10 - Operation Rainbow
fast jeden Test mitverfolgt, das Leiden der instinktgeleiteten Tiere nachgefühlt, das nicht geringer war als das, welches F-4 erlitt. Allerdings wurde bei den Affen kein Morphium gespritzt, was ihm sehr zu schaffen machte. Er haßte es, unschuldigen Wesen, mit denen er nicht reden und denen er nichts erklären konnte, Schmerzen zuzufügen. Und obwohl die Sache es grundsätzlich rechtfertigte (schließlich würden sie Millionen und Milliarden von Tieren vor dem Zugriff des Menschen bewahren), ein Tier leiden zu sehen war für ihn nur schwer erträglich. Auch seine Kollegen empfanden Mitleid mit den großen und kleinen Geschöpfen, die hilfloser waren als die Zweibeiner, deren Schicksal sie völlig kaltließ. Das galt wohl auch für F-4, obwohl man sie nie danach fragte. Warum sollten sie es sich auch künstlich schwer machen? Wieder blickte er auf die Frau herab. F-4 lag schon, von den Narkotika betäubt, im seligen Dämmerschlaf. Wenigstens litt sie, im Gegensatz zu den Versuchsaffen, keine Schmerzen. Das war doch immerhin barmherzig von ihnen, nicht wahr?
***
»Um welche >schwarze< Operation handelt es sich?« fragte der Verwaltungsoffizier über die Sicherheitsleitung.
»Keine Ahnung, aber er ist ein seriöser Mann, wissen Sie noch? Oberst bei Innostrannoje Upmwlenije , wie Sie sich erinnern werden. Vierte Division, Kommissariat S.«
»Ach ja, den kenne ich. Er hielt sich lange in Finsterwalde und Karlsbad auf. Wurde damals mit all diesen Leuten kaltgestellt. Was macht er denn jetzt?«
»Ich weiß es nicht, aber er bietet uns neue Erkenntnisse über diesen Clark an, wenn wir ihm unsere Akte überlassen. Ich empfehle, daß wir darauf eingehen, Wassilij Borrissowitsch.«
»Clark ist für uns kein Unbekannter. Er hat persönlich bei Sergej Nikolajitsch vorgesprochen«, berichtete der Beamte dem rezident, »Ein führender Abwehrspezialist, vor alle m in paramilitärischen Einsätzen, aber auch als Lehrer an der CIA-Akademie in Virginia tätig. Man sagt, er stünde Mary Patricia Foley und ihrem Ehemann nahe. Außerdem heißt es, der amerikanische Präsident höre auf ihn. Doch, seine gegenwärtigen Aktivitäten sind von Interesse für uns.«
Das Telefon, über das sie sich verständigten, war die russische Kopie eines amerikanischen STU-3. Diese Technologie war vor etwas mehr als drei Jahren durch ein Team beschafft worden, das für das Kommissariat T beim Ersten Chefkommissariat arbeitete. Eingebaute Mikrochips, die man peinlich genau nachgebaut hatte, zerhackten die eingehenden und ausgehenden Signale mit einer 128-Bit-Verschlüsselung, die sich alle sechzig Minuten änderte und bei einzelnen Benutzern weiter variierte, deren persönliche Codes auf der einzusteckenden Plastikkarte standen. Das STU-System hatte allen russischen Versuchen widerstanden, es zu knacken, selbst nach genauester Analyse der Hardware, und sie nahmen an, daß die Amerikaner ebensowenig an ihre Gespräche herankamen. Schließlich hatte Rußland seit Jahrhunderten die besten Mathematiker vorzuweisen, und selbst von denen hatten auch die Allerbesten nicht einmal das theoretische Modell gefunden, um die Verschlüsselung zu knacken.
Doch die Amerikaner hatten, durch die revolutionäre Anwendung der Quantentheorie auf die Kommunikationstechnologie, ein Entschlüsselungssystem erfunden, das nur eine winzige Anzahl Spezialisten im »Kommissariat-Z-Bereich« der Nationalen Sicherheits-Agentur handhaben konnten. Jetzt war es wieder an der Zeit. Für die Grobanalyse hatten sie die gewaltigsten Rechner der Welt zur Verfügung, die in den Kellerräumen des weitläufigen NSA-Hauptquartiers standen: einem bunkerähnlichen Labyrinth, dessen Decke mit nackten Stahlträgern versehen war, denn es war nur für diesen Zweck ausgehoben worden. Der wichtigste Computer, der Super-Connector von Thinking Machines, Inc. in Cambridge, Massachusetts, war aus der Konkursmasse des Herstellers übernommen worden. Ursprünglich für NSA-Zwecke gebaut, war die Maschine fast sechs Jahre lang kaum benutzt worden, denn niemand wußte sie sinnvoll zu programmieren. Erst durch die Anwendung der Quantentheorie wurde das anders, und jetzt summte das Monster fröhlich vor sich hin, während sich seine Betreiber schon besorgt fragten, wer ihnen wohl die nächste Generation dieser komplexen Maschine bauen würde.
Abhörsignale aller Art und von überall in der Welt trafen in Fort Meade ein, und eine der Quellen war das GCHQ, das englische Genera l
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