewachsen und hatten sich, wie so viele Terroristen, aktiv für sozialistische Ziele eingesetzt oder das, was sie dafür hielten. Kein Wunder, daß sie das Haus eines hochrangigen Kapitalisten überfielen. Aber was wollten sie von ihm?
Tawney blätterte in den Fax-Mitteilungen, die aus Wien eingetroffen waren. Während s einer dreistündigen Befragung hatte Hans Ostermann der Polizei erklärt, sie hätten seine »speziellen Insider-Codes« beim Börsenhandel über Internet erfahren wollen. Gab es so etwas denn? Vermutlich nicht, aber Tawney wollte es genauer wissen. Er hob den Hörer ab und tippte die Nummer eines alten Freundes, Martin Cooper, ehemaliger »Six«-Mann, dessen Büro mittlerweile im häßlichen Lloyd's-Gebäude mitten im Londoner Bankenviertel lag.
»Cooper«, meldete sich die Stimme am anderen Ende.
»Bill Tawney hier, Martin. Wie geht es dir an diesem regennassen Morgen?«
»Gar nicht übel, Bill. Und bei dir? Was machst du eigentlich jetzt?«
»Ich fresse noch immer aus der Staatskrippe, Alter. Neuer Job, leider verschwiegen - geheim, fürchte ich...«
»Und was kann ich für dich tun?«
»Eigentlich hab ich nur eine ganz blöde Frage. Gibt es irgendwelche Insider-Kanäle im internationalen Finanzhandel? Spezielle Codes und sowas?«
»Mensch, ich wünschte wirklich, es war so. Würde uns den Job sehr erleichtern!« gab Martin Cooper zurück. Früher war er für den British Secret Intelligent Service in Mexico City und auf einigen kleineren Außenposten tätig gewesen. »Was meinst du denn speziell?«
»Ich bin selbst nicht sicher, aber die Frage kam gerade auf.«
»Sagen wir so: Leute auf einer gewissen Ebene pflegen gute persönliche Kontakte. Daher sind sie meist schneller über Börsenentwicklungen orientiert. Aber was du meinst, soll doch wohl anonym funktionieren, als eine Art Netzwerk, ein Markt für Insider sozusagen?«
»Stimmt, so ungefähr.«
»Wenn
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