10 - Operation Rainbow
Spritze in den Tropfbehälter, den sie danach kräftig drückte, um dem Patienten die tödliche Dosis schneller zu verabreichen. Es dauerte ein paar Sekunden, länger als eine direkte Injektion in eine größere Vene gebraucht hätte, aber Archer wollte die Versuchsperson nicht öfter berühren als unbedingt nötig, nicht einmal mit Handschuhen. Es war auch nicht wichtig. Chesters Atem unter der durchsichtigen Plastik-Sauerstoffmaske schien innezuhalten, setzte neu an, zögerte wieder und wurde sechs oder sieben Züge lang unregelmäßig und keuchend. Dann... hörte er auf. Die Brust fiel ein und hob sich nicht mehr. Seine Augen standen noch halb offen, wie die eines Mannes im Tiefschlaf oder unter Schock, blicklos in ihre Richtung gewandt. Jetzt schlössen sich die Lider für immer. Dr. Archer holte ihr Stethoskop hervor und lauschte an der Brust des Alkoholikers. Kein Geräusch mehr. Sie stand auf, zog das Stethoskop herunter und steckte es wieder ein.
Das war's, Chester , dachte Killgore.
»Okay«, erklärte sie nüchtern. »Irgendwelche Symptome bei den anderen Patienten, außer den bekannten?«
»Noch keine. Die Antikörpertests sind allerdings positiv ausgefallen«, erwiderte Killgore. »Ich rechne mit einer Woche oder so, bevor wir erkennbare Symptome verzeichnen können.«
»Wir brauchten Subjekte, die den Gesundheitstests standhalten«, erklärte Barbara Archer. »Diese Leute sind zu... zu krank, um als Brutstätte für Shiva zu dienen.«
»Das hieße ein Risiko eingehen!«
»Ist mir bekannt«, versicherte Archer. »Aber Sie wissen selbst nur zu gut, daß die Testpers onen nichts taugen.«
»Ja, aber die Risiken sind sehr ernst zu nehmen«, widersprach Killgore.
»Auch das ist mir bekannt«, gab Archer zurück.
»Okay, Barb. Melden Sie's an. Ich werde nicht im Wege stehen. Wollen Sie sich um Chester kümmern? Ich muß rasch zu Steve hinüber.«
»Schön.« Sie trat zur Wand, nahm den Telefonhörer ab und tippte drei Nummern auf der Tastatur, um die Entsorgungsleute zu rufen.
Killgore seinerseits begab sich in die Garderobe. In der Entseuchungskammer blieb er stehen, drückte den roten viereckigen Knopf und wartete, bis die Maschinerie ihn aus allen Richtungen mit dem Antiseptikum eingesprüht hatte, von dem sie wußten, daß es sofort wirkte und für den Shiva-Virus unmittelbar tödlich war. Dann betrat er die Umkleidekabine, wo er sich des blauen Plastikkittels entledigte, den er für weitere und intensivere Entseuchung in den Mülleimer warf - nötig war das nicht, aber die Mitarbeiter im Labor fühlten sich dann viel besser -, und grüne Chirurgenkleidung anlegte. Auf dem Weg nach dra ußen streifte er noch den weißen Laborkittel über. Als nächstes blieb er vor Steve Bergs Giftküche stehen. Weder er noch Barb Archer sprachen es laut aus, aber sie würden sich weit besser fühlen, wenn es endlich einen funktionierenden Impfschutz gegen Shiva gäbe.
»Na, John?« grüßte Berg, als sein Kollege eintrat.
»Morgen, Steve«, nickte Killgore zurück. »Wie sieht's denn mit dem Serum aus?«
»Wir testen gerade >A< und >B< im Vergleich.« Berg deutete auf die Affen hinter der Glaswand. »>A< hat die gelbe Armbinde. >B< hat die blaue, und die Kontrollgruppe ist rot.«
Killgore warf einen neugierigen Blick in den Käfigraum. Es waren zwanzig in jeder Gruppe, insgesamt also sechzig Rhesusäffchen. Hübsche kleine Teufel. »Schade um sie«, stieß er unwillkürlich hervor.
»Mir tun sie auch leid, aber anders geht's nicht, mein Lieber!« Keiner der beiden Männer nannte einen Pelzmantel sein eigen.
»Wann werden die Resultate erwartet?«
»Fünf bis sieben Tage wird die >A<-Gruppe brauchen. Neun bis vierzehn die Kontrollgruppe. Und die >B<-Gruppe... naja, wir lassen natürlich die Hoffnung nicht sinken. Wie läuft's auf Ihrer Seite des Instituts?«
»Einen heute verloren.«
»So schnell?« wunderte sich Berg, den diese Mitteilung offensichtlich verstörte.
»Seine Leber war schon hinüber, als wir anfingen. Das haben wir nicht genügend bedacht. Es gibt Leute da draußen, die hochgradig empfindlich auf unseren kleinen Freund reagieren könnten.«
»Nun, wir haben vor zwei Jahren gelernt, wie man damit umgeht, erinnern Sie sich?«
»Ich weiß.« Eigentlich war damals die ganze Idee entstanden. Doch sie würden es besser machen als die Ausländer damals. »Wo liegt der Unterschied zwischen Menschen und unseren bepelzten Freunden hier?«
»Von denen hier habe ich keinen Luft und Sonne
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